Vortrag und Diskussion in Leipzig
Am Freitag den 12. Juli, um 19:00 Uhr
Universität Leipzig (GWZ)| Raum 2.010
Mit Magnus Klaue
Die überflüssigen Ideologen
Studentische Aktivisten sind sich in ihrem Protest gegen das modularisierte Studium und in ihrem Kampf für „selbstbestimmtes Lernen“ in einem einig: Die Universität soll ein netter, abwechslungsreicher und entspannter „Freiraum“ sein, der einen Vorschein davon in sich trägt, wie eine bessere Gesellschaft aussehen könnte; das vermittelte Wissen sollte „kritisch“, die Studenten sollten eigenständige Individuen statt Lern- und Repetierautomaten sein. Gegenüber solchen im schlimmsten deutschen Sinn idealistischen Vorstellungen von Universität und Bildung soll der Vortrag an einige Basisbanalitäten materialistischer Kritik erinnern: Wissen unterscheidet sich nicht in kritisches und Herrschaftswissen, sondern ist immer geprägt von der gesellschaftlichen Ordnung, die es hervorbringt; Universitäten waren ihrer Bestimmung nach nie etwas anderes als ideologische Kaderschmieden und haben stets nur in glücklichen historischen Augenblicken Erkenntnis hervorgebracht, die dieser Bestimmung radikal widerspricht; und am besten waren die bürgerlichen Bildungseinrichtungen immer dann, wenn sie ihren Insassen die Freiheit zum Objekt, die unreglementierte Beschäftigung mit dem selbstgewählten Gegenstand, wenigstens nicht verbauten, statt unverwechselbare, freie und bunte Persönlichkeiten aus ihnen machen zu wollen. Die Forderung nach „selbstbestimmtem Lernen“ und „kritischen Inhalten“ erweist sich angesichts dessen als Symptom der Torschlusspanik von sich als überflüssig Erkennenden, die wissen, dass sie umso weniger gebraucht werden, umso weniger Ideologie in der integralen Gesellschaft nötig ist, weil Bewusstsein und falsches Bewusstsein in ihr tendenziell konvergieren.
Eine Veranstaltung des Arbeitskreises Gesellschaftskritik
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