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Redebeiträge und Nachlese zur Demonstration

„Gegen den antizionistischen Konsens – Schluss mit der antisemitischen Gewalt in Kreuzberg und Neukölln“

 

0. Eine bittere Erfahrung, Nachlese durch das Vorbereitungsbündnis

Eröffnung und Begrüßung, Ralf Schroeder

1. Karneval der Kulturen, Liberté Toujours)

2. Gegen die Propaganda des Todes, Justus Wertmüller in türkischer Sprache mit Übersetzung

3. Zur so genannten „Islamophobie“, Bündnis gegen IG Farben Berlin

4.Zur Erinnerung an Eike Geisel, Jörg Rensmann

5. Das Wunder Oranienstraße, Sören Pünjer

6. Kleiderordnung im Kiez, Natascha Wilting

7. Abschlussbeitrag: Ein besonders starkes Stück Deutschland

Anhang:

Chronologie antisemitischer und schwulenfeindlicher Übergriffe in Berlin-Kreuzberg, Neukölln und Schöneberg

 

 

 

 

0. Eine bittere Erfahrung

 

Nachbetrachtungen zur Demonstration „Gegen den antizionistischen Konsens – Schluß mit der antisemitischen Gewalt in Kreuzberg und Neukölln“ vom 10. Juli 2004

 

Wir finden Demonstrationsberichte auch dann langweilig, wenn es unsere eigenen sind. Statt ein Protokoll und zusätzlich einige Einschätzungen zu präsentieren, hätten wir es gerne bei einem knappen Kommentar belassen. Das hätte aber vorausgesetzt, daß in irgendeiner Zeitung oder doch wenigstens einem Internet-Forum auch nur ein im Ansatz mit der Wahrheit übereinstimmender Bericht erschienen wäre. Weil das nicht der Fall war und allerorten gemunkelt wird, aus der Demonstration am 10. Juli heraus seien kleine migrantische Kinder geschlagen, der nicht-deutschen Bevölkerung ein rassistischer Krieg erklärt worden, sich aber das linke und migrantische Kreuzberg entschlossen und massenhaft dieser faschistischen Invasion entgegengestellt hätte, ist es nötig, geduldig Fakten nachzutragen.

1. Wie viele Demonstranten waren es denn nun wirklich? Laut taz-Berlin vom 12.07., in der ein Funktionär der antizionistischen Kiezgruppe Fels den garantiert unvoreingenommenen Bericht schreiben durfte, waren es 120. Laut Polizei und (!) Junge Welt (12.07.), die eigentlich beide nicht zu den Fans dieser Demonstration zu rechnen sind, waren es 200, und im notorisch antisemitischen Internet-Forum Indymedia zählte man sogar überwiegend 250. Wenn nun wir vom Vorbereitungsbündnis die Zahl richtig stellen und verlautbaren, daß gut 300 Demonstranten gekommen sind, dann entspricht das nach aller Erfahrung im Köpfezählen der Wahrheit. Normalerweise nämlich fälschen die Veranstalter linker Demonstrationen die Zahlen nach folgendem Rechenschema: Wenn die Polizei und andere Gegner auf 200 kommen, dann werden mal locker 100% draufgeschlagen und man kommt auf die Zahl 400 plus x Teilnehmer. Weil wir auch beim Köpfezählen keine Linken sind und die gezählten Freundinnen und Freunde sich bedanken würden, wenn wir sie als Linke in Verruf brächten, bleiben wir bei dem, was man bekanntlich unter Linken immer weniger schätzt, bei der Wahrheit: Wir haben über 300 Teilnehmer gezählt, von denen ca. 30 die Demo wegen der dauernden Aggressionen von außen vorzeitig verlassen haben – wir können es ihnen nicht verdenken.

2. Wer ist da durch Neukölln und Kreuzberg gegangen? Knapp 200 Leute aus Berlin und gut 100 aus anderen Städten und Dörfern. Darunter solche, die sich dezidiert als Antideutsche bezeichnen, andere, die sich in erster Linie aus Solidarität mit dem Staat Israel beteiligten, wieder andere, die gegen die gewalttätigen Übergriffe aus dem linksradikalen Kreuzberger Milieu gegen Freunde Israels protestieren wollten, und schließlich Schwule und Lesben, die sich gegen die zunehmende Homophobie in Kreuzberg und Neukölln wandten. Niemand aber kam, um sich an einer Strafexpedition gegen die lokale Bevölkerung zu beteiligen, wie es diverse autonome Kiezwarte vor und nach der Demonstration darzustellen versuchten. Merkwürdigerweise wurden insbesondere Antifaschisten aus ostdeutschen Browntowns, also Leute, die nun wirklich wissen, was geschlossene antisemitische Milieus sind, von einigen Kreuzberger Aborigines besonders lautstark als Fremde beschimpft. So verwundert es nicht, daß es auch diese vornehmlich jüngeren Antifas waren, die anmerkten, wie sehr sie dieser zur Schau getragene Lokalpatriotismus an die Bürgerwehren ihrer ostdeutschen „Heimatkäffer“ erinnere.

3. Worum ging es wirklich? Die Demonstranten haben sich in mehreren Redebeiträgen zu ihren Anliegen laut und deutlich geäußert. Alle Redebeiträge werden im Anschluß an diesen Text dokumentiert – wir überlassen es den Lesern, nach der Lektüre darüber zu urteilen wie ausländer-, ja menschenfeindlich diese Inhalte sind.

4. Stimmt es, daß sich die Kreuzberger Bevölkerung der Demonstration machtvoll entgegengestellt hat und nur massiver Polizeieinsatz den Umzug hat durchsetzen können?

Die erste Aussage ist falsch, zweitere leider nicht.

Im Vorfeld haben insbesondere Leute, die einem deutschen Verein namens Spartakist Jugend angehören, versucht, mit Flugblättern die Kreuzberger und Neuköllner Bevölkerung – insbesondere diejenigen türkischer Herkunft – zur spontanen Formierung von Kiezmilizen aufzustacheln. Verteilaktionen am besonders von Türken stark frequentierten Markt am Maybachufer sowie am Herrmannplatz machen das deutlich. Neben den Trotzkisten von Spartakist haben auch deutsche Antiimperialisten aus dem Umfeld des Gegeninformationsbüros versucht, den Volkszorn anzustacheln. Gegen die „Provokationen“ antideutscher Kriegstreiber, Imperialisten etc. müsse dafür gesorgt werden, die „Kieze Rassisten-frei“ zu halten, also den „rassistischen Aufmarsch“ unter der Losung „Keinen Fußbreit den Rassisten im Kiez“ zu verhindern. Gemessen am Aufwand für die Verteil- und Plakatieraktionen blieb der Erfolg gering. Statt einer Generalmobilmachung gegen die „Handlanger Scharons“ gesellten sich zu den obligatorischen Antisemiten vom Berliner Gegeninformationsbüro, das prominent mit einer Palituch-geschmückten Inge Viett aufwartete und die letzten Aufrechten der Bewegung 2. Juni beherbergt, die Schläger von der Antizionistischen Aktion-Revolutionäre Kommunisten, ein Szene-Anwalt und der ehemalige Asta-TU-Funktionär G.B. und dessen Umfeld aus dem dankenswerterweise nicht mehr existenten Ada-Laden als besondere Scharfmacher. Nur vereinzelt stießen andere deutsche, türkische und arabische Kiez-Patrioten dazu. Dennoch waren es 70 bis 80 Personen, denen nicht nur der Israel- und Judenhass im Gesicht stand, sondern die auch zur Tat schritten. Nur der Polizei und beherzten Demoteilnehmern ist es zu danken, daß die Kiez-Milizionäre ihr Ziel, die Demonstration zu stoppen und möglichst viele Teilnehmer zu verletzen, verfehlten.

5. Der Ablauf. Daß es sich bei Antideutschen anscheinend um Leute handelt, die man zwar als brutale Schläger zu beschimpfen gewohnt ist, denen man aber nicht zutraut, daß sie tatsächlich handgreiflich werden könnten, bewies bereits die Situation während des Auftakts der Demonstration am Herrmannplatz. Ganz ungeniert mischten sich Antiimperialisten und palästinensische Volkstumskämpfer und der o. g. frühere ASTA-Funktionär samt Anhang unter die ersten Demonstranten, beschimpften sie und drohten einigen, die sie namentlich kannten, für einen späteren Zeitpunkt Prügel an. Ironie am Rande: Die handgreifliche Gewalt, die Herr G.B. vom Ex-Ada-Laden auf dem Herrmannplatz Männern androhte, gegen die er im Zweikampf möglicherweise nicht bestanden hätte, entlud sich eine Stunde später gegen eine ihm körperlich weit unterlegene Frau, die er erst wüst beschimpfte, um ihr dann die Amerika-Fahne zu entreißen und in den Landwehrkanal zu werfen. Träte die Szenegerichtsbarkeit in Funktion, so gäbe dies eigentlich genug antisexistischen Stoff für die nächsten Ausgaben der Postille für Strafe und Überwachung namens Interim ab. Aber Stopp, wir vergaßen: der Schläger ist ja nicht einfach nur Kiezfunktionär, sondern migrantischer Herkunft, also ein Opfer pur im Kampf gegen Rassismus und US-Imperialismus. Nachdem die Polizei auf Drängen der Veranstalter solche Enragés vom Herrmanplatz auf die andere Straßenseite verwiesen hatte, sammelte sich dort ein etwa 50köpfiger Mob mit Palästinafahnen, aus dem heraus die Demo wiederholt bedrängt wurde, was immer wieder Anlaß zu polizeilichem Einschreiten gab. Aus dieser Gruppe waren von Anfang an Parolen wie ”Zionismus ist Faschismus“, „Intifada bis zum Sieg“, „Intifada Volksaufstand – Klassenkampf in jedem Land“, „Nazis raus“ oder „Scharon – Mörder und Faschist“ zu hören. Die immer gleichen, vorwiegend deutschen aber auch türkischen und arabischen Aktivisten liefen sich im Verlauf des Umzugs richtig warm. Es kam nicht nur zu vereinzelten Stein- und Flaschenwürfen, auch die Parolen wurden noch eindeutiger. Gegen die Gruppe „Queer for Israel“, die ein Transparent mit der Aufschrift „Solidarität mit den verfolgten Schwestern in Palästina“ trug, wurden wiederholt Rufe wie „Arschficker“ oder „ihr perversen Schweine“ laut. Eine dunkelhäutige Frau aus Äthiopien wurde aufgefordert, die „Rassistendemo“ zu verlassen, weil sie als Schwarze doch gegen die Rassisten demonstrieren müße. Als die Frau jedoch eindeutig bekundete, sie sei Jüdin und unterstütze die Demonstration und vor allem Israel, wurde sie dafür beschimpft und als „Zionistensau“ und „Fotze“ tituliert. Immer wieder erklangen am Rande Rufe wie “Judenschweine”, ”Hurensöhne” oder ”scheiß Fotzen”. Die Abschlußkundgebung wurde mit Sprüchen wie „Kindermörder Israel“, „Gestern habt Ihr Juden vergast, heute laßt Ihr die Juden für Euch vernichten“, „Euch müßte man alle umbringen“ oder „Nie wieder Israel“ begleitet. Gegen Ende skandierte die Menge außerdem: „Deutsche Polizisten schützen die Rassisten“ und „Tod den Juden, Tod dem Staat Israel“. Besonders faszinierend war eine ganz neue Form des Antifaschismus: Deutsche und palästinensische Jungmänner skandierten wiederholt „Nazis raus“ während nebenstehende dazu den Hitlergruß zeigten – selbstverständlich nur, um den nationalsozialistischen Charakter der israelsolidarischen Demonstration deutlich zu machen.

Nach der Demonstration flogen mehrfach Steine auf U-Bahn-Waggons, in denen man abfahrende Teilnehmer wähnte. Einer der Demonstranten wurde auf seinem Heimweg von Mitgliedern der Revolutionären Kommunisten (RK) vom Fahrrad gezogen und geschlagen. Eine Frau wurde mehrere hundert Meter weit von einer Gruppe junger Palästinenser verfolgt und permanent beschimpft. Ein anderer Teilnehmer konnte sich nur durch das Ziehen der U-Bahn-Notbremse und der dadurch automatisch ausgelösten Alarmierung des Securitydienstes am Kottbusser Tor in Sicherheit bringen.

6. Ging denn auch Gewalt von der Demo aus? Für die Polizei nicht, die hatte mit den sogenannten Gegendemonstranten zu tun, von denen vier festgenommen wurden und etliche Platzverweise erhielten – eine Person aus den Reihen der Demonstranten wurde auf schützende Kleidung durchsucht. Tatsächlich wurden, wenn ein Angriff akut und die Polizei nicht in Reichweite war, Maßnahmen des Selbstschutzes ergriffen; davon Betroffene wissen sehr wohl, warum ihnen nach der Demonstration das Schienbein weh tat. Auch am 10.07. galt, was vorher schon galt und auch so bleiben wird: Antideutsche oder israelsolidarische Demonstranten praktizieren Selbstschutz nur dann, wenn die Polizei den Schutz gegen die Antisemiten am Wegesrand nicht gewährleisten kann. An Strafaktionen haben wir kein Interesse. Einzelne Angreifer werden wir, soweit uns das möglich ist, auch weiterhin der Polizei übergeben – von szeneüblicher Selbstjustiz halten wir nichts.

7. Und die Kinder? Aus der Altersgruppe der 6-12jährigene haben sich leider insgesamt mindestens 20, die wohl zufällig des Weges gekommen sind, durch Sprüche und Rufe sehr unangenehm hervorgetan. Welches Bescheidwissen über Juden aus diesen Kindern sprach, wirft ein sehr düsteres aber zugleich auch bezeichnendes Licht auf deren Eltern. Die ganz Kleinen erklärten unaufgefordert: „Wir mögen keine Juden, die sind böse!“ Die über 10-Jährigen hatten schon „Kindermörder Israel“ gelernt, aber eben auch „Judenschweine“ und „Tod Israel“ im Repertoire. In der Altersgruppe der 12-16jährigen (noch einmal an die 20, die teilweise von Älteren mobilisiert wurden) waren auch solche, die ihre Kampfsporterfahrungen an Demonstrationsteilnehmern ausprobieren wollten. Die attackierten antifaschistischen Freunde, die an der Spitze des Umzuges liefen, wo es zu diesen „Kinder“-Angriffen kam, hatten keine Mühe, die kleinen Djihadisten wieder los zu werden. Soviel zum Thema Kinderschläger und antideutsch.

Vielleicht war es ja Gewalt, daß wir sehr kleinen Kindern Israelfahnen schenkten, die ihnen natürlich gefallen haben. Die migrantischen unter ihnen wurden wegen ihrer blauweißen Fahne von ihren Vätern oder älteren Brüdern wüst beschimpft und gezwungen, die antifaschistischen Winkelemente fallen zu lassen. Haben wir jetzt diese Kinder traumatisiert?

8. Wie haben sich die Passanten verhalten? Trotz dieses Gewaltpotentials waren es nicht wenige aus der Antifa, die die Demonstration am Rande begleiteten, ihr gegenüber zwar skeptisch, keineswegs aber feindlich gesonnen waren und durchaus mit der Absicht gekommen sind, antisemitische Ausfälle gegen die Demo zu unterbinden. Auch sie mußten ein ums andere Mal um ihre Gesundheit bangen. Mehrmals wurden sie nicht nur verbal, sondern auch körperlich angegriffen.

Die wilde Schreierei von bis zu 100 Antisemiten hat in engeren Straßen vielleicht den Eindruck aufkommen lassen, hier hätten sich auch Leute, die es nicht von Anfang an vorgehabt hatten, den “Protesten” angeschlossen. In Wirklichkeit sind Herr und Frau Kreuzberger genauso desinteressiert ihrer Wege gegangen wie sie es immer tun, wenn eine der vielen Demonstrationen an ihnen vorbeizieht. Das stellt zwar angesichts der Tatsache, daß auf deutschen Straßen wieder offen zum Judenmord aufgerufen wurde, einen Skandal dar. Wenn man aber bedenkt, daß Linke und andere Antiimperialisten die ganze Familie Kreuzberg zum Pogrom aufgerufen haben, dann ist es immerhin erfreulich, daß man solchen Mordbuben nicht zu folgen gewillt ist.

 

Einige Befürchtungen und Schlußfolgerungen

 

Ernst zu nehmen ist: Das antisemitische Schlägerspektrum aus dem Jugendzentrum TEK war geschlossen anwesend und genauso gewalttätig wie immer schon. Nicht nur Vertreter der arabischen Straße hatten – wenn auch wenig erfolgreich – mobilisiert, sondern auch erstmals solche am SO-36-T-Shirt kenntliche Kameraden, die gleich noch eine „türkische Straße“ an die antisemitische Front bringen wollten. So wurde ein Jugendtrainer des in Kreuzberg nicht unwichtigen Vereins Türkiyem Spor festgenommen, weil er mit den Füßen nach Demonstranten getreten hatte. Sogenannte Alt-Autonome und andere deutsche Antizionisten, die nicht in den Geruch kommen wollen, Antisemiten zu sein, haben – entgegen ihren Ankündigungen – nur ganz vereinzelt versucht Rufe wie „Tod den Juden, Tod Israel“ zu unterbinden. Eine Frau, die genau solche Bekenntnisse zum Judenmord verhindern wollte, wurde als „Fotze“ und „Schlampe“ beschimpft. Wir räumen ein: Hätten die genannten Linken massiver versucht, die entsprechenden Schreier zu kritisieren, sie wären selber körperlich angegriffen worden. Allerdings: Daß es so war, wird im Nachhinein von unseren Pogrompädagogen und Mobpolitikern verschwiegen. In Kreuzbergs Linker heißt es wie immer: Es darf nicht sein, was nicht sein kann. Am Rande nur sei erwähnt, wie wenig es der Demonstration darum ging, die Kreuzberger Dinosaurierlinken vorzuführen, von denen sich mittlerweile ohnehin jeder Mensch mit Restvernunft fernhält.

Zu Konstatieren ist: Offen gewalttätige Kreuzberger Antisemiten gibt es entweder noch relativ wenige, oder aber – und das erscheint uns wahrscheinlicher – sie sind bisher noch schwer zu mobilisieren. Bedenklich stimmt, daß zunehmend Jugendliche aus palästinensischen und leider auch türkischen Familien, deren Israel- und Judenhaß endemisch ist, von völlig verantwortungslosen Haßpredigern aus dem Umfeld von Spartakist, Tek, Gegeninformationsbüro und dem Ex-Ada-Laden zu Gewalttaten geradezu animiert werden. Damit folgen diese Leute ganz bewußt dem globalen linken Trend, wie er sich regelmäßig nach Treffen wie die von Porto Alegre, Paris, Bombay oder sonstigen no global-Aufmärschen konstatieren läßt.

Festzustellen ist ebenfalls, daß es weder uns als Veranstaltern noch anderen Gruppen oder Einzelpersonen gelungen ist, mit gemäßigten türkischen Gruppen und Vereinen in Kontakt zu kommen. Immerhin sind die Kreuzberger und Neuköllner Türken in ihrer Mehrheit weder Mitglied bei Milli Görüs noch bei stalinistischen Antisemitenbanden. Ihre Vorlieben für Intifada und Scharia halten sich glücklicherweise noch immer in engen laizistischen Grenzen.

 

Wozu das Ganze, ...

 

... fragen jetzt viele. „Ihr wußtet doch selbst am besten, wie die Stimmung unter Kreuzbergs Linken und Palästinensern ist. Was habt ihr Euch und uns jetzt damit bewiesen?“

Bewiesen haben wir sicherlich gar nichts. Und doch hätten wir uns gefreut, wenn mehr Leute sich gegen den offenen Antisemitismus des Begleitmobs ausgesprochen hätten. Und doch wären wir froh gewesen, wenn die Polizeibegleitung nicht nötig wäre. Schließlich sollte man doch annehmen, daß es möglich sein muß, anläßlich brutaler antisemitischer Gewalt und der Omnipräsenz entsprechender Haßparolen ungehindert gegen solche antisemitischen Putztruppen öffentlich aufzutreten.

Aber noch einmal zu den Beweisen. Wer bitte hat es bis jetzt außer uns für notwendig erachtet, darauf hinzuweisen, daß sich in Kreuzberg und Neukölln im Schutz von Multikulti eine Intifada-Kultur entwickelt hat? Wir wissen, daß das viele Tausend Kreuzberger wissen und sich auch ein wenig sorgen. Nur: Öffentlich kündet davon, weil der Kiez ja unbedingt zusammenhalten muß, noch am ehesten der jeweilige Polizeibericht. Wir wissen auch, daß unter türkischen wie deutschen und anderen migrantischen Kreuzbergern die Sorge, ja teilweise sogar die Angst vor der zunehmenden Islamisierung und der zunehmend frauen-, schwulen- und eben judenfeindlichen Stimmung im Zeichen des radikalisierten Islam umgeht. Wir wissen aber auch, daß es zu den gepflegten Tabus gehört, darüber offen, also kritisch zu reden.

 

Wie weiter?

 

Zu den nächsten Vorfällen wird es mit Sicherheit kommen. Es muß gar nicht wieder einen Freund Israels oder einen israelischen Bürger treffen. Vielleicht machen endlich einmal belästigte und angegriffene Frauen (deutsche wie migrantische) deutlich, was sie so erleben und erleiden müssen. Vielleicht werden es Schwule sein (nicht nur Peter, auch Murat trifft es), die, bevor sie in einen anderen Bezirk umziehen, einmal öffentlich erklären, warum und wegen wem sie wegziehen müssen. Vielleicht ist es ein alevitischer Kulturverein, der mit der Wahrheit darüber herausrückt, was es heißt, als von der „wahren Religion abtrünnig“ erklärt zu werden. Vielleicht gibt einmal jemand eine Studie über Mädchen unterm Kopftuch in Kreuzberg und Neukölln heraus, ergänzt um ein paar Angebote für Aussteigewillige.

Wir wünschen uns, daß der faule Kiezfrieden gebrochen wird, daß gerade den Migranten und vor allem den Migrantinnen, die als erste unter der Vereinnahmung durch religiös oder national definierte Communities zu leiden haben, endlich Gelegenheit gegeben wird, sich gegen das Diktat der autochthonen Kultur aufzulehnen.

Wir hoffen, daß jene, die als die autonome oder alternative, antiimperialistische, feministische Kreuzberger Szenelinke auftreten, endlich einmal vor dem erschrecken, was sie mit angerichtet haben. Und sei es nur dadurch, daß immer mehr mit dem Finger auf sie zeigen und sagen: Die da verteidigt auch das Kopftuch für kleine Mädchen, der steckt mit den RK unter einer Decke, diese wollen den Staat Israel bekämpfen und jene kooperieren mit dem wahabitischen Moscheeverein um die Ecke.

Wir haben ein bißchen Avantgarde gemacht, wie vor zweieinhalb Monaten schon in Hamburg. Den wirklichen Kampf gegen Intifada und Scharia im Kiez, gegen das multikulturelle Linksnazi-Bündnis, dessen Helden bei jeder Gelegenheit das NPD-Programm aus Volksgemeinschaft und Judenhaß herausschreien, können wir nicht aufnehmen. Dazu sind wir zu wenige. In Kreuzberg und Neukölln gäbe es aber genug, die, wenn sie nur wollten, den Trend umdrehen könnten. Wir sind sicher, daß es dazu Gelegenheiten genug gibt, in Vereinen, Initiativen, Nachbarschaftsinitiativen, Kiezmanagements und sogar Parteien. Ein dorniger Weg, denn gerade in Kreuzberg sind die Ströbele-Deutschen in der Mehrheit und unter den aus der Türkei stammenden Mitbürgern sind nicht wenige, die sich aus Tageszeitungen wie Aksam ihr antisemitisches Weltbild bestätigen lassen. Wer es nicht wenigstens versucht, hat sich als kritisches Subjekt schon aufgegeben und wird – ohne dem Absturz des Bezirks ins bunte Antisemitengetto auch nur entgegengearbeitet zu haben – Kreuzberg schneller lebe wohl sagen müssen als ihm lieb ist. An einer Koalition der Willigen, so haben wir auf der Abschlußkundgebung versprochen, beteiligen wir uns gern – wir können und wollen sie nicht anführen.

Das Berliner Vorbereitungsbündnis

 

 

Eröffnung und Begrüßung, Ralf Schroeder

 

Liebe Freundinnen und liebe Freunde!

Im Namen der Veranstalter: Ein herzliches Willkommen auf der heutigen Demonstration „Gegen den antizionistischen Konsens! Schluß mit der antisemitischen Gewalt in Kreuzberg und Neukölln!“

Und ein beinahe ebenso herzliches Willkommen all den Zaungästen, die wir nicht zu unseren Freundinnen und Freunden zählen dürfen und denen wir – nicht nur am heutigen Tage – Anlaß zu Verwirrung und Mißmut sein müssen.

Ich meine all jene, die den Mythos des multikulturellen, toleranten, linken Neuköllns und Kreuzbergs behaupten, aber nicht dagegen aufbegehren, wenn ihre Stadtbezirke zur No-Go-Area für Freunde Israels und erst recht für Jüdinnen und Juden werden. Das Problem sind nicht allein die „Antizionisten“ aus dem linksradikalen Spektrum, nicht allein das antisemitische Millieu der Islamisten.

Gemeint sind auch die Friedfertigen, die von Toleranz reden, und die die Fahnen und Symbole völkischer und islamistischer Verbrecherbanden an den Häusern und in den Cafés wenig stören.

Gemeint sind die Szenegänger vom Heinrichsplatz, die sich über die gebrüllten, antisemitische Parolen migrantischer Jugendlicher nicht empören wollen, und die diese Haltung dann als Antirassismus verklären.

Und gemeint sind natürlich all diejenigen, die Christian Ströbele das Direktmandat in den Bundestag sicherten, wohl wissend, daß bei ihm der Linkspopulismus Vernichtungsphantasien gegen Israel wie selbstverständlich einschließt.

Es sei daran erinnert, warum wir uns hier heute zusammgefunden haben. Während des Karnevals der Kulturen am 30. Mai wurden zwei Antifaschisten, die ihren Antifaschismus ernst meinen und deshalb auch offen gegen Antisemitimus stehen, von Schlägern der „Antizionistischen Aktion“ mit Messern angegriffen und z.T. verletzt. Drei Tage später dann greifen zwei Palästinenser in der Sonnenallee einen Israeli an, der an der Kippa als Jude zu erkennen war.

Toleranz ja – aber nicht für Freunde Israels. Multikultur ja – aber nicht mit Juden in diesem Kiez. Neukölln und Kreuzberg sind zunehmend von einer antisemitischen Stimmung geprägt, die immer mehr zu militanten Übergriffen führt. Ein unerträglicher Zustand, bei dem sich die widerlichsten und erbärmlichsten Teile der Deutschen, der Linken und der Migranten zusammenfinden. Denen gilt unsere Demonstration!

Für Antisemitismus und Antizionismus kann es kein Verständnis und keine Toleranz geben. Egal ob linke oder rechte, deutsche oder nicht-deutsche Antisemiten: Sie sind das Problem. Und wir wollen ihnen ein Ärgernis sein!

Am Eingang von Kreuzberg, direkt an der Oberbaumbrücke, wird man von linken Gutmenschen schon auf das zu Erwartende vorbereitet. Auf einem letzten Stückchen Mauer hat schon vor Jahren jemand die schwarz-rot-goldene Flagge aufgemalt und einen blauen Davidstern als Emblem darüber gesetzt. Auch wenn der Künstler diese Geschmacklosigkeit als Beitrag zu „Völkerverständigung und Versöhnung“ intendiert hatte, so ist die Bildunterschrift unmißverständlich. Dort steht: „Die Mauer der Schande steht jetzt in Israel!“.

Und in einer anderen Ecke, in der Neuköllner Sonnenallee, hängen in den Cafés, die sich z.B. „Al-Aksa“ nennen, Symbole von islamistischen Terrorgruppen und Bilder von Muftis und sogenannten Märtyrern an der Wand.

Ein Modell für das rot-grüne Deutschland: links, liberal und multikulturell? Und wenn es so wäre: Uns stinkt der Frieden zwischen Linksdeutschen und Islamisten! Dieser Frieden ist nicht der unsere!

Man wird sich gestern nachmittag sehr gefreut haben, in der Oranienstraße und am Herrmannplatz, in der altlinken WG und im Islamisten-Treff. Der Internationale Gerichtshof, beauftragt von den Vereinten Nationen, initiiert von den arabischen Staaten, hat – wie erwartet – Unrecht gesprochen.

Die Ticker meldeten: „Israel soll die Mauer einreißen.“ Wir wollen nicht so sophistisch sein und fragen, welche Mauer? Gemeint ist wohl der antiterroristische Schutzwall, der in den letzten Monaten die Anschläge auf Israel durch palästinensische Mörder deutlich erschwert hat. Erreicht wurde, was – die letzten 10 oder 12 Jahre sollen hier als Beweis dienen – mit der Arafat-Clique nicht auf Verhandlungswege zu erreichen war: Nämlich relative Sicherheit für Israel.

Seit Errichtung des Zaunes ist die Zahl der Opfer drastisch zurückgegangen. Der Zaun hat sich als Erfolg erwiesen. Er ist eine gewaltlose Sicherheitsmaßnahme, die Leben rettet.

Keine friedensschaffende Maßnahme der letzten Jahre war so erfolgreich wie der Bau des Schutzwalls begleitet vom entschiedenen militärischen Vorgehen gegen die Anführer des Terrors. Wir haben allen Grund, uns über diese Erfolge zu freuen!

Miri Avitan, deren Sohn vor zwei Jahren bei einem Selbstmordanschlag in Jerusalem getötet worden war, sagte gestern in einem Interview:

„Wie schlimm steht es um unsere Welt, wenn das Gericht, das eingerichtet wurde, um Nazis zu verurteilen, jetzt die Opfer verurteilt, die sich vor neuen Kriegsverbrechern schützen wollen, die in Bussen, Häusern und auf der Straße Frauen und Kinder ermorden.“

Israel steht wie immer fast allein. Nur die Vereinigten Staaten haben beim Internationale Gerichtshof gegen das Urteil gestimmt. Die Fahne der Amerikaner hat in dieser Demonstration gute Gründe! Unser Respekt gilt den USA als verläßlichem Partner Israels.

Shimon Stein, der Botschafter Israels in Berlin, hat gestern auf die unzweifelhafte Problematik hingewiesen, Sicherheit für Israel herzustellen ohne einen Partner dafür auf der palästinensischen Seite zu haben. Dies hat zwangsläufig erhebliche Auswirkungen auf die palästinensische Gesellschaft. Aber welche Alternative gäbe es? Stein sagte:

„Nach mehr als 19.000 Terrorangriffen, 927 toten Männern, Frauen und Kindern und Tausenden mehr an Verwundeten während der vergangenen drei ein halb Jahre versucht Israel, sich durch den Bau eines Zauns, der allein der Verteidigung dient, zu schützen. Dieser Zaun soll Selbstmordattentäter und bewaffnete Terroristen daran hindern, israelische Busse, Cafés und Stadtzentren zu erreichen.“

Und deshalb halte ich es bei aller angemessen Polemik für erlaubt, den alten Spruch von Ronald Reagan zu modifizieren. Reagan sagte: „Mr. Gorbatchov, tear down this wall!“ Es ist an uns zu skandieren: „Mister Sharon, built up this wall!“

Wir stehen gegen das antisemitische Pack in Neukölln und Kreuzberg, gegen all die, die besser heute noch als morgen Israel als jüdischen Staat beseitigt wissen wollen, die zwanghaft jeden Juden notwendig mit Israel assoziieren, die es für Jüdinnen und Juden kritisch, ja z.T. gefährlich machen, als solche erkenntlich hier zu leben.

Wir stehen gegen eine Toleranz, die alles auszuhalten bereit ist, was an Niederträchtigkeiten im Namen von Kultur und Identität verbrochen wird.

Wir stehen gegen die Antirassisten und Internationalisten, die in jeder noch so terroristischen, völkischen und antisemitischen Bande auf dieser Welt sozialen Protest oder gar Revolution wittern.

Und wir stehen gegen die „Friedensmacht Europa – im deutschen Interesse“, wie sie Rot-Grün propagiert.

Damit stehen wir ziemlich allein. So what? Aber auch wenn wir keine Massenbewegung sind: In diesem Lande auf Mehrheiten zu hoffen war selten eine gute Idee.

Shabat Shalom allen jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern.

Und unseren Freunden in Israel und in den Vereinigten Staaten versprechen wir: Es gibt in Deutschland einen schmutzigen Job zu erledigen. Irgendjemand muß ihn machen. Deswegen sind wir heute auf der Straße.

Lang lebe Israel!

 

 

 

 

Die Redebeiträge:

 

1. Karneval der Kulturen, Liberté Toujours

 

Wenn man sich eine Vorstellung über Neuköllns Norden machen will, kommt man am Herrmannplatz, der an der Grenze zu Kreuzberg liegt, nicht vorbei. Mit einer U-Bahn-Umsteigestation, mehreren kleinen Geschäften und einem Kaufhaus versehen, drängt sich hier wirklich ein erheblicher Teil der Bewohner des Bezirks über den Platz. An einer der Telefonzellen des Platzes, hat jemand einen Zettel geklebt, auf dem die Wörter „USA, ISRAEL“ mit doppeltem S, in Anlehnung ans deutsche SS-Zeichen stehen. Solch ein Bekenntnis drückt sich aber auch in der Kleidung junger wie alter Männer aus, wenn sie vorzugsweise in Palitüchern, wahlweise mit grünen Fransen an ihrem Ende herumstolzieren. Wer sein Einverständnis mit dem islamistischen und völkischen Terror etwas dezenter zur Schau stellen will, trägt Anhänger in der Form eines palästinensischen Staates vom Mittelmeer bis zum Jordan in den Farben des palästinensischen Volkes. Ja, man feiert in Neukölln im Café Jenin oder in der Al-Aqsa-Konditorei, wenn wieder israelische Zivilisten Opfer von Anschlägen wurden.

 

Die Frauen sind dort nicht zugelassen, also shoppen sie lieber in der Al-Aqsa-Boutique, in der man sich mehr oder weniger graue Kopftücher kaufen kann. Wie viele städtisch geförderte Projekte für Frauen es auch immer in Neukölln gibt, am Mainstream der Kopftücher ändern sie nichts. Die Frauen machen keinen Hehl daraus, dass sie ihre Emanzipation und deren Grundlage, die Zivilisation, mal kreuzweise kann, und dass sie den anderen islamischen Frauen das gleiche Schicksal wünschen und alles in ihrer Macht Stehende tun werden, um das bei Töchtern und Nachbarinnen auch durchzusetzen. Emanzipierte Türkinnen und Araberinnen, die den Abwurf des Kopftuches als eine Befreiung sehen, gibt es hier immer weniger.

 

Westlich gekleidete Frauen, ob migrantisch oder nicht, müssen sich, auf dem Kottbusser Damm, also der Straße, die wir gleich entlang gehen werden, immer häufiger anhören, dass sie unrein oder eine „Schlampe“ seien und stinkenwürden. Die islamische Kiezmiliz verteidigt ihr Ghetto als Festung gegen die Zivilisation, wie die sogenannte „arabische Straße“ und den „arabischen Bürgersteig“ gegen jene, die sich ihr nicht beugen. Sie bedroht den, der nicht klein beigibt mit Gewalt und wendet sie durchaus auch einmal an, egal, ob man sich selbst als links oder rechts versteht.

 

Doch wie sehen die Linken Neukölln, die sich immer mehr in den deutschen Verhältnissen betätigen und z.B. in Hellersdorf oder Köpenick versuchen, eine linke Gegenkultur aufzubauen? Am besten man erkundigt dafür sich beim linksradikalen Gender-Spektrum vom alternativen Christopher-Street-Day und natürlich bei der Antifaschistischen Linken Berlin (ALB), die inzwischen auch einige ihrer Aktionen am Hermannplatz ausrichteten.

 

Die ALB malt den ehemaligen Arbeiterbezirk in rosaroten Farben:„Der Hermannplatz ist ein zentraler Platz, wo jede und jeder uns sieht: Am Hermannplatz treffen alle aufeinander, ob glückliche oder unglückliche Arbeitslose, Aussteiger oder Aufsteigerinnen, Einkaufswillige oder Verkaufsfrustierte, protestmüde oder protestwillige Studierende...“. Dies schreiben sie in einem Flugblatt zu ihrem Festbankett auf dem Hermannplatz im Rahmen der sozialkritischen „Mai-Steine“-Aktion. Selbst wohnen will man als ALBler hier zwar nicht, aber gern schaute man sich das Getummel auf dem Platz sozialromantisch-multikulturell verklärt an, als wolle man das Elend im Reservat konservieren.

 

In ihrer Aufzählung der Besucher des Hermannplatzes haben sie nur eins „verschwiegen“. Kein Wort davon, wer sich hier eigentlich warum als Aussteiger aus dem Verwertungszusammenhang sieht: Es sind Jugendbanden mit und ohne Migrationshintergrund, die sich als Kiezwarte betätigen und die Bewohner auf ihre islamische Gemeinschaftstauglichkeit kontrollieren möchten und sich schon deshalb als Antizionisten verstehen. Sie setzen statt des Verwertungszusammenhangs ihre Bandenherrschaft und werden gerade dadurch zu kiezinternen Aufsteigern. Sie passen schon ganz ohne die ALB darauf auf, dass viele Migranten immer Aussteiger bleiben und dass die Geschlechterseparierung unter den Jugendlichen anhält, um sich die Einsteiger in die Parallelgesellschaft, eben nicht der Protest-, sondern der Zivilisationsmüden selbst zu schaffen.

 

Man stelle sich nun also all die oben beschriebenen Neuköllner vor, die von der ALB in ihrem Flugblatt folgendes gefragt werden: „Wo stehen sie nur, all die Monumente unserer Völlerei und Verschwendersucht? Allein, wo sollen wir sie hinstellen, unsere Barrikaden? Zu wem lässt sich der Protest gegen unsoziale Politik tragen und gegen die verstärkte Bereicherung der Eliten?“ Der Neuköllner hatte aber seine Antwort schon gefunden, auch ohne ALB. Denn seine Barrikaden hat er täglich aufgerichtet. Zuletzt im Juni 2004 am südlichsten Ende der Straße rechts von Euch, der Sonnenallee: als Zeichen seines „sozialen Widerstands“ schlug ein arabischer Neuköllner auf einen Mann ein, den er wohl anhand der Kippa, die dieser trug, als Inkarnation der Völlerei, als Verschwender, als elitäreren Bereicherer an seinen arabischen Landsleuten erkennen wollte. So ist es in Neukölln und wie die ALB schon sagt: So schwer fällt es in Neukölln, „einander zu ertragen“. Ach, und der Nazi-Aufkleber an der Telefonzelle hing auch an dem Tag nach dem Festbankett noch an der gleichen Stelle.

 

Auch der alternative Christopher-Street-Day will sich nicht erklären, wieso man in Neukölln zuschlägt, um die islam-soziale Gemeinschaft der Aussteiger gegen alles Jüdische, Liberale, Fortschrittliche zu verteidigen. In ihrem Aufruf zum diesjährigen „transgenialen CSD“ wurde postuliert, dass nicht ein Zuviel, sondern eigentlich noch ein Zuwenig an Gemeinschaft der Grund für diese Gruseligkeiten sei. Sie schreiben: „Die vielen Kriege und die Militarisierung der Gesellschaft, in Verbindung mit den sozialen Angriffen auf unsere Lebensverhältnisse schaffen eine menschliche Kälte, in der jeder sehen muss wo er bleibt“. Sie schwafeln von Krieg, Militarisierung und Angriffen, ohne vom internationalen Krieg gegen Juden, den man im Kleinen auch in Neukölln und Kreuzberg führt, zu reden und ohne von den ganz realen, gewalttätigen Angriffen zu sprechen, die letztes Jahr im Juni – hier am Herrmannplatz – aus ihren Reihen gegen Menschen verübt wurden, die die Fahne des jüdischen Staates am Rande des alternativen CSD trugen. Da staunten die Neuköllner Islamisten nicht schlecht, als da ein paar Homos auf dem Herrmannplatz standen, denen man in so manchem islamischen Land den Bund mit dem großen und kleinen Teufel nachsagt, und die jetzt diejenigen Homos und Heteros angriffen, die Schilder mit der Aufschrift „Stoppt den islamistischen Tugendterror!“ und „Solidarität mit Israel“ trugen.

 

Wenn der alternative CSD sonst keine seiner das Geschlechterverhältnis betreffenden Forderungen hier anbringen konnte, so haben sie damit aber doch am besten erreicht, was ihr Ziel war: „ihre eigene Kultur den arabischen und türkischen Jugendlichen nahezubringen“, natürlich gilt das nur, wenn man – wie anscheinend die Ausrichter dieses CSD – davon ausgeht, daß türkische und arabische Jugendliche gar keine eigene homosexuelle Kultur haben.

 

Was einige Neuköllner aber wirklich von den Teilnehmern eines CSD halten, konnte man kürzlich feststellen: mitten im türkisch-arabischen Kiez von Neukölln hing ein Plakat des Lesben-und Schwulenverbands Deutschlands, auf dem stand: "Kai ist schwul. Murat auch! Sie gehören zu uns. Jederzeit!" Während Frauen durchaus auf das Plakat schauten, machten Männer lieber einen großen Bogen darum. Nach kurzer Zeit prangte auf dem Plakat in großen Buchstaben: "Die Lesben und die Schwulen sind krank. Wir müssen sie heilen." Murat hatte man einfach weggestrichen.

 

Doch weil man als israelhassende Tunte meint, den Neuköllnern immer noch nicht genug der eigenen „Kultur“ nahe gebracht zu haben, begann dieses Jahr der CSD gleich noch ein Stückchen tiefer in Neukölln, am Rathaus. Wäre man bei einer ALB-Demo in Hellersdorf, würde man sich an solchen Orten darüber beschweren, dass die Stadt nicht genug gegen deutsche Nazis vorgeht. Am Neuköllner Rathaus richtete sich der alternartive CSD dieses Jahr gegen alles Mögliche, gerade aber nicht gegen die städtische Ignoranz gegenüber islamistischer Repression: nicht gegen den Neubau von Moscheen in Neukölln, von denen inzwischen sogar der Verfassungsschutz weiß, dass sie hier Orte der Hasspredigten sind, nicht gegen Projekte wie die Caritas, die die nicht-muslimische Bevölkerung mit Veranstaltungen wie „Zusammenleben mit Muslimen“ darauf einschwören, den Übergriff der islamischen Religion vom Privaten in die Öffentlichkeit zu akzeptieren, nicht gegen städtische Neuköllner Kinderprojekte, in denen Fensterbilder gebastelt werden, mit denen schon Kinder den Traum von Großpalästina ausleben.

 

Mit der Schaffung einer linken Kultur bräuchte man sich also in Neukölln gar nicht so sehr anstrengen. Man wäre sicher mit den Jugendgangs in zumindest einer Sache der gleichen Meinung, auch wenn man sich sonst nicht viel zu sagen hat. Denn das, was in Kreuzberg rund um das SO36 am Heinrichplatz zu sehen ist – antisemitische Parolen und Terrorfahnen des palästinensichen Volkes auf den Dächern, – das wäre auch in Neukölln sicher nicht schwer durchzusetzen, wenn man auf dem Festbankett den Alkohol und das Schweinefleisch wegläßt, denn auf dem Herrmannplatz – da ist an jedem Tag „Karneval der Kulturen“.

 

 

 

 

2. Gegen die Propaganda desTodes, Justus Wertmüller in türkischer Sprache

 

Bugün burada Berlin’in Kreuberg ve Neukölln semtlerindeki antisemit saldırılara karşı protesto ediyoruz. Antisemitizm veya Yahudi düşmanlığı geçtiğimiz yıllarda tehlikeli bir şekilde arttı. Yahudiler ne Kreuzberg ne Neukölln’de yaşamamalarına rağmen, buralarda yaşayan insanların çoğu yahudilerden nefret ediyor. Multikültürel toplumunun her kültürel, her toplumsal her siyasal köşesinde Yahudi karşıtlığı bulunuyor. Alman sağcıları ve Alman ırkçıları için Yahudiler, halkın sağlığını bozan, onu tehdit eden düşman ırktır. İyi ki dazlaklar ve başka neonaziler Kreuzberg ve Neukölln’de sadece küçük bir azınlık. Ama Alman toplumunnun merkezinde ve hatta solunda Yahudi nefreti en modern şeklinde yaşamaya devam ediyor ve büyüyor. Modern, solcu, ırkçılığa karşı mücadele eden Almanlar kendilerini antisiyonist olarak tanımlıyorlar. Almanlar, 60 sene önce Yahudi soykırımı işleyen halk, o dünyanın en korkunç cinayetini işleyen halk bugün yeni bir insan hakkı keşfetti. Bu hak İsrail devletini eleştirme hakkıdır. Filistinlilerle dayanışma hakkı adı altında dünyadaki tek yahudi devleti olan İsrail’in kuruluş ideolojisi olan Siyonizme karşı düşmanlık yapıyorlar.

Burada Antisiyonizm Antisemtizmin çağdaş yüzü olarak kendini ifade ediyor. Yıllardır arttan İsrail nefretinin mantığı şöyle: Ortadoğudaki tek demokratik  ülkeyi yok etmek istiyorlar: Yahudilerin küçük memleketi, İsrail’i yok etmek istiyorlar. Almanların Yahudilere karşı siddet kullanmalarına gerek yok, bunu başkaları yapıyor. İntihar bombacıları, başka şeriatçı veya milliyetçi arap katiller Ortadoğuda bu kirli işi yapıyorlar.

Görev bölüşümü burada da böyle: Alman solcuların çoğu genellikle Yahudilere küfür etmiyorlar, onlara saldırmıyorlar ama yaptıkları antisiyonist propagandayla antisemit şiddete ortam yaratıyorlar. Bazı Alman antiemperyalistler, bazı Türk kökenli maoist deliler, kökten dinciler ve  Arap kökenli Kreuzbergliler bu kirli şiddeti uyguluyorlar.

Sonuç ortada: Yahudiliğin ve İsrail devletinin bir sembolünü takan Yahudiler için Kreuzberg ve Neukölln’ün sokakları güvenli değil. Geçen 3 sene içinde en az on saldırı yaşandı.

 Oysa Antisemtizmle birlikte her türlü azınlığa ve güçsüzlere karşı zulüm başlıyor. Size bir örnek vereyim: Türk kökenli çocuklar arasında en çok hangi küfürler kullanılıyor? Bunu biliyorsunuz: küfür hit-listesi şöyle: Birincisi: Du Jude, ikincisi: Du bist ja schwul, üçüncüsü: du Hure… Evet arkadaşlar: Yahudi, eşcinsel, orospu. İş küfürle kalmıyor, nefret ve şiddet başlıyor…

Yahudilerin durumuna bir bakalım: Fraenkel-Uferdeki Kreuzbergin tek sinagogu  F-tipi bir cezaevi gibi korunuyor. Aynı İsrail devleti gibi Kreuzbergin tek sinagoga da duvar ve parmaklıkların arkasında, Alman nazilerden, Alman antiemperialist solculardan, Filistinli milliyetçilerden ve islamcılardan korunmak zorunda kalıyor.

Eşcinsellerin durumu da şöyle: Neukölln ve Kreuzberg’de Homoseksüellere karşı saldırılar artıyor. Mahallemizde eşcinsel cafeler kapanıyor, eşcinseller başka semtlere taşınıyor.

Kadınlara gelince durum şöyle : Belki en çok görülen şiddet her gün kadın ve kızlara karşı uygulanan şiddet. Ama kimse bu şiddeti görmüyor.

Başörtülü kadın ve kızların sayısı her gün artıyor. Köktendinci aileler kızlarına spor derslerine katılmayı yasaklıyorlar, kendi başlarına sokaklarda veya parklarda dolaşmalarına izin vermiyorlar.

Mini etek giyen kadınların günlük tecrübeleri de pek parlak değil. Yetişkin genç erkekler, hatta çocuklar tarafindan küfürlere maruz kalıyorlar. Onlara Orospusun ! diye sataşılıyor.

Yukarıda saydığımız şiddetin muhatapları tesadüfen seçilmiş gruplar değil. Bu şiddeti uygulayanların ortak bir dünya görüşü var. İster islamcısı, ister nazisi, ister arap milliyetçisi isterse de antiempertyalist solcusu olsun hepsinin ortak bir düşmanı var. Hepsi liberal özgür bireyden, neşe ve keyften nefret ediyor homojen bir kollektif toplum özlüyor.

Hepsinin bir ortak yanlarıda antisiyonist olmaları. Onların nihai amacı ile El Kaidanın amacı çok farklı değil. El Kaida söyle söylüyor: Siz hayatı seviyorsunuz, biz ölümü seviyoruz.

Arkadaşlar, güzel bir Kreuzberg, özgür bir Neukölln için beraber çalışalım! Ölüm propagandasına karşı, özgür yaşamak için mücadele edelim!

Bu mücadele ancak antisiyonizm ve antisemitismin her türüne karşı beraber ayağa kalkmakla mümkün!

 

Übersetzung ins Deutsche

 

Wir demonstrieren heute gegen den zunehmenden Antisemitismus in den Berliner Bezirken Kreuzberg und Neukölln. Der Antisemitismus hat in den letzten Jahren gefährliche Ausmaße angenommen. Obwohl in Kreuzberg oder Neukölln kaum Juden leben, ist die Bevölkerungsmehrheit von Judenhaß erfüllt. In jedem kulturell, oder gesellschaftlich oder politisch definiertem Sektor dieser multikulturellen Gesellschaft stößt man auf die Ablehnung von Juden. Für die deutschen Rechten und Rassisten sind die Juden eine feindliche Rasse, die die Gesundheit des deutschen Volkes schädigen und es bedrohen. Zum Glück sind die Skinheads und andere Neonazis in Kreuzberg und Neukölln nur eine kleine Minderheit. Aber: Im Zentrum und besonders im linken Spektrum der deutschen Gesellschaft lebt der Judenhaß in der allermodernsten Form weiter und wird sogar größer. Die modernen, linken, antirassistischen Deutschen nennen sich selbst Antizionisten. Ausgerechnet die Deutschen, das Volk, das vor 60 Jahren die Juden vernichtet hat, das Volk, das das größte Verbrechen in der Menschheitsgeschichte begangen hat, will heute ein neues Menschenrecht entdeckt haben. Es ist das Recht, Israel zu kritisieren. Im Namen der Palästina-Solidarität verbreiten sie ihren Haß gegen den Zionismus, die Gründungsideologie Israels, des einzigen jüdischen Staates. Hier und heute erweist sich, daß dieser Antizionismus nichts anderes ist, als das moderne Gesicht des Antisemitismus. Denn der Sinn, des seit Jahren zunehmenden Israel-Hasses ist es, das einzige demokratische Land im Nahen Osten zu vernichten. Sie wollen Israel, diese winzige Heimat der Juden vernichten.

 

Die Deutschen selber brauchen gegen die Juden keine Gewalt anzuwenden, das machen andere. Diesen schmutzigen Job übernehmen im Nahen Osten Selbstmordattentäter und andere islamistische oder arabisch-chauvinistische Mörder. Diese Arbeitsteilung ist hier die gleiche: Die Mehrheit der deutschen Linken beleidigt in der Regel keine Juden und attackiert sie auch nicht körperlich. Aber mit ihrer antizionistischen Propaganda bereiten sie der Gewalt den Boden. Einige wenige deutsche Antiimperialisten, einige maoistische Verrückte türkischer Herkunft üben zusammen mit islamistischen Kreuzbergern oder solchen arabischer Herkunft diese schmutzige Gewalt aus. Das Ergebnis liegt auf der Hand: Für Juden, die Symbole des Judentums oder des Staates Israels sichtbar tragen sind die Straßen Kreuzbergs und Neuköllns nicht mehr sicher. Das belegen mindestens 10 Angriffe in den letzten drei Jahren.

 

Zusammen mit dem Antisemitismus wächst die Unterdrückung der Minderheiten und der Schwachen. Lassen Sie mich Ihnen ein Beispiel geben. Welche Schimpfwörter sind unter den Kindern türkischer Herkunft am weitesten verbreitet? Sie wissen es, die Hitliste der Schimpfwörter geht so: Erstens: Du Jude (1), zweitens: Du bist ja schwul, drittens: Du Hure... Ja, liebe Freunde, es sind die Juden, die Homosexuellen und sogenannte Prostituierte, und es bleibt nicht bei den Beschimpfungen, mit ihnen wächst der Haß und die Gewalt.

 

Lassen sie mich einen Blick auf die Situation der Juden werfen: Die einzige Synagoge in Kreuzberg am Fraenkelufer wird wie ein Hochsicherheitsknast bewacht. Ähnlich wie der Staat Israel muß die Kreuzberger Synagoge mit Mauern und Zäunen vor deutschen Nazis, deutschen antiimperialistischen Linksradikalen, palästinensischen Nationalisten und Islamisten geschützt werden.

 

Die Situation der Homosexuellen stellt sich so dar: Die Anzahl der Angriffe auf Schwule und Lesben in Kreuzberg und Neukölln nimmt zu. Schwule Clubs und Kneipen in den beiden Bezirken schließen und immer mehr Schwule ziehen in andere Bezirke um.

 

Um auf die Frauen zu sprechen zu kommen: Die am weitesten verbreitete Gewalt ist jene, die sich jeden Tag gegen Frauen und Mädchen richtet – eine Gewalt, die anscheinend keiner sieht. Dabei nimmt die Zahl der verschleierten Frauen und Mädchen täglich zu. Islamistische Familien verbieten ihren Töchtern, am Sportunterricht teilzunehmen oder ohne Begleitung spazieren zu gehen. Andererseits sind auch die Erfahrungen solcher Frauen, die zum Beispiel Miniröcke tragen, alles andere als angenehm. Immer häufiger werden sie von jungen Männern, ja selbst von (zumeist männlichen) Kindern beschimpft. Das sind ja Huren! schreien sie ihnen hinterher.

 

Die von mir genannten drei Personengruppen, die zunehmend Opfer von Gewalt werden, sind keineswegs nach dem Zufallsprinzip ausgewählt. Diejenigen, die diese Gewalt verüben oder zulassen, haben sich der gleichen Weltanschauung verschrieben. Islamisten, Nazis, arabische Nationalisten oder Antiimperialisten, sie alle haben das gleiche Feindbild. Sie verabscheuen das liberale Individuum, die Lebensfreude und die Lust und sehnen eine homogene, kollektivistische Gemeinschaft herbei. Sie alle sind Antizionisten und ihre eigentlichen Ziele unterscheiden sich nicht allzusehr von denen von Al Kaida, die bei jeder Gelegenheit verkünden: Ihr liebt das Leben, wir lieben den Tod.

 

Liebe Freunde, laßt uns dagegen gemeinsam für ein lebenswertes Kreuzberg und ein freies Neukölln arbeiten! Laßt und gegen die Propaganda des Todes für das freie Leben kämpfen! Es ist möglich, diesen Kampf, der sich immer auch gegen jede Form von Antizionismus und Antisemitismus richten muß, gemeinsam zu führen!

 

 

 

 

3. Zur so genannten „Islamophobie“, Bündnis gegen IG Farben Berlin

 

Wer gegen die sich häufenden Übergriffe auf Juden, so genannte „Zionisten“ und Schwule durch überwiegend migrantische Täter auf die Straße geht, wer hier in Kreuzberg gegen den antizionistischen Konsens demonstriert, der wird unweigerlich des „Antiislamismus“ oder der „Islamophobie“ beschuldigt.

 

Allerorten wird vor diesem Phänomen gewarnt, wenn es sich auch in Deutschland partout nicht nachweisen lässt, wie beispielsweise die aktuelle soziologische Studie „Deutsche Zustände“ von Wilhelm Heitmeyer und anderen einräumen musste. Und das, obwohl man sich hier sichtlich bemüht hatte, die deutsche Islamfeindlichkeit aufzuspüren.

 

Nicht nur, dass sie nicht existiert, auch die ganze Konzeption von „Islamophobie“ zeigt durchweg: hier wird nicht einmal mehr versucht, vom Individuum zu reden, sondern es geht einzig und allein um das Kollektiv, das verteidigt werden soll.

 

Man kann nicht oft genug darauf hinweisen, dass man es hier mit islamistischen Kampfbegriffen zu tun hat. Erstmals wurde der Begriff der „Islamophobie“ bezeichnenderweise 1979 von iranischen Mullahs gegen Frauen benutzt, die sich der Zwangsverschleierung widersetzten. Seit den 80ern nutzen ihn verschiedene islamische Gruppen in Großbritannien. Die damals gegründete „Islamic Human Rights Commission“ beispielsweise fasste darunter alle Angriffe auf die islamische Moral, also Homosexualität, Ehebruch, Blasphemie, usw. Folgerichtig wurden zu den ersten Opfern der „Islamophobie“ die Taliban gezählt, zu den ersten „islamophoben“ Tätern Salman Rushdie. Die Kritik am Todesbefehl gegen Rushdie wurde als antiislamisch-rassistisch zurückzuweisen.

So wird der Begriff heute in vielen Ländern zur Abwehr, auch juristisch, gegen jede Kritik verwendet.

 

Doch geht es hier nicht um einen bloßen Abwehrreflex. Die Theorien zum vermeintlichen antiarabischen und antiislamischen Rassismus sind ambitioniert. Es war vor allem Edward Said und sein 1978 veröffentlichtes Buch „Orientalismus“, das eine Ideologiebildung anstieß, an der sich eine finstere Melange von Poststrukturalisten, kulturellen und politischen Antiimperialisten, Antirassisten, Antinationalen sowie panarabischen und islamischen Theoretikern beteiligte.

 

Für Said ist „Orientalismus“ die kolonialistische und imperialistische Wahrnehmung und Praxis, mit denen der Westen die arabisch-islamische Welt bis heute erniedrige und ausbeute und mit denen der Westen sich erst als vermeintlich überlegene Kultur und Zivilisation geschaffen habe.

In verschiedenen Varianten dieser Vorstellung reicht die „Islamophobie“ – ganz wie bei Bin Laden – bis zu den Kreuzzügen oder der „antiarabische Rassismus“ bis zu den Schlachten der Karolinger und Sarazenen zurück.

 

Solcherart zum Weltbild ausgebaut, geht es keinesfalls um die Kritik, dass Menschen von einer universell verstandenen Aufklärung und Zivilisation ausgeschlossen würden. Im Gegenteil: Aufklärung und Zivilisation werden hier zur partikularen „westlichen Kultur“ erklärt, die sich in Gestalt von Kolonialismus und Imperialismus über die anderen „Kulturen“, vor allem den arabischen Orient oder den Islam, erhebe.

 

Die Begeisterung die solches Denken bei Linken wie Islamisten auslöst, verwundert kaum. Nicht nur verbietet es äußere Einmischung, sondern schon jede Kritik mit den Maßstäben von Aufklärung und Zivilisation wird als der „orientalisierende“ und „eurozentrische“ Blick, als kulturelle Anmaßung und Rassismus abgewehrt.

 

Zugleich werden Elend und Widersprüche, wo sie nicht geleugnet werden, einzig und allein auf die Erniedrigung und Ausbeutung durch den Westen zurückgeführt. Dass dieser Opferwahn am Ende als Täter nur Israel und seine amerikanischen Freunde ausmachen würde, daran hat bereits der Überzeugungspalästinenser Said nie einem Zweifel gelassen.

 

Ganz in dieser Tradition stehen die Warner vor antiarabischem Rassismus und „Islamophobie“. Ob kulturrelativistisch oder strikt antiimperialistisch, in ihren Texten läuft alles auf das eine hinaus: Das arabische oder islamische Kollektiv ist zu schützen gegen die Zumutung der universellen Forderung nach Aufklärung und Emanzipation. Und so stehen in ihrer Vorstellung die Völker und Kulturen allein gegen die Übermacht von Imperialismus und kultureller Unterdrückung.

 

Die solcherart Bedrängten und Bedrohten, so der Tenor, müssten das Recht, mindestens das Recht des Verzweifelten haben, sich zu wehren. Und Selbstverteidigung – die Deutschen wissen das am besten – führt mitunter in den Fanatismus.

 

Unter den zahlreichen Rechtfertigungen für den barbarischen Aufstand und seine Sympathisanten, muss man insbesondere auf die am unschuldigsten daherkommende Argumentation eingehen, nämlich: man solle doch nicht alle Moslems in einen Topf werfen. Es geht auch bei diesem Argument nicht darum, zu verhindern, dass Individuen dem islamischen Kollektiv auf Gedeih und Verderb überlassen werden. Im Gegenteil: Das islamische Kollektiv soll gegen alle Kritik verteidigt werden, die größten Schandtaten dagegen sollen auf das Konto „struktureller“ Gründe, und das heißt stets: auf Imperialismus und Zionismus zurückgeführt werden.

 

Ob bezüglich der Verbrechen in Irak und Israel oder bezüglich der judenfeindlichen Angriffe durch muslimische Migranten in Europa: Die Forderung, um nicht rassistisch zu sein, müsse man zwischen Islam und Fundamentalismus unterscheiden, meint nichts anderes, als von der Ideologie der Täter zu schweigen und das, was als Fundamentalismus ausgemacht wird, als Notwehr zu rechtfertigen.

 

Solche Rechtfertigung ist vor allem die Rechtfertigung des Antisemitismus. Die Rede von dem spezifischen Islam- oder Araberhass hat seit den 90ern stets versucht, den Antisemitismus zu einem Rassismus unter vielen zu machen. Doch seit 9/11 scheint sich auch dabei etwas geändert zu haben.

 

Der französische Theoretiker und Antirassist Etienne Balibar schrieb 2002 in der Frankfurter Rundschau, man solle nicht so tun, als seien „Rassismus“ und „Antisemitismus“ dasselbe. Denn für Balibar ist in Zeiten der Globalisierung ein neuer „antisemitischen Komplex“ entstanden. Darin sei zum Judenhass „der Araberhass beziehungsweise die Islamfeindlichkeit“ hinzugetreten. Was dem Antisemiten die jüdische Weltverschwörung sei, das sei dem Islamfeind die Al Qaida.

 

Dieser groteske Wahnsinn findet Anklang. In den zur Jahreswende fast gleichzeitig stattfindenden Debatten in der Jungle World und in der taz zum Thema „Antiislamismus“ verwiesen Bernhard Schmid, der Ethnologe Werner Schiffauer oder der gestandene Antirassist Mark Terkessidis auf die angeblich offensichtliche Übertragung antisemitischer Stereotype auf Muslime. Neben den vermeintlichen „Verschwörungsdiskursen“ wird vor allem der „Schläfer“ als Äquivalent zum assimilierten Juden genannt. Man müsse also von einem „verallgemeinerten“ Antisemitismus sprechen oder gar von dessen „Ablösung“ durch den „Antiislamismus“.

 

In einem Artikel der Soziologin Stefanie Gräfe von Anfang 2002 wird sogar im Anschluss an Edward Saids „Orientalimus“ die These erwogen, die Juden seien einst als Stellvertreter der Orientalen und Muslime in Europa zunächst „orientalisiert“ und dann „systematisch vernichtet“ worden. Mit anderen Worten: Der Antisemitismus als Unterart des Islamophobie. In jedem Fall, so die Autorin, sei auch der „Antiislamismus“ eine „binäre Identitätslogik“, die „das ‚Potenzial' des Genozids einschließt."

 

Und schließlich glaubt auch der WDR-Moderator Walter von Rossum den Islam vom Genozid bedroht, so kürzlich in einem Artikel zum „Anti-Islamismus“ in der Wochenzeitung Freitag. Denn die gegenwärtige „Islamophobie“ erinnert ihn bis ins Detail an den NS-Antisemitismus. Entsprechend ist für ihn das islamische Morden in Afghanistan, Palästina und Irak ein einziger, zusammenhängender schicksalhafter Verteidigungskrieg. Diese Vorstellung ist ihm als Deutschem so vertraut, dass er nicht einmal mehr bemerkt, wie der Führer aus ihm spricht: „Und leider gehört es nun einmal zur erbärmlichen Logik des Krieges, dass hin und wieder zurückgeschossen wird.“

 

Um zum Schluss zu kommen: Was in der letzten Zeit unter dem Stichwort „Islamophobie“ organisiert wird, ist nichts geringeres, als diejenigen, die sich gegen die Barbarei zu Wehr setzen, des Vernichtungswillens zu bezichtigen.

So imaginiert sich der Dschihadist im Existenzkampf mit dem metaphysischen Feind, den es um jeden Preis zu vernichten gilt. Und das erregt Bewunderung in Deutschland.

 

Es ist absurd, wie häufig gerade die Bilder und Darstellungen zum Beleg einer angeblichen Islamfeindlichkeit herangezogen werden, welche die deutsche Faszination und Verehrung für den Islam, für die fanatischen Massen und die Bereitschaft zum Selbstopfer, dokumentieren.

 

Die Ideologie von der angeblichen „Islamophobie“ ist die tatsächliche Islamophilie. Sie ist das Bündnis von Linken, Alteuropäern und Islamisten auf Basis der Sehnsucht nach dem Kollektiv und des antizivilisatorischen, antisemitischen Ressentiments, sie gehört zum antizionistischen Konsens, gegen den wir hier demonstrieren.

 

 

 

 

4. Zur Erinnerung an Eike Geisel, Jörg Rensmann

 

Das als Synagoge genutzte Gemeindehaus am Fraenkelufer war mehrfach Ziel antisemitischer Attacken, im Oktober 2000, als Unbekannte an Jom Kippur, dem Versöhnungstag und höchsten jüdischen Feiertag, mit Pflastersteinen Fensterscheiben der Synagoge einwarfen, und im April 2002, als die Synagoge Ziel eines Brandanschlages war; das Frühjahr 2002 war gezeichnet durch eine Welle antisemitischer Gewalt in Berlin. Längst funktionierte ein breites Bündnis aus Antisemiten aller Couleur.

 

Auch die kleine Synagoge am Fraenkelufer in Berlin-Kreuzberg, dem Vorzeigebezirk fürs gedeihliche Miteinander, muss bewacht werden, so wie jede jüdische Einrichtung an jedem x-beliebigen Ort in Deutschland, um dergestalt von der Normalität der Zivilgesellschaft im Deutschland nach der Shoah zu zeugen. Dass solch alltägliche Mahnung an die Juden in Deutschland, nicht dazuzugehören, niemandem Anstoß ist, spricht an und für sich und bedeutet eine Gewöhnung daran, dass Juden allenfalls geduldet sind, wenn sie sich unter Hochsicherheitsbedingungen als Zeichen repressiver Toleranz versammeln dürfen.

 

Um wie viel ziviler sind dagegen die Verhältnisse in den USA, wo den Anblick etwa der kleinen Schule am Strand von Venice Beach in Los Angeles kein Wachschutz trüben muss.

 

Die Multikultur Kreuzbergs aber gesteht zwar die Insignien, Menetekel und Klosprüche eines gegen Juden und ihren Staat gerichteten Krieges autochthoner Judenhasser zu, nicht aber Symbole und Praxis einer Tradition und Religion, die antidialektischen Positivisten und Todes- wie Opferkult Verherrlichenden, die antiintellektuellen Linken und Rechten in ihrer Sehnsucht nach der Identität des Totenbettes bloß nutzloser Ballast ist.

 

Verdächtig macht sich, wessen Denken an der Negativität erst ansetzt, sei es aus Messianismus, sei es aus Einsicht in die Wahrheit negativer Dialektik. Wer die universale warenförmige Vergesellschaftung jedoch, besonders deren hiesiges Zerrbild als Rückfall noch hinter die Moderne, nicht für das letzte Wort hält, wer den Messias entweder als noch nicht erschienen denkt oder materialistisch kein Bild komponiert für das Andere jenseits des Tauschverhältnisses, dieser Lüge auf eine Gesellschaft von selbstbewussten, sich differenzierenden Individuen, fügt sich nicht ein, zieht den Hass derer auf sich, die ohne Ende das vermittelte, gerade ohnmächtige Glück aus Erkenntnis verfolgen müssen, wo auch immer sie es imaginieren.

 

Der christliche Antijudaismus aber ist nicht aufgehoben, sondern eingegliedert in die je zeitgemäße Form des Judenhasses, heute in den Hass auf die staatliche jüdische Souveränität, die die Grenze markiert für den Vernichtungswillen der Verfolger.

 

Der Kulturrelativismus, dieser Hohn auf das sich seiner selbst bewusste, sich reflektierende Subjekt, eint die Bewohner eines „Kiez“ genannten Umfeldes. Deren vorgeblicher Antirassismus hilft die Plattform für den Judenhass bereiten, er toleriert nur ethnische Kollektivzuschreibungen, keine individuelle Abweichung, sei sie real, sei sie imaginiert. Die unveräußerliche Integrität des je Einzelnen ist dem in Wahrheit ich-schwachen Kulturrelativisten ein Gräuel; es geht um Identifizierung mit dem Kollektiv, sei`s das beschränkte eigene, sei`s das je dem eigenen verwandte: Das Einigende liegt im Antisemitismus, im Projektiven, im Hass gegen die Moderne, gegen Individualität, Intellekt, Sexualität, allgemein gegen ein Glück ohne Macht.

 

In der angedrehten Wärme ihrer Kiezgemeinschaft wähnen die Bewohner sich der Warenabstraktion enthoben: Sie träumen von der Rückkehr zu Verkehrsformen unmittelbaren Tausches, greifen sich dem Anschein nach unmittelbar unter die Arme und hassen die Repräsentanten der Zirkulation. Das verleugnete Wunschbild, Bankier wie Intellektueller, ist ihnen Feind. Was ihnen vermittelt und zu anstrengend, Dialektik als Begriff, ist ihnen Zumutung.

 

Kultur, zum vormodernen Begriff ihrer selbst verdinglicht, wird zum Wert an sich, bar jeden besonderen Inhalts, zur Projektionsfläche, zur Negation wie auch immer vermittelter Zivilität. Je archaischer die Opferrituale entfernter Kollektive, desto höher das Identifikationspotential. In deren blutige Unwahrheit, die Praxis barbarischer Mordtaten, soll nicht eingegriffen werden. Statt dessen wird Toleranz gegen nicht zu Tolerierendes geübt.

 

Kultur aber, als entwickelte Objektivation des Geistes, als Sublimierung innerster Regungen wie auch als Tätigkeit und Leiden je zeitgemäßes Definieren des reflektierenden Subjekts, ist ihren Feinden, zu denen auch nicht wenige gehören, denen Kultur als bloßer Überbau, als Schein vorm Eigentlichen verdächtig ist, kein Thema.

 

Jüdisches wird da gelitten, wo es musealisiert ist, so in Kreuzberg. Das Jüdische Museum wird ganz unabhängig von seinen Konzepten in Kontextualisierung eines Wortes von Eike Geisel eine „Wallfahrtsstätte“, an der sich die nichtjüdischen Besucher in einer „Atmosphäre von Betroffenheit und Lust über die Toten hermachen, um deren imaginierte Eigenschaften zu verzehren. Im Unterschied zur selbstlosen Niedertracht der Nazis gehorcht diese frivole Kommunion dem ganz eigennützigen Zweck (...) nationaler Identitätssuche“. Die Kinder und Enkel der Täter beweinen sich verlogen als Opfer einer kulturellen Selbstverstümmelung, die die vorsätzlich ausgeführte und universal gedachte Ermordung der Juden für sie bedeutet haben soll, nicht ohne degoutant darauf hinzuweisen, dass amerikanische Kultur ohne Leistung der von Deutschen ins Exil Gezwungenen keine wäre: Der deutsche Massenmord an den Juden soll in den Augen der Täterenkel eine Art Geburtshelfer für die ohnehin verachtete US-amerikanische Kultur sein; abstoßendes Zeugnis des deutschen Irrglaubens, gleichsam Synonym für Kulturelles schlechthin zu sein.

 

Im Blick des nichtjüdischen Gaffenden verrät sich das unersättliche Verlangen, die einst Ermordeten „sich auf jede erdenkliche Weise einzuverleiben, sei es durch die grassierende Vorliebe für jüdische Vornamen, die peinliche Überwachung der israelischen Politik, den ununterbrochenen christlich-jüdischen Dialog, die Inbesitznahme jiddischer Folklore“ oder eben durch den Besuch im Museum. Dieses soll den Mythos vom deutsch-jüdischen Gespräch konservieren, dessen Existenz schon Gersholem Scholem angesichts der Untat bestritt: „Wo Deutsche sich auf eine Auseinandersetzung mit den Juden in humanem Geiste eingelassen haben, beruhte solche Auseinandersetzung stets (...) auf der ausgesprochenen und unausgesprochenen Voraussetzung der Selbstaufgabe der Juden, auf der fortschreitenden Atomisierung der Juden als einer in Auflösung befindlichen Gemeinschaft“.

 

All dies zeugt indes nur von der immer erneut bewusst verdrängten Erkenntnis, dass es für ein Eingedenken, das den Begriff verdiente, nämlich die Reflektion des nicht mehr zu kittenden Risses, lange zu spät ist. Denn das vorsätzliche Vergessen der Ermordeten, ein Kalkül der Nazis, das erst nach deren militärischer Niederlage richtig aufging, hat längst auch die Erinnerungen der wenigen Überlebenden aufgesogen.

 

Die Ermordeten sind, nach einem Wort Adornos, noch um das Einzige betrogen worden, das unsere Ohnmacht ihnen hätte schenken können: das Gedächtnis.

 

 

 

 

5. Das Wunder Oranienstraße, Sören Pünjer

 

Sehr geehrte Anwohnerinnen und Anwohner, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer,

 

„Das Wunder der Oranienstraße”, so schimpft sich das, was seit 1999 hiesiges „Quartiersmanagement” sein soll, also etwas, was von Staats wegen als reine Problemselbstverwaltung angeordnet wurde. Selbstverständlich als ein Zusammenschluß „von unten”, wie man beteuert, haben sich Anwohner und Geschäftsleute der Oranienstraße zusammengetan, um das zu tun, was der deutsche Sozialstaat in der Krise von ihnen verlangt: „Wir haben begonnen, die Zukunft unseres Kiezes (...) selbst in die Hand zu nehmen.” Das Wunder der Oranienstraße, so bekunden die Quartiersmanager, zeichne sich durch „Qualitäten” aus, auf die man wortwörtlich stolz ist. Selbstredend steht dabei „das Zusammenleben verschiedener Kulturen und Nationalitäten” an vorderster Stelle. Rund um die Oranienstraße, so die Manager von unten, herrsche eine „familiäre Atmosphäre” der „Offenheit”, die sich durch einen „unverwechselbaren Charme” auszeichne. Daß diese Offenheit nicht nur eine sozialromantische Lüge ist, sondern auch regelmäßig Kollateralschäden verursacht, versteht sich dabei offensichtlich von selbst. Denn der unverwechselbare Charme rund um die Oranienstraße erzeugt immer dann ein gewalttätiges Klima, wenn der unerschrockene O-Straßen-Patriot seine Wohn- und Lebensqualität – also das Zusammenleben verschiedener Kulturen und Nationalitäten – durch diejenigen empfindlich gestört sieht, von denen fast jeder Kreuzberger weiß, daß sie eigentlich gar keine richtige, sondern nur eine künstliche Kultur und Nationalität besäßen: den Zionisten.

 

Mainstream der Minderheiten

 

Der Antizionistische Konsens rund um die Oranienstraße beruht auf einer Gesinnung, die weder ausdrücklich politisch noch unpolitisch ist. Er drückt sich darin aus, daß man sich fremdenfreundlich statt -feindlich gibt und statt einem zwischenmenschlichen Miteinander das multikulturelle Nebeneinander regelrecht zelebriert. Auf dieser Grundlage ist man als Kreuzberger Patriot jederzeit bereit, die „kulturelle Vielfalt” und das „angenehm Bunte”, also einfach den „super Misch verschiedener Menschen unterschiedlicher Herkunft” mit allen Mitteln gegen jede Bedrohung von außen zu verteidigen. Dieser Konsens bedient sich nicht nur der Sprache des Antirassismus und des Multikulti, nein, er ist ein dezidiertes Produkt des Antirassismus. Daß der Konsens gerade deshalb aber ein antisemitischer ist, kann nur leugnen, wer immer noch behauptet, der Antisemitismus könne sich nur rassistisch äußern.

 

Daß Israel einen Vernichtungskrieg gegen das palästinensische Volk führt und ihm das Selbstbestimmungsrecht verweigert, weiß in Kreuzberg buchstäblich jedes Kind. Und so konnte man erst am diesjährigen 1. Mai erleben, wie sehr die Atmosphäre vom Antizionismus erfüllt ist: Vom radikalsten Linken über den migrantischen Gewerbetreibenden bis zur Bezirksbürgermeisterin war man sich darüber einig, gegen jeden Krieg und für das Selbstbestimmungsrecht der Völker zu sein, wie es gleichlautend in den Aufrufen zum staatsoffiziellen „MyFest” und denen der Linksradikalen hieß.

 

Der Verweis auf den Antisemitismus in der deutschen „Mehrheitsgesellschaft”, wie es im Sozialarbeitersprech politisch korrekt heißt, hat in Kreuzberg vornehmlich die Funktion, vom Antisemitismus der Kreuzberger nicht reden zu müssen. Obwohl inzwischen ausreichend durch empirische Studien belegt ist, daß der multikulturelle Antisemitismus in Kreuzberg in Qualität und Quantität dem der Deutschen längst ebenbürtig ist, zieht man noch die hanebüchensten Erklärungen heran, um ihn kleinzureden und zu relativieren. Schließlich bildeten Kreuzbergs Bewohner ein postmodernes Patchwork der unterdrückten Minderheiten, was bedeutet, sie seien Opfer der deutschen „Dominanzkultur”, die sich durch Vorherrschaft und Privilegierung weißer männlicher Deutscher auszeichne, also durch zügellosen Rassismus und Sexismus. Über die Wahrheit, daß diese „Dominanzkultur” zugleich aber auch für die Gleichstellung von Mann und Frau steht, daß sie immerhin Ausdruck einer halbwegs liberalen Gesellschaft ist, auch wenn diese von den Amerikanern und Engländern nach `45 zwangsweise verordnet werden mußte, darüber schweigt man sich lieber aus, um ja nicht in den Geruch eines „weißen”, männlichen Rassismus und Sexismus zu geraten.

 

Den unbeugsamen Kampf gegen die „Dominanzkultur” haben sich auch die Betreiber des Jugendzentrums TEK in der Oranienstraße auf die Fahne geschrieben. Verwaltet von Alt-Autonomen, die schon Quartiersmanagement von unten betrieben und das Wunder der Oranienstraße anpriesen, als es noch „Kiezpolitik” für „Freiräume” und „Selbstbestimmung” genannt wurde, entschied man sich vor Jahren, zum Hauptquartier der Antizionistischen Aktion Kreuzberg zu werden, das heißt zu einem Freiraum, der frei von Zionisten und deren Freunden funktioniert. Zu diesem Zweck inszenierte man unter anderem im Jahre 2000 ein antisexistisch-antirassistisches Tribunal mit einer Gruppe von 13 bis 16jährigen Vertretern der Dominanzkultur, die zu dieser Zeit zu den Nutzern des TEK zählten, und erklärte sie kurzerhand zu potentiellen Vergewaltigern und Vergewaltigungsbefürwortern. Seitdem ist man im TEK unter sich, macht man „interkulturelle Arbeit” nach kulturrelativistischen Fachkriterien, die das deutsche Kinder- und Jugendhilfegesetz vorschreibt: Man akzeptiert den Antisemitismus, solange er nicht von Vertretern der deutschen Dominanzkultur kommt, weil man ihn zur kulturellen Eigenart und Identität beispielsweise arabischer Jugendlicher erklärt. Genau das ist die politisch korrekte akzeptierende Sozialarbeit, deren unkorrekte Variante, also das Akzeptieren von Antisemitismus deutscher Provenience, sicherlich auch den TEK-Betreibern ein Dorn im Auge ist.

 

Bunt statt braun

 

Nach dem Motto: ein Migrant muß das sagen dürfen, ein Deutscher aber nicht, toleriert man nicht nur im Jugendzentrum TEK alles Gerede vom arabischen Blut und Boden, alle völkische Heimattümelei. Es macht den Antisemitismus ehrbar, wenn man sich zwar ein völkisches Gerede von deutschen Nazis verbietet, sich das von berufsvertriebenen Palästinensern zweiter, dritter oder gar vierter Generation aber bereitwillig anhört; es macht den Antisemitismus hoffähig, wenn man akzeptiert, daß der Zionismus vom Black Power Fighter Mumia Abu Jamal und seinen Brothers und Sisters als völkische Blut- und Boden-Ideologie bezeichnet werden kann und das Vorgehen Israels als rassistischer Vernichtungskrieg.

 

Weder der dummstolze Deutsche noch der dummstolze Araber oder sonstige Blut- und Bodenfreunde haben ein natürliches Recht auf Heimat. Es gibt kein Naturgesetz, das bestimmt, wo ein Mensch seine ursprüngliche Herkunft hat oder wo er zu leben habe. Deshalb ist das Zusammenleben der Menschheit keine Sache der Ethnien und des Völkerrechts, sondern eine menschlicher Vernunft. Diese menschliche Vernunft gebietet es, allen vehement zu widersprechen, die der Aussage der Inschrift der Tore des KZ-Buchenwalds auch heute noch beizupflichten gedenken. Sie lautete bekanntlich „Jedem das Seine” und sie steht immer noch für eine Welterklärung, die der Antirassismus nicht etwa überwunden, sondern nur von Rassismus bereinigt hat. Das Ideal dieser Erklärung ist eine Welt voller unterschiedlicher Völker, Ethnien und Kulturen, die irgendwo ihre natürlichen Wurzeln hätten und deshalb ein „Selbstbestimmungsrecht” besäßen.

 

Eine Welt des permanenten Karnevals der Völker und Kulturen soll es sein, das ist die große Utopie der Kulturrelativisten aller Länder in ihrem vereinten Kampf gegen die universalistische Idee von Zivilisation. Unter dem sozialdemokratischen Motto „Bunt statt braun” oder „Kulturelle Vielfalt statt Einfalt” versucht man in Kreuzberg seit Jahren diese Utopie der Gegenaufklärung konkret mit Leben zu erfüllen. Sie funktioniert jedoch nur, weil es etwas gibt, was man längst als Feind dieser Utopie ausgemacht hat: die wurzellosen Juden und deren Idee des kulturlos-einfältigen Zionismus. Damit ist der Antizionismus längst zum Kitt geworden, der die Kreuzberger sich untereinander ihrer „bunten” Identität versichern läßt, und er ist zugleich das Schmiermittel, das den ganzen Laden überhaupt noch am Laufen hält. Unter diesen Umständen kann es deshalb nur eine vernünftige Konsequenz geben. Und die lautet schlicht und ergreifend: Ich scheiß drauf, Kreuzberger zu sein.

 

 

 

 

6. Kleiderordnung im Kiez, Natascha Wilting

 

In den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts sagten unsere Mütter, Großmütter oder auch Urgroßmütter sich von den Idealen wiederum ihrer Mütter los: Nicht treusorgende Ehefrau zu sein und möglichst viele Söhne für das Vaterland, oder besser: dessen Kriege zu gebären war mehr ihr eingestandenes Lebensziel; ausgestattet mit allen bürgerlichen Rechten und dem Anspruch auf privates Glück,  ergriffen sie zusehends von sich Besitz und traten zunehmend auch als solche auf, die sich des eigenen Körpers, der eigenen Schönheit sehr wohl bewußt waren und sich daher auch nicht scheuten andere an dem Vergnügen teilhaben zu lassen, das ihnen der eigene Anblick bot. Heimlich aber entschlossen griff manche Frau daher zur Nähmaschine, um die – das Knie sittsam bedeckenden – Röcke immer weiter zu kürzen. „Mein Gott, was siehst Du billig aus. Was sollen bloß die Nachbarn denken?“, fragten zwar pikiert die Älteren und suchten die Jüngeren in weitaus „anständigere“ Kleidung zu zwingen. Jedoch ohne Erfolg: In den 60er-Jahren hatte sich der Minirock, das kleine Schwarze und andere die körperlichen Reize unterstreichende Kleidungsstücke endgültig durchgesetzt. Mit Ausnahme irgendwelcher Hamburger und Berliner Lehrer, die sich – wie der Tagesspiegel im letzten Sommer zu berichten wußte – durch die vermeintlich aufreizende Kleidung ihrer Zöglinge in ihrer Fähigkeit zur Wissensvermittlung beeinträchtigt sahen, stört sich heute gar niemand mehr an der Kleidung, die allsommerlich von jungen wie älteren Frauen zur Schau getragen wird: Kurze Röcke, bauchfreie T-Shirts und knatschenge Hosen vermögen zumindest die Gemüter nicht mehr zu erregen – so sollte man zumindest meinen. Doch man irrt sich.

 

Zwar sind es heute – zumindest in vielen Familien – nicht mehr die Alten, die sich als Wächter über Sitte und Anstand aufspielen, und es ist auch nicht mehr der gute Ruf der eigenen Brut, den man durch allzu freizügige Kleidung bedroht sieht. Tritt man jedoch – inspiriert durch die ersten Sonnenstrahlen oder einfach aus Freude daran, sich schön zurechtzumachen – in einigen Gegenden – namentlich in Kreuzberg und Neukölln – in Kleidern auf die Straße, die den Körper zwar umschmeicheln aber nur partiell bedecken, muß man sich auf einiges gefaßt machen. Neben den zwar lästigen aber doch harmlosen Pfiffen mittelalterlicher Männer schallt einem auf den Straßen der hiesigen Kieze nämlich noch ganz anderes entgegen: „Ey Du Hure, mein Bruder will Dich ficken!“, „Alte Fotze, was kostet ein Stich?“ brüllen einem heranwachsende Jugendliche in elaboriertem Kanack entgegen, mit den Händen deutlich nachahmend, wie sie mit einem zu verfahren gedenken.

 

Wechselt man, um weiteren Ekelhaftigkeiten zu entgehen, nicht die Straßenseite, sondern zieht hocherhobenen Hauptes weiter seines Weges, kann es einem passieren angespuckt, durchaus schmerzhaft mit dem beworfen zu werden, was gerade zur Hand ist, oder gar brutal angefaßt zu werden. Setzt man sich auch noch verbal zur Wehr, spricht aus, was man von dergleichen hält, kann es Schläge setzen – es ist nicht nur ein Fall bekannt, indem ein abendlicher Ausflug einer Frau mit Schlägen und Tritten endete, die auch dann nicht aufhörten, als die Frau schon am Boden lag.

 

Eine Welle der Empörung, so sollte man annehmen, lösten dergleichen Vorfälle in einer Gegend aus, die zu nicht unerheblichen Teilen eben auch von sogenannten Linken bewohnt ist, denen keine vermeintlich „sexistische Entgleisung“ in den eigenen Reihen zu mickrig ist, um sie nicht monatelang in Gruppen wie Plena, Zeitungen wie Internetforen breitzutreten und denen sonst auch kein Anlaß zu gering ist, lauthals „Reclaim the Streets – unser Kiez gehört uns“ zu skandieren und „Faschisten und Sexisten raus“ an die Häuserwände zu sprühen. Doch: Kein Wort ist zu hören von diesen Linken, denen sonst allein der Besitz eines Pornoheftchens Grund genug ist, den entsprechenden Mann nicht nur öffentlich als Konsument von dergleichen ach so  sexistischen Werken zu outen, sondern ihn aus dem szeneöffentlichen Raum zu verbannen. Im Gegenteil: Weist man darauf hin, daß diesen in Herden auftretenden und ganze Straßen besetzenden möchtegern Streetgangstern, deren Körpersprache und -ausdruck – die Hände in den Taschen, die Eier locker geschaukelt, zurückgegelte Haare, bemüht starrer Gesichtsausdruck, enge Shirts, um das achso maskuline Aussehen zu betonen – schon nichts gutes vermuten lassen, doch wohl Einhalt geboten werden müsse, setzt man sich dem Verdacht aus, ein schnöder deutscher Rassist zu sein, denn bei den Beschriebenen handelt es sich zumeist um die Sprößlinge migrantischer Familien islamischen Glaubens. Besteht man im Gespräch mit Linken darauf, daß es selbstverständlich zu sein habe, daß man die Freiheit hat, selbst zu entscheiden, was man wann und wo tragen möchte, wird man schräg angesehen und setzt sich dem Verdacht aus, doch bloß den von der Kulturindustrie verdorbenen Phantasien der männlichen Welt genügen zu wollen.

 

In linken Kreisen schickt es sich nicht, etwas anderes zu tragen als entweder sportliche und allzeit den Kampf ermöglichende Jeans und T-Shirts oder unförmige Hosen mit noch unförmigeren Kapuzenpullis, die, wie die Kopftücher und weiten Mäntel islamischer Frauen, von vornherein keine erotischen Phantasien darüber aufkommen lassen, was sich unter der Kleidung des Anderen wohl verbergen mag.

 

Die von Linken hysterisch vorgetragene antirassistische Forderung, ein jeder müsse andere Kulturen, also auch solche, in denen Frauen nur als Hure oder Heilige, zersetzende Triebtäterin oder asexuelle Mutter und Schwester existieren, respek- ja akzeptieren, dient nur als Feigenblatt des eigenen Unwillens, der eigenen Unfähigkeit sich mit den Verhältnissen, so wie sie sind, auseinanderzusetzen und ist eine Absage an jeden, der sich vorstellen kann, daß es anders zugeht in Kreuzberg, Neukölln und anderswo. Viel fehlt nicht, daß man, wenn man von machistischen Streetfightern wegen seiner Kleidung angegriffen wird, wie einst die vergewaltigte Frau von chauvinistischen Männern sich fragen lassen muß: „Du weißt doch wie die sind, warum ziehst Du Dich denn auch hier so an?“

 

Das leichte Spiel der Körper, dessen Reiz gerade darin liegt, sich als Verschiedene, als Mann und Frau gegenüberzutreten und eben auch mittels der Kleidung die Unterschiede zum anderen Geschlecht spielerisch zu betonen, ist eins, an dem sich nur wenige beteiligen mögen. Angetan mit weiter Kleidung und geschlechtsneutralen Frisuren, scheinen die Einen aufgehen zu wollen im – man denke nur an Judith Buttler – auch theoretisch apostrophierten Einerlei der Geschlechter. Tief verschleiert und in Stoffbahnen gehüllt, inszenieren sich die Anderen hingegen als eben die reinen und unschuldigen Schwestern, Cousinen und zukünftige Ehefrauen, als die ihre ach so eng mit den Gesetzen des Koran und der Hadiths verbundenen Brüder, Cousins usw. sie sich vorstellen.

 

Protest, so hofft man, könnte sich vielleicht auch unter islamischen Frauen regen, die hier aufgewachsen, der Vorherrschaft ihrer Väter und Brüder sich zu entziehen trachten, und etwas anderes mit ihrem Leben vorhaben könnten als ihren zukünftigen oder gegenwärtigen Ehemännern als Gebärmaschine zu dienen. Doch leider ist auch hier häufig das Gegenteil der Fall: Statt sich die Freiheit zu erkämpfen, tragen immer mehr jüngere Frauen das Kopftuch und demonstrieren dafür, dieses Symbol ihrer Unterdrückung immer und überall tragen zu dürfen. Ähnlich vehement wie ihre Glaubensbrüder treten sie ein für die Bestrafung derjenigen Frauen, die sich den islamischen Vorschriften zu entziehen drohen. Nur einige wenige von ihnen denken an Flucht, etwa aus einer Ehe mit einem aus Anatolien eingeflogenem Mann, dem sie unter Zwang zur Hand gegeben wurden, und müssen zumeist – aus Angst davor von den eigenen männlichen Angehörigen bedroht und umgebracht zu werden – in Frauenhäuser flüchten. Säkulare, emanzipierte türkische Frauen, die sich gerne schön anziehen und ihre Sexualität ebenso frei ausleben wie andere Frauen auch, haben im übrigen die hiesigen Kieze schon längst und aus gutem Grund verlassen.

 

Dafür einzutreten auch im Minirock durch Kreuzberg und Neukölln gehen zu können und gegen religiös motivierte Repression gegenüber den Einzelnen, richte sich diesen nun gegen ihre sexuelle oder intellektuelle Entfaltung, auch deshalb findet diese Demo statt. In diesem Sinne:

Auf das sich nicht nur die Menschen in Tel Aviv ungestört sonnen können, für Erotik im Alltag,

gegen die Vesuche in den Häusern und auf der Straße eine repressive Kleiderordnung durchzusetzen,

und gegen eine Linke, der auch zu diesen Aspekten des Lebens im Schatten des Halbmondes nichts anderes einfällt als blind und blöd antirassistische Phrasen zu dreschen.

 

 

 

 

7. Kreuzberg: Ein besonders starkes Stück Deutschland

 

Dezember 2000, Kaufhaus Cato, ein linkes Veranstaltungslokal mitten im tiefsten Kreuzberger Kiez: Während einer antideutschen Veranstaltung, die sich gegen die soeben mit aller Mordsinbrunst ausgebrochnene sog. Al-Aksa-Intifada richtete, sagte ein deutscher Linker aus dem Publikum: Erstmals in den 20 Jahren, die er nun schon in Kreuzberg lebe fühle er sich ernsthaft bedroht. Dazu hatte er Anlaß. Ein bekennender Palästinenser hatte soeben aus dem Publikum ein Bierglas in Richtung Podium geworfen und eine Zuhörerin getroffen. Ein ganzer Pulk von Palästinensern und deutschen Antiimperialisten konnte nur mit einem erheblichen Aufgebot antifaschistischen Selbstschutzes daran gehindert werden, das Podium zu stürmen. Mehrere palästinensische Teilnehmer hatten den Referenten mit Konsequenzen gedroht, wenn sie ihre “Hetze gegen ihr Volk und seinen gerechten Kampf” nicht einstellen würden. Indes, die Klage des Kreuzbergers richtete sich nicht gegen den autochthonen Volkssturm, sondern gegen die Veranstalter und die angeblich von ihnen ausgehenden Bedrohungen für den Kiezfrieden.

 

Zweieinhalb Jahre später, 1. Mai 2003, irgendwo zwischen Rosa-Luxemburg-Platz und Lausitzerplatz. Auf der von der Antifaschistischen Aktion Berlin (AAB) ausgerichteten Demonstration werden in einem israelsolidarischen Block insgesamt fünf blau-weiße Fahnen mitgetragen. Eine Frau mittleren Alters wendet sich an einen der Fahnenträger und erklärt vorwurfsvoll, daß die Demonstration seit dem Moment, an dem die Fahnen Israels gezeigt wurden, ihren friedlichen Charakter verloren hätte. Sie hatte recht: Die Fahne mußten gegen den Haß von mehr als der Hälfte der über 5000 Teilnehmer, von denen einige sie herunterreißen wollten, verteidigt werden. Nur: Auch diese Dame sah nicht im israelfeindlichen Volkszorn das Problem für den Frieden, sondern in der Fahne und denen, die sie trugen.

 

08.07.2004. In Indymedia wird gegen die heutige Demonstration gewettert. Tenor: Den Antideutschen ginge es nur darum, durch ihr Auftreten in Kreuzberg, Leute so sehr zu provozieren, daß sie dann genau die Handlungen begehen würden, die ihnen die Antideutschen schon immer unterstellt hätten. Die Überschrift des Starters für den sich anschließenden Talk geht so: “Kreuzberg befürchtete Gewalt wegen Bahamas.”

 

Welche Gewalt, welche Bedrohung, welcher bedrohte Frieden? Die sich so um den “Kiezfrieden” Sorgenden wissen das genau. Sie wissen, daß “Du Jude” inzwischen auf der Hitliste der Schimpfwörter unter Kindern und Jugendlichen ganz oben steht. Sie wissen, was die Imams dutzender Moscheen jeden Freitag über die Juden erzählen, sie wissen, daß in der evangelischen Kirchengemeinde am Lausitzerplatz regelmäßig linke Experten Haßbotschaften gegen Israel im Namen des Friedens und des Leidens des kämpfenden Palästinas verbreiten. Sie wissen, daß “Solidarität mit Mumia Abu Jamal” gleichzeitig “werft die Juden ins Meer” bedeutet. Was soll das Logo “antizionistische Aktion” sonst signalisieren? Aber damit können sie leben. Gewalt, Bedrohung? Nicht die Spur. Die gleichen Kreuzberger, die in ihrer Funktion als Mitgliederinnen des ASTA der Technischen Universität soeben einer kurdischen Gruppe für ein übrigens hochinteressantes Buch den Zuschuß verweigert haben, weil der Text nicht “gegendert” sei, also nicht überall dieses gräßliche “-Innen” bei der Pluralbildung auftaucht, die gleichen Feministinnen nehmen keinen Anstoß am unfaßbaren Leid kleiner Mädchen, die Samstag vormittags, bis zur Unkenntlichkeit entstellt durch ein häßliches Tuch, in eine Schule gezwungen werden, in der sie lernen müssen, daß sie minderwertig sind. Koranschule nennt man diese allseits akzeptierten Bildungseinrichtungen. Dennoch ist die Devise: Nichts sehen, nichts hören, nichts wissen, außer, daß um die Ecke der Provokateur lauert. So richtet man sich ein, mitleidlos gegenüber dem Unglück anderer, ignorant gegen den wachsenden antisemitischen Haß. Man ist stolz darauf dazuzugehören, wehe aber, da vergreift sich einer an diesem Heimatgefühl. Man nennt sich das linke Kreuzberg und weiß sich in der Mehrheit.

 

Zur Erinnerung: vor dreieinhalb Jahren waren es sächsische Verwaltungsgerichte, die antideutschen Provokateuren untersagten, unter dem Motto “öffentliche Hinrichtung” im schönen Sebnitz in der sächsischen Schweiz gegen dieses rechtsradikale Opferkollektiv zu demonstrieren. Jene, die sich - laut ihres Bürgermeisters - wegen des zwar letztlich unzutreffenden, aber durchaus plausiblen Verdachts, sie könnten einen kleinen, nicht ganz deutschen Jungen im Schwimmbad kollektiv ermordet haben, als Opfer einer öffentlichen Hinrichtung wähnten, mußten vor antideutscher Gewalt geschützt werden. Der Effekt: Bei der Europawahl erlangte die Partei des Opferschutzes, die NPD, im Kreis Sebnitz 20 Prozent der Stimmen. Im antifaschistischen Kreuzberg will sich natürlich niemand mit den Sebnitz-Deutschen vergleichen lassen. Mancher aber träumt längst von Paris und bedauert, daß man noch nicht ganz so weit ist wie in der französischen Hauptstadt. Dort holten in Bezirken mit großem linken und migrantischem Bevölkerungsanteil offen antisemitische Listen, pardon, israelkritische Listen bei der gleichen Europawahl in manchen Stimmbezirken 10 Prozent der Stimmen. Man erkläre mir bei Gelegenheit, wo der Unterschied zwischen der NPD und einer Israel-Haß-Wählerinitiative liegt, und worin der Unterschied zwischen Kreuzbergs Israelkritikern und ihren Pariser Gesinnungsgenossen besteht.

 

Aber was interessieren solche Gemeinsamkeiten mit ganz ordinären Nazis Kreuzberger Patrioten, die jeden, der sie stört, als Nazi bschimpfen. Egal, ob damit die Betreiber eines italienischen Feinkostgeschäfts, der israelische Minsiterpräsident, antideutsche Kritiker, oder im Ausnahmefall wirklich eine Glatze gemeint ist. An 364 Tagen ist für Kreuzbergs linke Mehrheit der Kiez so sehr in Ordnung, daß es eine Pracht ist, darin zu leben. O.k., da baut schon auch mal einer Scheiß, und so kann es passieren, daß am 365. Tag einige Heißsporne einen Juden schlagen oder einem israelsolidarischen Antifaschistien ein Messer in den Leib rammen. Und wegen solcher Lappalien kommen dann die Antideutschen, die nur darauf gewartet haben, wegen jeder Kleinigkeit den ganzen Kiez zu verunglimpfen. Manchmal fragt man sich im linken Kreuzberg schon, ob die Antideutschen nicht vielleicht den Israeli in die Sonnenallee oder die Antifas auf den Karneval der Kulturen geschickt haben, um endlich ihren Vorwand für Radau zu finden. Da muß ja irgendwann einer ausrasten und ... Und? Noch einen Juden schlagen? Das möge der Kiezgeist verhüten, aber eine antideutschen Rädelsfüherer mal so richtig durch die Mangel zu drehen, das wäre dann doch nachvollziehbar.

 

In der Hoffnung, daß weder Kreuzberg noch Neukölln für immer die Domäne des gesunden Volksempfindens bleiben werden, das sich in den genannten Kiezen so hartnäckig links geriert, ist diese Demonstration keineswegs in erster Linie eine gegen all die Kiezfürsten, Kiezparteien und Kiezbewegungen. Diese Demonstration wendet sich zunächst an alle, die nicht länger bereit sind, sich gegen Erfahrung zu sperren. Die vornehmste Erfahrung ist die Aufgeschlossenheit für fremdes Leid. Einfach deshalb, weil man es nicht aushalten kann, täglich an Geknechteten, ums Leben Betrogenen vorbeizugehen, ohne in Zorn zu geraten über die Zustände und die manchmal sehr konkreten Menschen, die das Unheil zu verantworten haben. Die Islamisierung der Straße ist dafür hervorragendes Beispiel und Anschauungsmaterial. Wer es über sich bringt, das, was da Frauen und Mädchen angetan wird als selbstverständlichen, unbedingt zu tolerierenden Ausdruck einer anderen Kultur hinzunehmen, nur weil ihm deren Andersartigkeit als höchster Wert gilt, stellt sich schon jenseits von Menschlichkeit und Aufklärung. Er begeht vielmehr gleich mehrere Verbrechen gegen Menschlichkeit und Vernunft : 1. Er rationalisiert fremdes Leid und immunisiert sich gegen jede Empathie. 2. Er liquidiert jeden Gedanken an Befreiung, denn Befreiung setzt die Einheit des Menschengeschlechts voraus, einig im Wunsch jeder und jedes  Einzelnen nach persönlichem Glück durch ungehinderte Entscheidungsfreiheit. 3. Er akzeptiert damit eine immer dominantere Kultur des Todes gegen das Leben und damit die schrankenlose Herrschaft todessehnsüchtiger Kollektive über alle ihre Mitglieder. Seien solche Kollektive jetzt deutsch und linksautonom, deutsch und rechtsradikal, oder islamisch und homophob bzw. antijüdisch – sie sind sich einig in ihrem Vernichtungswunsch gegen den Einzelnen und seine Sehnsucht, frei von Gruppen- und Kulturzwängen sich sein Glück zu schmieden.

 

Diese Demonstration wendet sich auch gegen diejenigen, die dauernd irgendwelche Gründe vorbringen, warum tätige Kritik hier und sofort, das Unheil nicht lindern könne, sondern womöglich sogar noch befestige. Die einen argumentieren mit der Armut, als ob die nun wirklich sexistische – ja hier ist das Wort einmal wenigstens angebracht – Reduzierung moslemischer Frauen auf ihr Geschlecht und die gewalttätige Verhängung eines entsprechenden Geschlechterschicksals eine Frage des Wohlstandes wäre. Andere präsentieren einen ganz neuen Freiheitsbegriff, demnach die Hölle unter dem Kopftuch eine ganz neue Form der Emanzipation sei. Die dritten, die in Kreuzberg wohl die Mehrheit stellen, verweisen uns auf die Häßlichkeiten der sogenannten westlichen Kultur, als ob Antideutsche oder andere Freunde der Zivilisation an ihr mehr verteidigen würden, als das: Daß nämlich der Einzelne im Rahmen der kapitalistischen Vergesellschaftung das menschheitsgeschichtlich bislang größte Maß an persönlicher Freiheit für sich durchsetzen, ja ausleben kann. Das ist sehr wenig, aber genug, um niemals dahinter zurückzufallen, sondern im Gegenteil Ansporn, darüber hinaus zu streben.

 

Womit ich bei jenen Bedenkenträgern angekommen bin, die jedes kritische Eingreifen, mit dem Hinweis abtun, die beanstandeten unerträglichen Verhältnisse seien lediglich durch den Kommunismus zu bannen, denn alle Einzelerscheinungen aus Leid und Knechtung seien schließlich auf die weltumspannende, Waren produzierende und Staaten konstituierende Ordnung zurückzuführen. Das Unheil als Ganzes abzuschaffen sei die Aufgabe, alles andere Unsinn. Ich teile ihren Verweis auf die Notwendigkeit, die Verhältnisse abzuschaffen, die all das, was sich in Kreuzberg bündelt, täglich reproduzieren. Ich weise aber energisch Abstraktionskunststückchen zurück, die nur geeignet sind, sich abzudichten gegen die tägliche Erfahrung von Unterdrückung anderer und die Notwendigkeit, dagegen aufzutreten und einzugreifen.

 

Heißt das jetzt irgendetwas Konkretes in Hinsicht auf die in Rede stehenden Berliner Bezirke Neukölln und Kreuzberg? Das zu bestimmen, steht zum kleinsten Teil in unserer Macht, die wir wenige sind und zum Teil noch nicht einmal in Berlin leben. Allerdings steht unser Angebot, eine Koalition der Willigen zu schmieden. Wer es ernst meint mit dem Imperativ, daß nicht nur gegen antisemitische Gewalt, sondern gegen Antisemitismus überhaupt etwas zu unternehmen sei, und zum Beweis dafür, daß ihm oder ihr damit Ernst ist, jeder Form deutscher oder europäischer Israelkritik eine Abfuhr erteilt, wer gegen jede Kultur des Todes, sei sie islamistisch oder globalisierungskritisch, sich wendet und Konsequenzen, wie die gebotene Befürwortung der amerikanisch angeführten Befreiung des Irak vom Baath-Regime, nicht scheut - mit dem sind wir zum Bündnis bereit: Auch in Kreuzberg oder Neukölln.

 

Die anderen aber, die im Bündnis mit dem Tode stehen und immer dann so tun, als erschreckten sie, wenn Juden geschlagen oder Synagogen angegriffen werden, obwohl sie selber, indem sie den Haß auf Israel schüren, zu den Anstiftern gehören, die dürfen versichert sein: Noch herrschen in Kreuzberg oder Neukölln keine Sebnitzer Verhältnisse. Noch ist es möglich, sie mit ihrer Schande öffentlich zu konfrontieren. In einem hämischen Verweis, der im Linksnazi-Chatroom Indymedia erschienen ist, hieß es, Antideutsche könnten nur unter Polizeischutz in diesem Viertel demonstrieren. Das ist eine traurige Wahrheit, derer sich der in Rede stehende Indymedia-User aber nicht etwa schämt. Im Gegenteil: Aus diesem Hinweis spricht das Bedürfnis nach direkter Demokratie, der Wunsch nach der Herrschaft des Mobs. Es ist der Appell an die Staatsmacht, auch über Kreuzberg ein Lex Sebnitz zu verhängen und den Vertretern der demokratischen Hetzmasse die Entscheidung zu überlassen, ob ihnen eine Demonstration genehm ist, oder eine nicht hinnehmbare Provokation des multikulturellen und schon von daher gesunden Volksempfindens darstellt. So hätten sie es gern, und das würden sie längst haben, gäbe es da nicht noch Reste eines staatlichen Interesses, international nicht als Nation unbelehrbarer Antisemiten unangenehm aufzufallen. Ja, liebe Kreuzberger, die ihr den Ströbele und den Fischer wählt und Euch überhaupt mit dem israel- und amerikafeindlichen Kurs dieser linken Regierung so einig wißt, in einem täuscht Ihr euch dann doch. Die Bundesregierung versteht ihren Beitrag zur Zerstörung Israels gerade nicht als Pogromaufruf an islamistische, palästinensische und antiimperialistische Kollektive aus Kreuzberg und anderswo. Moderner Antisemitismus marschiert nicht unter der Fahne von Hamas oder Hizbullah, sondern unter der der UN, moderne Antisemiten klatschen keine Juden und führen ihren antizionistischen Diskurs nicht mit Schlagstöcken und Springmessern. Der moderne Antisemitismus baut Gedenkstätten für die ermordeten Juden und schützt zugleich nach Kräften jedes außereuropäische Regime, das sich den Judenmord auf die Fahnen geschrieben hat. Deshalb erlauben moderne Antisemiten, wenn auch schweren Herzens, ihren schärfsten Kritikern die Demo im rückständigen Antisemitenkiez und sehen sich nicht minder schweren Herzens genötigt, von Euch, liebe Kreuzberger, abzurücken, weil ihr als einzige legitime Politikform die unmittelbare Herrschaft des Pöbels, also das Pogrom, kennt.

 

Solange das so bleibt, gilt für Kreuzberg, Neukölln  und all die anderen Antisemitenkieze in diesem Land, das, was ein antideutsches Bündnis im Frühjahr 2001 für Sebnitz gefordert hat: Wir müssen ihnen auf den Nerven herumtrampeln! Soll heißen: man muß diese Gemeinschaften öffentlich denunzieren, nach innen an alle Neuköllner und Kreuzberger, die der Vernunft zugänglich sind, und nach außen an alle erreichbaren Medien, Gruppen, Parteien, Institutionen die Botschaft senden: Kreuzberg und Neukölln sind Hochburgen des links und islamistisch geprägten Antisemitismus. Kreuzberg ist ein besonders starkes Stück Deutschland und eigentlich schon längst ein Fall für die Antifa.

 

 

 

 

Anhang:

Chronologie antisemitischer und schwulenfeindlicher Übergriffe in  Berlin- Kreuzberg, Neukölln und Schöneberg 2000-2004

 

 

„Daß insbesondere in Neukölln und Kreuzberg sich antisemitische Übergriffe „immer wieder ereignen“ und „in mehreren Fällen (...) Leute angegriffen (wurden), weil sie einen Davidstern trugen.“ Offensichtlich ist es so, daß besagte Bezirke in dem Maße zur No-Go-Area für Juden werden, wie jüdische Symbole, sei es die Kippa, der Davidstern oder die Fahne Israels mit Gewalt oder Drohungen aus der Öffentlichkeit verbannt werden. Einer Verhöhnung der Angegriffenen kommt es gleich, wenn die Sprecherin der Berliner Polizei die Neuköllner und Kreuzberger Zustände so bagatellisiert: „In Anbetracht der vielen jüdischen Mitbürger, die ihre Symbole offen tragen, ist die Zahl gewalttätiger Übergriffe vergleichsweise gering, obwohl jeder Fall zu verurteilen ist.“ (Berliner Zeitung, a.a.O.)“

 

aus dem Aufruf:Gegen den antizionistischen Konsens Schluß mit der antisemitischen Gewalt in Kreuzberg und Neukölln.

 

 

2004

 

Juni

 

Berlin-Neukölln: : Jüdischer Tourist ins Gesicht geschlagen

Berlin-Tourist Yeshayahu S. (50), derzeit in Baltimore (USA) lebender Israeli jüdischen Glaubens, läuft am 03. Juni durch die Sonnenallee in Berlin-Neukölln, als ihn zwei arabisch aussehende Männer auf die Kippa auf seinem Kopf ansprechen. In Deutsch und Englisch fragen sie: "Bist Du Jude?" Sie selbst geben sich als Palästinenser aus. Nachdem S. sich weigert, mit ihnen über Politik zu diskutieren, schlägt ihm einer der beiden Männer die Kippa vom Kopf. Als S. sie aufhebt, prügelt der Mann auf ihn ein. Yeshayahu S. kommt mit Schwellungen über dem rechten Auge ins Krankenhaus.

(Berliner Kurier, 04.06.2004, Berliner Zeitung, 04.06.2004)

 

Mai

 

Berlin-Kreuzberg: Überfall auf dem Karneval der Kulturen

Am frühen Abend des 30. Mai zog der ‚Karneval der Kulturen' lautstark durch Kreuzberg und Neukölln. Mitten drin der Wagen des ‚Aktionsbündnis Mumia Abu-Jamal', das vornehmlich aus Mitgliedern und Sympathisanten der RIM [Revolutionary International Movement] oder auch RK [Revolutionäre Kommunisten] oder auch Volkswiderstandsbewegung der Welt [World People's Resistance Movement] getragen wird. Ein Mitglied der RIM/RK trug ein T-Shirt mit dem Aufdruck ‚Antizionistische Aktion' in Form des ‚Antifa-Aktions-Zeichens'. Aus einer Gruppe am Rande des Aufzuges feiernder Menschen riefen zwei von insgesamt fünf Antifas dem T-Shirt-Träger daraufhin zu, dass Antisemiten hier nichts zu suchen hätten. Sie wurden von den Mitglieder und Freunden des Aktionsbündnisses überfallen, einer wurde zusammengeschlagen und ein anderer schwer mit einem Messer verletzt.

 

März

 

Berlin–Kreuzberg: Überfall im U-Bahnhof Mendelssohn-Bartholdy-Park

Ein Überfall ereignete sich auch am 9. März 2004 am U-Bahnhof Mendelssohn-Bartholdy-Park. Ein 35 Jahre alter schwuler Mann wurde am Bahnhofeingang von einer Gruppe Kinder und Jugendlicher angegriffen, die sich dort nach Angaben des Opfers regelmäßig aufhalten und ihr Unwesen treiben. Als er an der Gruppe vorbeiging, wurde er u.a. als „schwule Sau“ beschimpft. Ihm wurde eine Zigarettenkippe hinterhergeschnipst, die ihn am Nacken traf. Als er mit „was soll das?“ reagierte, jedoch weiter ging, wurde er aus der Gruppe heraus von hinten angegriffen. Er stand bereits auf der Rolltreppe, als er rücklings zu Boden gerissen wurde. Die Täter schlugen und traten brutal auf ihn ein. Weil der Geschädigte laut um Hilfe rief und ein Zeuge von oberhalb der Treppe herunterrief, sie sollten sofort aufhören, flüchteten die Täter. Eine Gruppe von Mädchen boten dem Geschädigten anschließend Hilfe an. Der Geschädigte fuhr in die Wohnung seines Freundes und von dort aus mit seinem Freund ins Krankenhaus. Hier wurde eine Platzwunde genäht und behandelt. Am nächsten Tag wurde außerdem ein gebrochener Finger festgestellt. Der Geschädigte erstattete Strafanzeige.

(Maneo – Schwules Überfalltelefon und Opferhilfe)

 

Berlin-Schöneberg

Am 17.03.2004 wird ein Molotw-Cocktail aus einer Gruppe von 13- bis 15-Jährigen in das Bekleidungsgeschäft "Boyz'R'Us" in der Maaßenstrasse geschmissen. Ein Mitarbeiter konnte den Brandsatz auf dem Gehweg vor dem Geschäft löschen. Doch ein Firmenschild und eine Schaufensterscheibe gingen zu Bruch.

 

Januar

 

Berlin-Schöneberg: Überfall im Kiez am Nollendorfplatz

Am 11.01.04, gegen etwa 3 Uhr morgens, wurde ein 48 Jahre alter schwuler Mann Opfer eines schweren Gewaltverbrechens in der Schöneberger Kalckreuthstraße. Der schwule Mann hielt sich zuvor in zwei Lokalen auf, um dort ein Bier zu trinken und um auf einen Freund zu warten. Wenig später verließ er das Lokal, weil ihm schummerig wurde. Er schließt im Nachhinein nicht aus, dass ihm auch etwas ins Getränk getan wurde. Denn danach könne er sich nur noch bruchstückhaft an Einzelheiten erinnern. Wenig später wurde er mit großer Brutalität von mehreren jungen Männern niedergeschlagen. Da der Geschädigte sofort das Bewusstsein verlor, könne er sich auch nicht mehr an weitere Schläge und Tritte erinnern. Schwer verletzt kam er später im Krankenhaus wieder zu sich. Ein Passant hatte ihn schwer verletzt zwischen zwei parkenden Autos gefunden, wohin ihn die Täter gelegt haben müssen. Dieses Detail erfuhr der Geschädigte erst später. Der Geschädigte erlitt erhebliche Kopfverletzungen. Außerdem wurden ihm mehrere Zähne ausgeschlagen. Er lag über eine Woche im Krankenhaus und befindet sich weiter in fachärztlicher Behandlung. Es sind nicht nur die körperlichen Verletzungen, sondern auch psychische Belastungen, die einen Betroffenen nach der Tat beschäftigen. „Wenn die Narben verschlossen sind denken viele, ach, alles schon verheilt. Wie es aber in mir aussieht, wird gar nicht gesehen.“ Als belastend wird oft auch die Vorstellung erlebt, was noch alles hätte passieren können. „Wenn ich mir vorstelle, ein Autofahrer wäre weggefahren und hätte mich dort unten nicht gesehen – ich wäre tot.“

(Maneo – Schwules Überfalltelefon und Opferhilfe)

 

2003

 

Dezember

 

Berlin, U-Bahn

Am 27.12.03, gegen etwa 18:00 Uhr, wurde ein 26 Jahre alter schwuler Mann, der sich in Begleitung seines Freundes befand, in einer U-Bahn der Linie U2 von einem etwa 35 Jahre alten Mann angegriffen. Die beiden schwulen Männer saßen dem Täter gegenüber. Der Täter war angetrunken. Ihm fiel auf, dass beide schwule Männer ihre Beine in die gleiche Richtung übereinander geschlagen hatten. Er fuhr sie an und erklärte sehr aggressiv, dass man ja daran „zwei Schwuchteln“ erkennen würde. Die Betroffenen gingen auf die Beleidigungsversuche nicht ein und lachten eher über die Äußerungen des Täters. Als die beiden schwulen Männer am Bahnhof Zoologischer Garten ausstiegen, wurde der 26jährige vom Täter unvermittelt angegriffen und zu Boden geworfen. Durch den Angriff erlitt der Geschädigte mehrere Prellungen am Körper. In diesem Moment gingen Passanten dazwischen, die den Täter festhielten. Über eine Notrufsäule konnte die Polizei angefordert werden, die auch relativ schnell auf dem Bahnsteig eintraf. Der Geschädigte stellte gegen den Angreifer Strafantrag.

(Maneo – Schwules Überfalltelefon und Opferhilfe)

 

November

 

Berlin-Kreuzberg

Wegen seiner jüdischen Kopfbedeckung wird ein 24-jähriger Mann von drei Jugendlichen beschimpft und beleidigt. Wegen des antisemitischen Hintergrunds übernahm der Staatsschutz der Polizei die Ermittlungen. (Tagesspiegel, 29.11.2003)

 

Berlin-Kreuzberg

Aus einer Gruppe von rund 20 Jugendlichen pöbeln am 27. November drei junge Ausländer einen 24-Jährigen Mann an und beleidigen ihn, weil er eine jüdische Kippa trägt. Der Mann kann in eine Erste-Hilfe-Station flüchten. Bevor die von dort aus alarmierten Beamten eintreffen löst sich die jugendliche Gruppe auf.

(epd, 27.11.03)

 

Berlin

Jährlich demonstrieren in Berlin am letzten Samstag des Ramadan, dem so genannten »Al Quds Tag« (Jerusalem-Tag), rund Tausend Islamisten aus ganz Deutschland sowie Anhänger der militanten Hisbollah und fordern die »Zerschlagung und Vernichtung des zionistischen Staates«. Erstmals haben Privatleute, darunter Politiker, Künstler und Professoren, gegen die Demonstration protestiert. Die Berliner Polizei allerdings sieht keine Handhabe, die Demonstration zu verbieten, schließlich seien »keine schweren Straftaten« zu erwarten. So protestieren 1000 Muslime aus verschiedenen Teilen Deutschlands am 22. November für die »Befreiung Palästinas und Jerusalems«. Die gegen die israelische »Besatzungspolitik« gerichtete Demonstration verläuft trotz der strengen Auflagen nicht ohne Zwischenfälle Zu Beginn des Aufmarsches wird ein Demonstrant festgenommen, weil er ein Schild bei sich trägt mit der Aufschrift »Juden sind Mörder«. Weitere 30 bis 40 Schilder werden beschlagnahmt. Demonstranten geben in Befragungen antisemitische Parolen von sich wie »Tod allen Juden« und sprechen vom zionistischen Komplott gegen die islamische Welt.

(Frankfurter Rundschau; taz, 24.11.03)

 

Berlin-Kreuzberg

Ein jüdischer Gedenkstein in der Mollstraße wird von Unbekannten mit roter Farbe beschmiert. Der Gedenkstein in einer Grünanlage erinnert an ein Pogrom im Jahre 1510, bei dem 38 Juden ums Leben kamen.

(taz, 6.11.03)

 

Berlin-Kreuzberg :

Zwei 28 und 29 Jahre alte schwule Männer werden gegen 22.30 Uhr in der U-Bahnlinie 7 zwischen Südstern und Gneisenaustr. von fünf Männern beleidigt und geschlagen. Während die 5 Täter die beiden Männer mit schwulenfeindlichen Äußerungen beschimpfen, mischt sich eine junge Frau ein. Daraufhin wird sie ebenfalls rassistisch und sexistisch beschimpft. Als einer der beiden schwulen Männer die Täter auffordert, die Frau in Ruhe zu lassen, wird er mit der Faust ins Gesicht geschlagen. Am U-Bahnhof Gneisenaustraße flüchten die Täter. Außer der Frau hat kein anderer Fahrgast eingegriffen. Die Opfer haben Anzeige erstattet.

(Maneo – Schwules Überfalltelefon und Opferhilfe)

 

Oktober

 

Berlin-Neukölln

Eine Gedenktafel für Heinrich Stahl, bis 1942 Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, wird in der Nacht zum 3. Oktober geschändet. Unbekannte Täter verhängen die Erinnerungstafel an der Hauswand und beschmieren die Wand mit zwei etwa 50 Zentimeter hohen Hakenkreuzen. Hinweise auf die Täter gibt es nicht. Der Staatsschutz ermittelt. Heinrich Stahl wurde 1942 im KZ Theresienstadt umgebracht.

(taz, 4. 10. 03)

 

September

 

Berlin Schöneberg

Zwei schwule 29 und 33-jährige Männer werden in den Morgenstunden des 27.09.2003 vor der „Heilen Welt“ von fünf jungen Männern mit schwulenfeindlichen Äußerungen beleidigt. Später treffen die beiden schwulen Männer noch einmal auf die 5 Angreifer. In der Eisenacher Straße stoßen sie einen der beiden zu Boden, so dass er Verletzungen an Hüfte, Knie und Ellbogen erleidet. Der andere Mann erhält einen so schweren Schlag aufs linke Ohr, dass er 14 Tage später noch nichts hören kann. Beide erstatten Anzeige

(Maneo – Schwules Überfalltelefon und Opferhilfe)

 

Berlin-Schöneberg

Im Bayrischen Viertel erinnert ein dezentrales Denkmal »Orte des Erinnerns« an die Ausgrenzung, Vertreibung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung. Der Schaukasten mit den 80 Straßenschildern und einem Stadtplan mit den Straßenführungen von 1933 und 1993 wird in der Nacht zum 28. September zertrümmert.

(haGalil, 28.9.03)

 

Berlin-Kreuzberg

Die »Stolpersteine« für das jüdische Ehepaar Aron und Elsbeth Dobkowsky werden am 24. September aus dem Straßenpflaster vor deren ehemaligem Wohnhaus an der Coubièrestraße 16 gerissen. Die Steine waren erst einen Tag vorher aus Anlass des Besuchs der heute 80jährigen Tochter der Ermordeten gelegt worden. Sie reiste zur Einweihung aus Israel an.

(Berliner Morgenpost, 24.9.03)

 

Berlin-Kreuzberg

Vier Jugendliche im Alter von 14 und 15 Jahren randalieren am Jüdischen Museum in der Lindenstraße und übersteigen die Mauer zum Garten.

(Berliner Zeitung, 22.9.03)

 

Berlin-Schöneberg

13.09.2003. Zwei schwule Männer, 39 und 40 Jahre alt, sind auf dem Weg von der „Scheune“ zum U-Bahnhof Nollendorfplatz, als sie von hinten aufgefordert werden, stehen zu bleiben. Gleich darauf werden sie von fünf jungen Männern zu Boden geworfen. Die fünf schlagen und treten auf ihre Opfer ein. Erst als die beiden stark blutend um Hilfe schreien, hören die Täter auf. Beide müssen sich im Krankenhaus behandeln lassen. Einer der Geschädigten trägt eine gebrochene Nase davon, der andere Mann erleidet mehrere Prellungen im Brustbereich. (Maneo – Schwules Überfalltelefon und Opferhilfe)

 

August

 

Berlin-Kreuzberg

Gegen 16.30 Uhr werden drei 14- und 16-jährige schwule Jugendliche im Buslinienersatzverkehr zwischen Halleschem Tor und Medelssohn-Bartholdy-Park geschlagen und mit schwulenfeindlichen Sprüchen beleidigt. Die Drei sitzen hinten, im unteren Teil des Busses. Plötzlich erhalten zwei von ihnen von hinten einen Schlag gegen den Hinterkopf. Dann werden sie von den drei Angreifern, die ca. zwischen 18-20 Jahre alt sind, beschimpft. Einer der schwulen Jugendlichen wendet sich hilfesuchend an den Busfahrer. Der reagiert jedoch nicht. Eines der Opfer erhält einen weiteren Schlag gegen den Unterkiefer und fällt zu Boden. Der Bitte des Jugendlichen, dass der Fahrer die Türen des Busses verschlossen halten und die Polizei rufen soll entspricht er nicht. Keiner der Fahrgäste greift helfend ein. Die Angreifer können fliehen. Der verletzte Jugendliche muss im Krankenhaus ambulant behandelt werden. Die drei erstatten Anzeige gegen Unbekannt.

(Maneo – Schwules Überfalltelefon und Opferhilfe)

 

Berlin-Schöneberg

Zwei schwule 37-und 38-jährige Männer werden am 04.08.2003 in einem Mietshaus von einem Nachbarn und einer Nachbarin beschimpft und bedroht. Als die beiden Männer mit ihrem Hund im Treppenhaus sind, begegnen sie einem Kind und einem erwachsenen Mann aus der Nachbarfamilie. Als das Kind nach dem Hund tritt, bittet einer der beiden schwulen Männer den Erwachsenen, auf das Kind aufzupassen. Der beginnt sofort die Männer schwulenfeindlich zu beschimpfen. Er versucht den 38-jährigen zu schlagen. Dieser kann dem Schlag ausweichen. Die Mutter von einem der Betroffenen ist mittlerweile auch im Treppenhaus. Sie wird nun von der Nachbarin mit der Faust ins Gesicht geschlagen. Der Mann beschimpft währenddessen die beiden schwulen Männer weiter und droht damit, ihnen die Kehle durchzuschneiden. Die beiden erstatten keine Anzeige, wenden sich jedoch auf Anraten von Maneo an die Hausverwaltung, die umgehend Hilfe zusagt.

(Maneo – Schwules Überfalltelefon und Opferhilfe)

 

Juni

 

Berlin-Schöneberg

Eine 14-jährige Schülerin wird in einem Linienbus Opfer eines gewalttätigen Übergriffes, weil sie einen Davidstern als Kettenanhänger am Hals trägt. Bei den vier Täterinnen handelt es sich vermutlich um Türkinnen oder Kurdinnen. Als sie den Davidstern-Anhänger bemerken, beleidigen und beschimpfen sie das Mädchen und schlagen auf ihr Opfer ein. An der nächsten Haltestelle flüchten sie.

(Berliner Morgenpost, 1.7.03)

 

Berlin-Kreuzberg

Eine Gruppe von etwa 15 Personen betritt am 13. Juni ca. 23.30 Uhr den Heinrichplatz, entrollt ein (unleserliches) Transparent und stoppt den Verkehr. Eine Palästina-Flagge wird geschwungen. Eine Israel-Flagge wird geschwungen. Die Israel-Flagge wird in Brand gesetzt. Die Gruppe skandiert »Solidarität mit Palästina« und »Judenschweine!«. Von den umliegenden Kneipen am belebten Heinrichplatz sind vereinzelte Protestpfiffe zu hören. Die Israel-Flagge verbrennt fast vollständig. Die Gruppe rollt ihr Transparent ein und verschwindet zügig im Dunkeln Richtung Skalitzer Straße, Dauer der Aktion: ca. 5 Minuten.

(ZDK, 13.6.03)

 

Mai

 

Berlin.Schöneberg: Angriff auf Café PositHiv

Am 24. Mai war dann ein Pflasterstein in das voll besetzte Café geworfen worden und hatte nur knapp den Kopf eines Rollstuhlfahrers verfehlt. Die alarmierte Polizei habe nichts unternommen

 

Berlin-Neukölln

13.05.2003.Ein 19-jähriger US-Amerikaner wird von drei Jugendlichen erst als „Drecksjude“ beleidigt, verfolgt, mit Weintrauben beworfen und mit Fäusten gegen die Stirn geschlagen. Der Religionslehrer war aufgrund seiner traditionellen Schläfenlocken und der Kopfbedeckung als orthodoxer Jude zu erkennen.

(Pressedienst der Polizei, 14.5.2003; Berliner Zeitung, 15.5.2003; Tagesspiegel, 15.5.2003; taz, 15.5.2003)

 

Berlin

Ein 56-jähriger Mann aus Mitte wird am 11. Mai von einer Gruppe ausländischer Jugendlicher in einem Bus angegriffen, mit »Drecksjude« beschimpft und ins Gesicht getreten, weil er einen Davidstern an einer Kette um den Hals trägt. Der Mann wird im Krankenhaus behandelt.

(Berliner Zeitung, 13.5.03)

 

April

 

Berlin-Kreuzberg: Antisemitische Buchmesse in Kreuzberg

Ende April findet im Hof eines Milli Görüs Moschee- und Kulturhauses am Kottbusser Tor die islamische Buchmesse statt, auf der zahlreiche antisemitische und islamistische Bücher auf Deutsch und Türkisch verkauft werden.

 

März

 

Berlin-Schöneberg:Angriff auf Café Posithiv

Am 6. März flog ein Becher mit heißem Kakao ins Lokal. Es gab einen Angriff mit Pfefferspray. Schon seit Jahren gibt es Pöbeleien gegen das seit 13 Jahren bestehende Café. Die Mitarbeiter des Treffs für HIV-Infizierte und deren Freunde wollen inzwischen den Kiez verlassen. "Seit zwei Jahren ist es besonders schlimm", sagt Betreiber Michael.

 

2002

 

August

 

Berlin-Kreuzberg:

Die Polizei hat am 16.08.2002 nachmittags im Jüdischen Museum ein verdächtiges Päckchen gesprengt. In dem Paket hatten die Beamten Sprengstoff vermutet. Wie sich jedoch herausstellte, erwies sich der Verdacht als falsch. Das Museum sowie drei angrenzende Wohnhäuser wurden für eine Stunde evakuiert. Das Paket mit iranischem Absender war in der Poststelle des Museums aufgetaucht.

(Berliner Zeitung , 17.08.2002)

 

April

 

Berlin-Kreuzberg:

Am 28.04.2002 wurde auf die Synagoge in Berlin-Kreuzberg ein Brandanschlag verübt. Da der Brandsatz auf dem Rasen davor landete, entstand kein großer Sachschaden.

 

Berlin-Neukölln:

Am 14.04.2002 wurden zwei jüdische Frauen in einer U-Bahn in Neukölln von zwei Männern angegriffen. Einer der beiden Männer riss einer Frau einen Davidstern-Anhänger vom Hals und schlug ihr ins Gesicht. Dies war der zweite bekannt gewordene antisemitische Angriff innerhalb kurzer Zeit in Berlin. An Ostern wurden zwei orthodoxe Juden auf dem Ku-Damm angegriffen.

 

Berlin-Kreuzberg:

Jüdische Familie in Kreuzberg bedroht.

(Jungle World, 24.04.2002)

 

Berlin-Kreuzberg:

Militante linke Palästina-Sympathisanten überfallen Pro-Israel-Veranstaltung mit Messern und Steinen. Die Täter können entkommen.

(Taz, 12.04.2002)

 

2001

 

März

 

Berlin-Kreuzberg:

In der Umgebung des Cafe Ehrenburg tauchen antisemitische Flugblätter auf.

(Neues Deutschland, 29.03.2001)

 

Januar

 

Berlin-Schöneberg:

Am 10.01.2001 griffen Jugendliche einen Rabbiner  am U-Bahnhofs Wittenbergplatz an, er wurde verletzt und musste ambulant behandelt werden. Der von Jugendlichen arabischer Herkunft verübte Angriff wird im Zusammenhang mit dem Nahost-Konflikt gesehen.

(Berliner Zeitung v. 12.01.2001)

 

2000

 

Dezember

 

Berlin-Kreuzberg

Hausdurchsuchung bei einem 19-jährigen arabischstämmigen Mann wegen des Anschlags auf die Synagoge am Fraenkelufer.

(Berliner Zeitung v. 09.12.2000)

 

Oktober

 

Berlin-Kreuzberg:

In der Nacht zum 6. Oktober diesen Jahres, hatten Unbekannte vier Steine auf die jüdische Synagoge am Fraenkelufer geworfen. Dabei wurden mehrere Fensterscheiben zerstört. Der Anschlag hat bundesweites Aufsehen erregt.

 

Januar

 

Berlin-Kreuzberg

Aufmarsch von circa 1600 Personen gegen Israel und den Zionismus zum "Tag von Jerusalem". Jedes Jahr am Ende von Ramadan. Aufruf von mehreren islamischen Organisationen und Moscheen.

(Tageszeitung v. 03.01.2000)

 

 

Zusammengestellt von Bündnis gegen IG Farben/Berlin

[© mut-gegen-rechte-gewalt.de] für 2004

[© apabiz e.V., ReachOut und tacheles reden! e.V.] für 2003,2002,2001,2000

[© Maneo – Schwules Überfalltelefon und Opferhilfe]

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