Der Science-Fiction schien ab und zu noch von einer anderen Gesellschaft zu träumen, für die moderne Maschinen zwar wichtig sind, aber weiterhin nur als Mittel dienen. Inzwischen starrt er fast nur noch auf die Potenz utopischer Technik, die ihm dabei zum Selbstzweck gerinnt. Jede Utopie ist schal geworden, aber das Versprechen einer künftig vollständigen Beherrschung der Welt durch naturwissenschaftliche Erkenntnis und ihre Anwendung rauscht in scheinbar endloser Wiederholung über die Leinwände. Der häufig erschütternde Mangel an dramaturgischer Phantasie lässt viel Platz für wissenschaftliche Details und statt in wenigstens unterhaltsame Geschichten wird lieber in immer detailgetreuere Computeranimationen investiert. Aktuell führt der Film Interstellar die Zusammenarbeit von Kulturindustrie und Naturwissenschaft vor, dessen kurze Analyse den Vortrag über erkenntnistheoretische Grundlagen der Physik motivieren wird.
Die Hoffnung auf eine allmächtige Technik setzt auf den modernen Aberglauben, dass die Naturwissenschaften prinzipiell eine vollständige Beschreibung der Natur liefern könnten. Die Mathematik wird dabei nicht mehr für ein menschliches Symbol- und Denksystem, sondern für eine Art Schöpfungscode oder lingua franca der Natur gehalten. Doch naturwissenschaftliche Erkenntnisformen sind nicht nur historisch entstanden, sondern hängen auch logisch von der Konstitution der Gesellschaft ab. Naturwissenschaftliche Erkenntnisse als unmittelbare Repräsentation der Natur an sich auszugeben, ist daher eine Gestalt aktueller Ideologie. Ihre Entwicklung lässt sich bei ihren Vorläufern, bei der Entwicklung der modernen Himmelsmechanik und anhand der heute noch eingeschränkt gültigen theoretischen Mechanik verfolgen. Die theoretischen Wandlungen der Mechanik während der Entstehung und Blütezeit des Kapitalismus, die ihre immer breitere Anwendung erleichterten, weisen im Widerspruch zur Ideologie aber deutlich auf ihren Zusammenhang mit den gesellschaftlichen Entwicklungen hin.
Die Einsteinsche Relativitätstheorie erwies die klassische Mechanik dann als eine vor allem für kosmische Maßstäbe ungenügende Theorie und entschleierte damit nebenbei zugleich einen idealistischen Fehlschluss. Die auf Kant zurückgehende klassische Vorstellung von Raum und Zeit als reinen Formen unserer Anschauung wird durch die völlig kontraintuitive aber sich immer wieder bei Beobachtungen bewährende Verknüpfung von Raum und Zeit widerlegt. Die Frage nach den Bedingungen der Möglichkeit von Erkenntnis stellte sich neu und fordert bis heute statt wissenschaftlich verbrämter Esoterik und einer positivistischen Physik, die sich von jener manchmal nur noch mühsam unterscheiden lässt, eine moderne Erkenntniskritik.
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