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Vortrag & Diskussion in Trier

Freitag, den 27. Oktober 2017 um 18:00 Uhr
Universität Trier, B14

Doof geboren ist keiner

Zum feministischen Verrat am Universalismus der Freiheit

mit Magnus Klaue

Wer die „feministischen“ Wortäußerungen in poplinken Leitmedien wie „Jungle World“ oder „Missy Magazine“ verfolgt, gewinnt den Eindruck, dass die gendertheoretisch geschulte Generation der unter 40jährigen alles dafür tut, Arthur Schopenhauer recht zu geben, der „die Weiber“ als „kindisch, läppisch und kurzsichtig“ diffamierte. Überhaupt stellt sich, was unter dem Label des Genderfeminismus von der Frauenbewegung übrig geblieben ist, als Recycling misogyner Theoreme des 19. Jahrhunderts dar. Die Idee, Studenten „Studierende“ zu nennen, stammt vom Erfinder des „geschlossenen Handelsstaates“, Johann Gottlieb Fichte, der damit den aufbauend-produktiven Charakter deutscher Geistesarbeit hervorheben wollte; die Obsession mit bösen, aus der Sprache zu tilgenden Wörtern teilen die Genderfeministen mit Sprachreinigern des Kaiserreichs, mit denen sich die meisten von ihnen im Hass auf die Juden einig sind; und der Puritanismus, in dem sie sich im Kampf gegen Bikini-Werbung und „männlichen Blick“ mit Islamisten gegen die Opfer moslemischer Männergewalt verbünden, lässt den Viktorianismus als Hort der Humanität erscheinen. Die Preisgabe des Universalismus kommt dabei in der Sprache zu sich selbst. Während der bessere Teil der Zweiten Frauenbewegung, insbesondere die um die Zeitschrift „Die schwarze Botin“ versammelte Autorinnengruppe, eine „kalte“, sarkastische Diktion pflegte, die sich nicht zuletzt gegen den Gefühls- und Authentizitätskult des Schwestern-Feminismus wandte, sind deren Enkelinnen stolz darauf, weder Syntax noch Grammatik zu beherrschen, feiern die Einheit von Weiblichkeit, Dummheit und Stolz und halten es für Ideologiekritik, komplexen Satzbau als patriarchal zu entlarven.

Gegen solchen Geistesschutt soll der Vortrag daran erinnern, was die Zweite Frauenbewegung zwar nie in ihrer Mehrheit, aber mindestens am Rande auch war: Kritik am schon damals reaktionären feministischen Mainstream, und damit an allem, was heute von linken Kulturbetriebsnudeln abgefeiert wird: am Kult um „weibliches Schreiben“, an der Behauptung, Frauen verkörperten das „Andere“ des „männlichen Logos“, also eine Art lustig-chaotische Unvernunft, sowie an der Unterstellung, alle Mitglieder des weiblichen Geschlechts hätten allein durch diese Mitgliedschaft etwas Wesentliches gemeinsam. Demgegenüber einte die intelligenten Protagonisten der Zweiten Frauenbewegung das Bemühen, sich im Denken, Schreiben und Handeln an den avanciertesten Zeugnissen der westlichen Zivilisation zu messen, die aus Gründen, die der Geschichte jener Zivilisation inhärent sind, in der Hauptsache von Männern stammen. Dieses Bemühen schlug sich nicht nur in einer von weiblichen Autoren geschaffenen, aber eben nicht „weiblichen“ literarischen Moderne nieder, deren Protagonistinnen (von Friederike Mayröcker über Elfriede Jelinek bis Irmtraud Morgner, Gisela Elsner und Ingeborg Bachmann) unterschiedlichsten Generationen und Traditionen angehörten und deren Werke Genderfeministinnen meist nur vom Hörensagen kennen, sondern auch in einer Geschlechterforschung, die der Kritischen Theorie verpflichtet gegen jenen „Differenzfeminismus“ anging, dessen Verfallsform heute den Kulturbetrieb dominiert. Der emanzipative Impuls dieser Tradition wirkte bis in populäre Formen wie die anarcho-individualistischen Stücke des Grips-Theaters aus den 70er Jahren, deren Lieder mit Titeln wie „Wer sagt, dass Mädchen dümmer sind, der spinnt“ heute von grün-islamischen Elternbeiräten als eurozentrische Propaganda verdammt würden. In diesem Impuls lebte, gerade weil er die Erinnerung daran bewahrte, dass auch westeuropäische Denker vor nicht allzu langer Zeit ernsthaft die Frage diskutierten, „ob die Weiber Menschen seien“, die Idee der einen Menschheit fort. Der Post-, Pop- und Genderfeminismus dagegen antwortet auf eine gesellschaftliche Konstellation, die jene Idee nur noch als Hybris kennt, während die Mischung aus pampiger Wut, stolzer Borniertheit und permanentem Beleidigtsein, die die neuen Feministinnen als Soft Skills bei der Bewerbung um die sichersten Posten der Zivilgesellschaft in Anschlag bringen, zur passgenauen Charaktermaske des Staatsbürgers auf der Höhe der Zeit geworden ist. Wer solche gesellschaftliche Formierung bekämpfen will, muss notwendig auch bekämpfen, was heute Feminismus heißt.

Veranstaltet vom Referat für Antirassismus und Antifaschismus im AStA der Universität Trier

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