Der Begriff des Rackets, wie Horkheimer und Adorno ihn geprägt haben, bezeichnet eine gesellschaftliche Konstellation: die der nachbürgerlichen Gesellschaft, in der die polit-ökonomischen Formen der Vermittlung, der Tausch und das Recht durchsetzt, überformt und – wie im Nationalsozialismus – ersetzt werden durch Formen unmittelbarer Herrschaft. Rackets sind gesellschaftliche Einrichtungen, die ihren Angehörigen Protektion und materielle Gratifikationen gewähren; der Preis dafür ist die bedingungslose Unterwerfung des Einzelnen unter den informellen Apparat, die rückhaltlose Identifikation mit den von den obersten Einpeitschern ausgegebenen Parolen und die eigenverantwortliche Erfüllung der darin vorgezeichneten Ziele. Sowohl im Inneren eines Rackets als auch in seinem Verhältnis zum Rest der Gesellschaft tritt an die Stelle des Tausches die moralisch sanktionierte Erpressung. Ein Racket ist darin keine inhaltlich bestimmte, an bestimmte Lebensbereiche gebundene Einrichtung, sondern ein prinzipienloses Herrschaftsprinzip, das sich einer jeden vorgefundenen gesellschaftlichen Institution bemächtigen kann - und dabei diese Institution nach dem Urbild aller Rackets, dem Familienclan, transformiert. „Racket“ heißt deshalb: alles, was geschieht, als erweiterte Familienangelegenheit zu betrachten und nach dem informellen Gesetz der Familienehre zu behandeln.
Die Herrschaft von Rackets erscheint daher als Rückfall in archaische Formen der Vergesellschaftung. Aber diese Regression ist zugleich ein perverser Fortschritt, nämlich ein Zersetzungsprodukt der Moderne selbst: denn die soziale Basis von Rackets ist das in sich zerfallende bürgerliche Subjekt, das im selben Maße, wie es sich im Zerfallsprozess einrichtet und dabei den Sozialcharakter des enthemmten Subjektivisten ausprägt, selber zu einem Racket in Elementarform wird.
Der Vortrag entwickelt den Begriff des Rackets anhand dieses Sozialcharakters, in dem seine Herrschaft gründet; als Material dient ihm der Schuhfabrikant Heinrich Staudinger – ein Exponent und Säulenheiliger jener mittelständischen feinen Gesellschaft, die ihre Untergangsgestimmtheit in ihrer notorischen Kollaboration mit dem organisierten Islam auslebt.
Veranstaltet von der Georg-Werth-Gesellschaft Köln