Von apokalyptischen ökologischen Warnungen geht eine stetige Anziehungskraft aus. Sie klingen prophetisch, stützen sich jedoch zugleich immer auf wissenschaftlich begründete Extrapolationen. Ökologische Diskussionen sind nicht ohne angedrehte Aufregung aber eben auch nicht ohne detailreiches Expertenwissen vorstellbar. Diese Mischung aus teils archaischen, teils hochmodernen Konzepten zeigt sich aktuell in der Diskussion über die Methode Fracking. Davor ließ sie sich beim Tauziehen um den Ausstieg aus der Kernenergie verfolgen und der prophezeite zukünftige Klimawandel ist inzwischen schon Grund regelmäßiger internationaler Konferenzen. Die politische Ökologie gewinnt seit den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts an Bedeutung. Erinnert sei an die hanebüchenen Prognosen des Club of Rome vor weltweiter Hungersnot und Rohstoffknappheit infolge einer Bevölkerungsexplosion
und die aus dem Ruder gelaufenen Ängste vor einer in den achtziger Jahren zunehmenden Umweltverschmutzung - Stichwort Waldsterben
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Da in allen diesen Debatten tatsächliche Probleme eine Rolle spielen, lassen sie sich nicht als einfach nur hysterisch abtun, wie das gerade von marktliberaler Seite gern geschieht. Denn der Liberalismus will aus Prinzip von möglichen Grenzen der Produktivkräfte überhaupt nichts wissen, mehr als das Material für das Kapital war Natur für ihn noch nie. Wegen ihrer wissenschaftlichen Argumentation muss die Fundierung ökologischer Forderungen bei jedem Thema neu beurteilt werden, um zwischen realitätsgerechten Einsicht und wissenschaftlich etikettiertem Aberglauben zu unterscheiden.
Dabei zeichnet sich schon länger ab, dass im Gegensatz zu den häufig erfolgreichen Maßnahmen gegen akute Umweltbelastungen die Trefferquote ökologischer Prognostik nicht über der von Aktienmarktvorhersagen liegt. Da die Ökologen das jedoch kaum von ihren willkürlichen Spekulationen abbringt, stellt sich letztlich die Frage, was sie zu immer neuen Weltuntergangsvisionen anstachelt. Schon am demagogischen Duktus ökologischer Mahner und Warner entzündet sich der Verdacht, dass ihre Sorge weniger dem Wohl der Natur und der von ihr abhängigen Menschheit als vielmehr einer verlogenen Mobilisierung gilt. Der aktuell verstärkt propagierte Traum einer nachhaltigen Produktion, die unter Einsatz sparsamer kybernetischer Methoden ein harmonischen Gleichgewicht im Schoß von Mutter Natur ermöglichen soll, ist wenig mehr als die kitschige Projektion aktueller gesellschaftlicher Zustände in alle Zukunft, die mit einem Rekurs auf vermeintliche Naturnotwendigkeiten gerechtfertigt wird. Ökologisches Problembewusstsein speist sich wesentlich aus verschobener Krisen- und Abstiegsangst. Der Sehnsucht nach einem organischen Einklang mit der Natur entspricht daher eine Theorieentwicklung, die gegen alle Vernunft davon ausgeht, dass der Kapitalismus sich in ein sowohl ökologisch wie auch sozial durchgeregeltes Kreislaufsystem verwandeln ließe. Das ist nicht nur logisch unmöglich, sondern auch Indiz für den völligen Zerfall bürgerlicher Hoffnungen. Das ökologische Denken erklärt die pure Selbsterhaltung, die Sicherung ihrer bloßen Existenz zum wesentlichen Ziel der Gesellschaft.
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