Vortrag und Diskussion mit Justus Wertmüller
Sarrazin schreibt, was viele Menschen denken. Sie sehen in ihm einen Volkstribun, der einmal so richtig raus lässt, was „uns kleinen Leuten verboten ist“. Sarrazins Sorge um „die Abschaffung Deutschlands“ drückt in populärer Weise das gesamte Ressentiment gegen Ausländer und sogenannte Sozialschmarotzer aus, wobei letztere gar nicht unbedingt nichtdeutscher Herkunft zu sein brauchen. Dass die unerwünschten Ausländer mit Moslems gleichgesetzt werden, hat den einfachen Grund, dass die mit Abstand größte Gruppe aus der Türkei stammt, in dem der Islam die Mehrheitsreligion ist.
Man geht davon aus dass 60 – 90 Prozent der Deutschen sagen: „Sarrazin hat Recht!“ Einen Islamkritiker sehen sie in ihm allerdings wohl kaum. Die These, dass Intelligenz vererbbar sei, steht nur scheinbar im Focus der Kritik. Denn die Gleichen, die Sarrazin empört einen Eugeniker nennen, glauben ihrerseits inbrünstig daran, dass über Fortkommen und Scheitern letztlich eben doch ein Gen mitentscheidet.
In einem anderen Punkt hat ausgerechnet der Fall Sarrazin gezeigt, dass eine Melange aus Politik und Medien alles unternimmt, Kritik am Islam als verwerflichen Ausdruck der Intoleranz oder gar als Rassismus zu diskreditieren und damit zu unterbinden. Eine kritische Diskussion über den Islam unterbleibt in Deutschland weitgehend. Der Islam, so hört man stattdessen, gehört „zu uns“.
Trotz dieser indifferenten Haltung gegenüber dem Islam, die sehr deutsche Mischung aus Eugenik, Ausländer-feindlichkeit und Hass auf die Unterklassen, ist eine gefährliche Ideologie. Diese setzt sich in jenen Denkmustern fort, die aus Türken „Muslime und Muslimas“, aus den USA einen fundamentalistischen Aggressor, aus Israel eine Bedrohung des Weltfriedens macht und in jedem islamistisch gestimmten Pogrompöbel den gerechten Zorn der vom Imperialismus Erniedrigten und Beleidigten erkennt.
Eine Veranstaltung vom
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