Vortrag & Diskussion in Göttingen
Am Donnerstag, den 14. Februar 2013, um 19:00 Uhr
Zentrales Hörsaalgebäude (ZHG) 003
Mit Clemens Nachtmann
Vom Altern antideutscher Kritik
Politische Bewegungen kommen und gehen, seit sie zu "neuen sozialen Bewegungen" geworden sind. Verschwinden sie, verschwinden in aller Regel auch ihre Kategorien, die nicht selten ohnehin in erster Linie dem Versuch dienten, sich ihrer selbst zu versichern.
Nach dem Niedergang sagen sich ehemalige Protagonisten dann gerne nach, man habe sich zu Tode gesiegt, die Gegner seien einem abhanden gekommen oder es sei schlicht langweilig geworden. Ungnädigere Kommentatoren betonen, die Bewegung habe sich angepasst, der Gestus sei unglaubwürdig geworden – oder es gebe einfach niemanden mehr, der das ganze Gehabe noch ertragen könne.
Auch bei den Antideutschen finden sich, wo sie als Bewegung auftreten, Entsprechende Abnutzungserscheinungen schon seit längerem. Und auch das [a:ka] kann sich da nicht ganz ausnehmen. Nur ist damit wenig gesagt über den Gegenstand, den die als antideutsch Bezeichneten sich dem Namen nach vornehmen.
Was deutsch bleibt
Die alte Frage nach dem, „was deutsch ist“, bleibt gekennzeichnet durch die Unmöglichkeit, sie sinnhaft zu beantworten – aber auch durch die Zwangsläufigkeit, mit der sie sich zu stellen scheint. Unabhängig davon, ob sie in kritischer oder in affirmativer Absicht gestellt wird.
Das [a:ka] hat die Frage nach Deutschland immer in kritischer Absicht gestellt, und Kritik ist, wenn sie ihrem Begriff gerecht werden soll, gegen ihren Gegenstand bekanntlich alles andere als gleichgültig. Sie darf also auch seinen Veränderungen gegenüber nicht gleichgültig sein, sondern hat sie stets zu reflektieren.
Nur ist Veränderung, als zeitlicher Prozess, etwas, das der leidig immer wieder aufkommenden Frage gerade abgeht: Während die deutsche Gesellschaft sich entwickelt, haftet der Frage nach Deutschland der Anschein von Zeitlosigkeit
an – und das verlangt nach einer Selbstkritik der Kritiker, wollen sie nicht hinter
ihrem Gegenstand zurückbleiben.
Warum das zwangsläufig auch den Wunsch nach einer gesellschaftlichen Bewegung hin zur Destruktion dieses Gegenstands beinhaltet; und warum die politischen Bewegungen der letzten Jahrzehnte den umgekehrten Weg beschritten – darüber referiert Clemens Nachtmann auf Einladung des [a:ka].
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