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Vortrag und Diskussion in Berlin

Freitag, 06. Mai 2016, um 19:00 Uhr
Hörsaal 3038 im Hauptgebäude der Humboldt-Uni, Unter den Linden 6, Berlin

Fifty Shades Of Black And White

Der politisch korrekte Rassismus der Critical Whiteness

Mit Sören Pünjer

Der neueste antisemitische Schrei nennt sich „Boycott, Divestment, Sanctions“, oder kurz BDS. Unter diesem Label wird in den USA und in Teilen Europas Stimmung gemacht gegen Juden oder solche, die dafür gehalten werden. In Deutschland hat die Bewegung zwar noch nicht wirklich Fuß gefasst, in den Großstädten macht sie aber immer öfter auf sich aufmerksam. So wie vor einigen Wochen in Berlin bei der „Israeli Apartheid Week“, wo zusammen mit einem Antisemitenverein namens FOR Palestine ein Film eines ihrer Aktivisten gezeigt wurde, der ein Paradebeispiel für die Hässlichkeit politischer Kunst ist. Die Gegendemonstranten bekamen Hitlergrüße und Beschimpfungen wie „Zionistenfotze“ um die Ohren gehauen. Solch ein ehrlicher Antisemitismus ist in Deutschland zwar tabu, sobald es aber um Israelkritik geht, ist man bekanntermaßen schnell dabei. Es ist dementsprechend nur eine Frage der Zeit, bis BDS ein Konzept für Israelboykott findet, das so wenig nach „kauft nicht bei Juden“ riecht, dass es auch in Deutschland Anklang findet. Einer der größeren Erfolge für BDS, die Ermöglichung informierter Kaufentscheidungen durch die EU mittels Kennzeichnungspflicht für israelische Produkte ist ein erster Schritt in diese Richtung, der weitere nach sich ziehen wird.

Kultursensibler Saalschutz

An amerikanischen und britischen Universitäten etabliert sich seit einigen Jahren ein Konzept namens „Safe Space“: Regelungen, die bestimmte Gesten und Begriffe verbieten, um dafür zu sorgen, das niemand sich ausgegrenzt oder diskriminiert fühlt. Man fragt sich unweigerlich, ob die Zustände an diesen Universitäten denn wirklich dermaßen schrecklich sind, dass so etwas notwendig ist.

Ein Beispiel: Imogen Wilson, „vice president for academic affairs at EUSA“ (Edinburgh University Students’ Association), handelte sich bei einer ihrer Versammlung eine Beschwerde ein, weil sie eine „unangemessene Handgeste“ gemacht haben solle. Wilson war vorgeworfen worden, nicht auf einen offenen Brief eingegangen zu sein. Als Reaktion hob sie die Hand, um sich zu Wort zu melden — was dann in einer Abstimmung darüber resultierte, ob sie des Raumes verwiesen werden solle.

Die Regeln der EUSA definieren Safe Space als einen „Raum, der einladend und sicher ist und das Verbot diskriminierender Sprache und Handlungen einschließt“. Dazu gehöre, „Handgesten zu vermeiden, oder auf andere Art und Weise Nichteinverständnis mit dem Gesagten zu signalisieren“. Später wurde ihr erneut mit einem Rauswurf gedroht, weil sie den Kopf schüttelte. Vorausgegangen war der ganzen Situation eine Diskussion über BDS, in der Wilson darauf hinwies, dass BDS Antisemitismus auf dem Campus bestärke.

Das ist kein Einzelfall: Wenn sich Schutzräume breitmachen, ist BDS nicht weit. Wo es nicht um tatsächliche Benachteiligung, sondern allein um gefühlte geht, wo Kritik nichts und diskursives Gejammer alles ist, da sind die nicht weit, denen die Existenz von Juden, ob als Privatpersonen oder als Staat, ein Dorn im Auge ist. BDS als Verkörperung des palästinensischen Narratives ist so etwas wie der natürliche Verbündete dieser Schutzraumideologen: Was die Kulturrelativisten von BDS im Großen fordern, nämlich die Rücksicht auf das Sosein der Palästinenser, also auf palästinensische Geschichte (den Judenmord), und Toleranz für ihre Gebräuche (den Antisemitismus), wird von diesen Saalschützern im Kleinen praktiziert, indem das Sosein des einzelnen für unantastbar erklärt wird und damit auch jede Kritik an den Standpunkten derer, die nicht nur das Private für politisch, sondern auch das Politische für privat halten.

Die Absurdität daran wird besonders deutlich, wenn die kulturelle Praxis, auf die Rücksicht genommen wird, in der Vernichtung liegt: Kritik an einer wegen ihrer genozidalen Neigung zu recht unterdrückten Kultur ist unmöglich, da die kulturelle Identität der Angehörigen von Minderheiten nicht zu hinterfragen, sondern sozusagen eine historische Notwendigkeit sei. Ein solcher „Safe Space“, der ja schon dem Wort nach eher Gefängnis als Freiheit verspricht, ermöglicht eben keine Kritik, sondern wehrt sie ab. Jedes Verhalten wird unter Artenschutz gestellt. BDS infantilisiert die Palästinenser, indem sie zu einem reinen Objekt der Geschichte gemacht werden, die in ihrer ohnmächtigen Verzweiflung nicht anders können, als Juden umzubringen. Safe Space infantilisiert die gesamte gesellschaftliche Interaktion: Es wird den bloß als Exponate ihrer Kultur geschützten Individuen nicht einmal mehr abverlangt, das Nichteinverständnis des anderen zu ertragen. Beide Bewegungen sind letztlich einer kaum als Denkrichtung zu bezeichnenden Ideologie geschuldet, die unter dem Namen Critical Whiteness vor allem im universitären Umfeld ihr Unwesen treibt.

Alles, was grau ist

Warum Juden als stets angefeindete Minderheit und Israel als „Jude unter den Staaten“ nicht in den Genuss dieser Schutzraumfreuden kommen, ist spätestens beim zweiten Blick nicht verwunderlich. Entgegen der Behauptung der Anhänger der Critical Whiteness wird „Weißsein“ in Wahrheit nicht als soziale Position, sondern als äußeres Merkmal der Hautpigmentierung verstanden, wie man es sonst eigentlich nur aus der Rasseforschung zu NS-Zeiten kennt. Dem nachgeordnet ist "weiße" Haut dann ein Synonym für bourgeois, "schwarze" Hautfärbung ein Synonym für proletarisch. In dieser Logik ist Israel wie von selbst immer auch der Weißeste unter den Staaten und schon durch seine bloße Existenz eine Zumutung als weißer Fremdkörper im von Natur aus nichtweißen Nahen Osten.

Diesem Treiben ein Ende zu bereiten ist reichlich unwahrscheinlich. Um die Wurzel dieses Wahnsinns dennoch wenigstens zur Kenntlichkeit zu entstellen, haben wir Sören Pünjer von der Redaktion Bahamas eingeladen, über die Ursprünge des modernen Antirassismus zu sprechen. Für die DIG Hochschulgruppe Berlin erklärt er, warum Critical Whiteness rassistisch ist, was diese mit dem Islamisten Malcolm X zu tun hat und warum Martin Luther Kings Traum ihr Alptraum ist.

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