Die Berufsfelder Coaching, Mediation und Supervision, in denen Psychoanalytiker, Soziologen und Geisteswissenschaftler verschiedenster Couleur mittlerweile eher eine Beschäftigung finden als in den Bereichen, für die sie eigentlich ausgebildet wurden, markieren die schlechte Selbstaufhebung bürgerlicher Ideologie wie der konkreten Vergesellschaftungsform, der diese entsprang. Ideologie war nie einfach nur Schein, sondern stets auch die Möglichkeit, den Widerspruch, der sich in ihr ausdrückte, negativ auf den Begriff zu bringen: In diesem Sinne verwies insbesondere die Freudsche Psychoanalyse in ihrem antagonistischen Status als kritische Theorie des Subjekts und therapeutische Praxis auf die Notwendigkeit der Abschaffung jener Umstände, die sie hervorbrachten.
Die therapeutische Gesellschaft, die die bürgerliche beerbt hat, liquidiert, wie die frühe kritische Theorie voraussah, mit der materiellen Bedingung der Möglichkeit von Erfahrung im Triebgrund der Subjekte auch die Möglichkeit der Erfahrung solchen Widerspruchs. Ausdruck davon ist das die gesamte Gesellschaft von der Beziehungsberatung bis zum Assessment-Center bestimmende Leitprinzip der “gewaltfreien Kommunikation” als ein soziales Verhältnis, aus dem jede Spur unreglementierter Erfahrung als potentielle Kommunikationsstörung liquidiert sein soll. Warum in dieser „gewaltfreien Kommunikation“, die es den verstümmelten Subjekten erlaubt, sich die Affirmation gesellschaftlicher Gewalt als ihre je willkürliche Freiheit zuzueignen, ein Begriff von Kommunikation zu sich selbst kommt, der sich von Habermas bis in diverse Konsensspiele der basisdemokratischen Linken tradiert hat, soll der Vortrag erläutern.
Eine Veranstaltung des Arbeitskreises Gesellschaftskritik
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