Köln, Dienstag, 17. Januar 2012, 19:00 Uhr
Fachhochschule Köln (Südstadt), Raum 211, Mainzer Str. 5, 50678 Köln
Vortrag und Diskussion mit Magnus Klaue
Praktischer Idealisimus
Zum aktuellen Stand der Versöhnung von Pädagogik und Aberglauben
Lange Zeit galten die deutschen Bildungsanstalten, und dies keineswegs zu Unrecht, als Dressureinrichtungen zur Austreibung von Sinnlichkeit, Phantasie und Spontaneität, in denen totes Wissen akkumuliert, blinder Gehorsam eingeübt und jedweder Individualismus betraft wurde.
Mittlerweile aber sind „Anschauung“, „Unmittelbarkeit“ und „Erlebnis“ als positive Werte einer Pädagogik zurückgekehrt, die durch Förderung der „Kreativität“ der Zöglinge diese zugleich auf "das Leben" vorbereiten will. Diese neue Pädagogik, welche die selbst bereits postmoderne "Wissensgesellschaft" verabschiedet, kennt das Glück stillen Lesens ebensowenig wie die Lust am selbstvergessenen Spiel, das vielmehr nur noch als frühkindliches Synapsentraining in Betracht kommt. Geist und Abstraktion werden von ihr als ebenso nutzlos wie nicht kindgemäß abgelehnt. Mit deren Austreibung wird aber auch die Fähigkeit zu Lust und Sinnlichkeit, die als geistlose nicht denkbar sind, bereits im Triebgrund der Individuen getilgt. Die geistlos gewordene Phantasie heißt dann „Kreativität“, die geistlos gewordene Anschauung „Erlebnis“.
Daß der neue Trend zur „Anschauung“ und erlebnispädagogischen Freiwildpraxis, der mit einer Rehabilitierung irrationalistischer Konzepte der Reformpädagogik einhergeht, in Wahrheit nichts anderes praktiziert als die Zurichtung der Kinder für den Überlebenskampf im Naturzustand, zu dem Gesellschaft immer stärker wird, soll der Vortrag zeigen.
Veranstalter: Fachschaft Angewandte Sozialwissenschaften der FH Köln
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