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Vortrag und Diskussion in Berlin

Freitag, 13. Januar 2017, 19:00 Uhr
Chachachicas, Hasenheide 9, 10967 Berlin

Team Merkel im Luftschutzbunker

Deutsche und Djihadisten sind sich einig: Der Holocaust fand in Aleppo statt

mit Justus Wertmüller

Selten ist in Deutschland so einhellig und schamlos gelogen worden wie in der Berichterstattung und Kommentierung der Belagerung und Eroberung einiger von sunnitischen Aufständischen gehaltenen Stadtteile im Osten Aleppos. Seit dem Sommer sind dort mehrere hundert, wahrscheinlich weit über tausend Menschen, darunter vorwiegend Zivilisten von einer Koalition aus syrischen Streitkräften, aus dem Libanon und dem Iran stammenden schiitischen Milizen und der russischen Luftwaffe getötet und seit Mitte Dezember mehrere zehntausend Menschen evakuiert worden. Dass dabei von den Siegern auch Kriegsverbrechen im Sinne internationalen Rechts verübt worden sind, ist sehr wahrscheinlich und nicht zu rechtfertigen, aber bei diesem Vorwurf beließ man es nicht. Stattdessen wurde von den blutrünstigen Bild-Schreibern Julian Röpcke und Björn Stritzel schon am 13. Juli letzten Jahres „die Apokalypse von Aleppo“ beschworen, der Weltuntergang also, mithin die Ankündigung des Todes des größten Teils der ca. 300.000 Belagerten. Von der einmal unterstellten Apokalypse ausgehend, – der Stern, der Tagesspiegel, das Handelsblatt, das Oberbayerische Volksblatt und viele andere haben den Ruf des Hauses Springers willig aufgenommen, – ging es in deutschen Medien in kühnem Gedankenflug von Srebrenica (8000 unbewaffnete Ermordete) über den Genozid an den Tutsis in Ruanda (eine Million unbewaffnete Ermordete) schnurstracks und zwingend zum Holocaust (6 Millionen unbewaffnete Ermordete), ohne dass eine Stimme des Protests gegen diese Sehnsucht nach Blut und immer noch mehr Blut, sich erhoben hätte. So exzessiv, stumpf und brutal wie am Fall Aleppo geschehen ist deutsche Geschichtsaufarbeitung öffentlich noch nie exekutiert worden, und keiner hat's gemerkt.

„Wie ein Auschwitz-Besuch mein Denken über Aleppo veränderte“, erklärte der bekennende Christ Daniel Böcking bereits am 20. August in der Bild der Gemeinde und kommt zum unvermeidlichen Fazit: Auf einer Gedenktafel in dem Vernichtungslager steht: Dieser Ort sei allezeit ein Aufschrei der Verzweiflung und Mahnung an die Menschheit. Geschrien wird auch heute. Jedes Bild, jedes Video aus Aleppo schreit uns an. Doch wir schreien nicht alle mit. Wir murmeln, diskutieren, wägen ab. Handeln nicht. Das mag die Antwort des Kopfes sein. Doch unsere Herzen müssten bei diesen Bildern und Taten schreien. Brüllen.

Und es ist so infernalisch gebrüllt worden, in allen Zeitungen und auf allen Kanälen Deutschlands, dass jeder Versuch, den Bürgerkrieg in Syrien sich und anderen wenigstens zu erklären, vorab als Antwort des zynisch rationalisierenden und schon von daher über Leichen gehenden Kopfes diskreditiert wurde, wo doch der Ruf unserer Herzen nach der Tat schreit. Keine zwei Monate später rauschte die frohe Botschaft, dass aus der tiefen deutschen Auschwitz-Erfahrung ein kategorischer Imperativ fürs kollektive Herzflimmern hervorgegangen sei, als das ultimative Wort zum Sonntag über den Äther. Unter Verweis auf einen besonders dummen Artikel, der kurz davor in Israels fiesester, weil offen antizionistischer Tageszeitung erschienen ist, verkündete Anne Will den Landsleuten den deutschen Auftrag: Das Schlusswort borgt sich die Talkmasterin aus der israelischen Zeitung Haaretz: Wie der Holocaust passieren konnte? Schauen Sie sich Aleppo an, dann wissen Sie es! Will dazu: Das heißt: Wer Aleppo zulässt, ohne zu handeln, der macht sich auch schuldig. (Bild, 10.10.16)

Seither wurde nichts ausgelassen: „In Aleppo steht ein monströser Zivilisationsbruch bevor“ titelte die Süddeutsche am 30. November und machte damit deutlich, dass Auschwitz jederzeit erheblich getoppt werden könnte. Sind wir nicht alle Ausgebombte und Schlesier zugleich? Wenn man Großmutters Erzählungen einmal ganz unideologisch an sich heranlässt, dann ist da schon etwas dran. Wissen wir nicht schon deshalb am besten wie sich die Menschen in Aleppo fühlen, weil wir unseren eigenen Bombenholocaust erlitten haben? Aber gewiss doch: „Wir Deutsche erinnern uns angesichts der unglaublichen (!) Bilder der Zerstörung in Aleppo an die zerstörten Städte nach dem zweiten Weltkrieg, an Berlin 1945“, schreibt Markus Mohr, eine dieser unerträglichen Edelfedern der Welt diesmal in Springers BZ am 14. Dezember: „Es geht nicht um historische Parallelen“, die er gerade gezogen hat, „sondern um das konkrete Leid“ (ebd.) über das man solange brüllen muss, bis zwischen dem „anglo-amerikanischen Bombenterror“ gegen die Deutschen und eben Auschwitz der feine Unterschied evident wird: Die wahren Opfer sind wir Aleppo-Deutschen.

„Das konkrete Leid“ der Hamburger während des durchaus zutreffend Feuersturm genannten Bombardements 1942 war bestimmt erheblich, das gilt für Dresden im Jahr 1945 nicht minder. „Die unglaublichen Bilder der Zerstörung“ vermögen davon nur einen schwachen Eindruck zu geben und doch lügen für sich genommen die Überlebendenberichte genauso wie die Bilder, gerade weil sie angeblich konkret sind über den Hintergrund, der nur mit dem Kopf erfasst werden kann. Wer mit dem Wort, „das ist mir alles zu abstrakt“, die Mühen des Denkens verwirft und stattdessen nur mit sogenannten Fakten auskommen will, verweigert sich der Aufklärung grundsätzlich und liefert sich den Betroffenheit auslösenden und dennoch durchaus interessiert präsentierten schlimmen Bildern und Berichten aus, einer Betroffenheit, die im Fall Deutschlands immer selbstreferenziell mit der eigenen Geschichte hantiert, was zwangsläufig und zwanghaft zur Täter-Opfer-Umkehr führt. Dass die Bombardierungen Aleppos mit Blick auf die Opferzahl und des Ausmaßes der Zerstörung noch nicht einmal mit den Schäden in den großen und manchen gar nicht so großen Städten Deutschlands im Zweiten Weltkrieg gleichgesetzt und diese Kriegsverheerungen schon gar nicht mit dem Holocaust verglichen werden können, das, so dachte man bis zum Sommer 2016 sollte auch in Kreisen, die sich nicht antideutsch nennen, Gemeingut sein. Aber nichts davon: Am 6. Dezember untertitelte die Bildzeitung zwei Bilder so: „Auf der Flucht von Assads Schergen: Frauen und Kinder geraten in syrischen Bürgerkrieg zwischen alle Fronten“ und direkt darunter: „Berlin 1945: Was sie besitzen, tragen sie am Leib. Ausgebombte Frauen ziehen durch die Ruinen der Hauptstadt. Links: zwei sowjetische Soldaten auf Patrouille.“ Wahlweise verwandeln sich Assads Schergen – Bilder Lügen nicht – in die sowjetischen Besatzungssoldaten in Berlin, oder – Blogger aus Ost-Aleppo, die dauernd vom #AleppoHolocaust schrieben und in deutschen Zeitungen als Augenzeugen präsentiert wurden, lügen noch weniger – in die SS-Mannschaften an der Rampe von Auschwitz. Wegen Auschwitz, das in den verheerten Herzen einer nur scheinbar irre gewordenen Öffentlichkeit bereits eine Lagergemeinschaft mit Aleppo und demnächst dann wohl Dresden bildet, soll nicht mehr aus den schlimmen Einzelheiten zum allgemeinen, diese bedingenden Übel weitergedacht werden. Stattdessen präsentiert man schon seit Jahren in einschlägigen Ausstellungen über die deutschen und jüdischen „Vertriebenen“ frohgemut Viehwagons des gleichen Bautyps, in denen 1942 bis 1944 Juden ins Gas und 1946 und 1947 Ostdeutsche gen Westen verbracht wurden.

Gehandelt haben die Deutschen in Sachen Aleppo nur scheinbar nicht. Sie haben scheinbar nur betroffen Partei bezogen für „die Menschen“ und damit für ungefähr die Hälfte der syrischen Bevölkerung, die den Aufstand von 2011 gutheißen. Sie haben nicht den Abzug der besiegten Militanten aus den belagerten Stadtteilen gefordert, sie haben sich nicht gegen deren Medien-Krieg, der ohne menschliche Schutzschilde als Garant für das angeblich solidarische Notstandskollektiv hantiert, ausgesprochen, sondern sind als propagandistischer Lautsprecher dann doch noch Kriegspartei geworden. Die anderen 50 Prozent der Syrer, zu denen neben den religiösen Minderheiten und den Kurden auch eine sehr große Zahl säkularer „Moslems“ gehörten, die sich dem sunnitischen Aufstand von Anfang an nicht anschließen wollten, und von denen die Letzten im Frühjahr 2016 aus Ost-Aleppo vor den djihadistischen Warlords und ihren zivilen willigen Helfern bei der Etablierung eines Sharia-Regimes geflohen sind, kommen schon gar nicht mehr vor.

Die russische Luftwaffe ist nicht mit Bomber Command vergleichbar, sie hat nicht Moral Bombing zur Leitlinie erhoben und wird auch keinen Frieden herstellen, der für alle Syrer erträglich wäre. Dass aber die Hälfte der Syrer lieber unter, oder – siehe die Kurden – in friedlicher Koexistenz mit dem Bluthund Assad leben will, als unterm Diktat der Aufständischen verweist auf den Charakter einer Revolution, deren Anhänger die bislang größte ethnische Säuberung in Syrien zu verantworten haben: Von den 250.000 Christen im Aleppo des Jahres 2011 sind Ende 2016 noch 40.000 in der Stadt – in den von Assad kontrollierten Westbezirken.

Deutschland aber phantasiert sich in den Luftschutzbunker und erklärt vorgeblich selbstanklägerisch, „der Westen hat versagt“. Die wüsten antiamerikanischen Tiraden aus Politik und Medien wegen Aleppo verweisen aber längst darauf, dass der Bündnisfall mit dem Djihad gegen die Zivilisation schon eingetreten ist und dass der Auftrag an die Politik „Submission“ heißt, sei es unter die militante Schia im Iran, als man den Atomdeal gepusht hat wie kein anderes Land und mehr noch unter die militante Sunna, deren Vordenker man in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche am Breitscheidplatz kurz vor Weihnachten die Andacht für zwölf von der militanten Sunna Ermordete mitgestalten ließ.

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