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Vortrag und Diskussion mit Magnus Klaue und Niklaas Machunsky

Dienstag, den 17. Mai 2011, 19:00 Uhr

Max und Moritz, Oranienstr. 162, Berlin-Kreuzberg

 

Avantgarde des Selbsthasses
„Kommende Aufstände“ als postmoderne Erben von Anarchismus und Situationismus

Dass die massenhafte Begeisterung für das Pamphlet „Der kommende Aufstand“ hierzulande bruchlos von der Begeisterung für die „arabischen Aufstände“ abgelöst werden konnte, ohne dass auch nur gefragt wurde, ob zwischen dem islamistischen Terror in den Banlieues, den das „Unsichtbare Komitee“ sich zum Vorbild erkoren hat, und den Revolten in den arabischen Staaten nicht einige Unterschiede bestehen, macht evident, in welchem Maße der längst nicht mehr nur linke Aufstandsfetischismus den Gesetzen pathischer Projektion gehorcht. In den „arabischen Aufständen“ glauben ihre Fans wiederzuerkennen, was sie schon der Diktion des „Unsichtbaren Komitees“ abgelauscht haben: den authentischen Ausdruck einer von losgelassenem Spontaneismus, kraftmeierischer Verachtung „verkrusteter Strukturen“ und Hass auf Vermittlung beseelten vitalistischen „Jugendbewegung“, die mit der eigenen, zwischen politischer Bastelgruppe und öder Lohnarbeit verstockt und brutal gewordenen Sehnsucht nach Enthemmung und Selbstaufgabe endlich ernst macht. Ob „das nächste Komitee“, wie ein Blogger auf der Facebook-Seite der Jungle World bereits hoffnungsvoll postete, tatsächlich „Arabisch schreiben“ wird, ist keineswegs ausgemacht. Sicher scheint dagegen, dass die Mehrheit der Bürger in den westlichen Staaten immer stärker bereit ist, die als Avantgarde des eigenen Selbsthasses fungierenden linken Partisanen bei ihren „kommenden Aufständen“ komplizenhaft gewähren zu lassen. Aus diesem Anlass wird sich die Veranstaltung das Pamphlet aufs Neue vornehmen, um zu zeigen, dass seine Verfasser die schlechten Erben einer selbst schon schlechten Tradition zivilisatorischer Selbstverachtung sind, die notwendig Sprache und Denken korrumpiert. Der französische Situationismus und der anarchistische Gewaltkult eines Georges Sorel, an die das „Unsichtbare Komitee“ gleichermaßen anknüpft, treffen sich in ihrer Verherrlichung der „spontanen Aktion“, die das Gespinst der Vermittlungen zerreißen, Spontaneität und Willkür konvergieren lassen und das Subjekt, statt dessen bornierte Form aufzuheben, seinem verdienten Untergang zuführen soll. Doch während sich Anarchismus und Situationismus bei solcher Destruktion noch auf die weitgehend ungebrochene empirische Vorherrschaft der bürgerlichen Subjektform berufen konnten, sanktionieren ihre postmodernen Erben deren virulenten Zerfall und feiern die kollektive Regression hinter den Stand bürgerlicher Vergesellschaftung als antibürgerliche Revolte ab. Was dadurch auch am Anarchismus selbst verraten wird und was dieser Verrat mit der vielgepriesenen „literarischen Qualität“ des Pamphlets zu tun hat, soll die Veranstaltung zu klären versuchen.

 

Vortrag und Diskussion mit Magnus Klaue und Niklaas Machunsky

Dienstag, den 17. Mai 2011, 19:00 Uhr

Max und Moritz, Oranienstr. 162, Berlin-Kreuzberg

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