Dass internationale Klimaabkommen das Papier nicht wert sind, auf dem sie geschrieben stehen, ist schon lange klar. Sie sind unverbindlich und die Unterzeichner halten sich nur teilweise an ihre Versprechen zur Reduzierung von Treibhausgasen, so dass zwischen dem hochtrabenden Anspruch der Klimadiplomatie und der Wirklichkeit eine große Lücke klafft. Dass die internationale Klimapolitik dennoch ein Dauerthema bleibt, hat meistens mehr ideologische als sachliche Gründe.
Die Meldung, die die Tagesschau am 7.11.2017 veröffentlichte, hätte man aber dennoch nicht für möglich gehalten:
USA isoliert Auch Syrien tritt Klimavertrag bei Als letztes UN-Land will nun offenbar auch Syrien dem Pariser Klimaabkommen beitreten. Die USA, deren Präsident Trump Anfang Juni den Austritt angekündigt hatte, wären damit als einziger Vertragsgegner völlig isoliert. […] „Es ist höchst erfreulich, dass Syrien soeben angekündigt hat, dem Pariser Klimaabkommen beitreten zu wollen“, sagte Sabine Minninger, Klimareferentin von „Brot für die Welt“. Angesichts des „verheerenden Klimawandels“ zeige die Welt Einigkeit. […]
Wie soll ein Bürgerkriegsland einen Plan zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen einhalten, wie ihn das Pariser Abkommen vorsieht? Nach 6 Jahren mörderischen Krieges funktioniert in weiten Teilen des Landes nicht einmal mehr die Versorgung mit dem Allernötigsten, regelmäßige Aufzeichnungen über den Verbrauch fossiler Energieträger und anderer Emissionsquellen sind das letzte, was dort gerade möglich und nötig ist.
Doch der objektive Zynismus sowie alle inhaltlichen und formalen Widersprüche der Einigung mit Syrien werden offenbar durch einen symbolischen Erfolg gerechtfertigt, den die Tagesschau in ihrer Meldung ins Zentrum rückt: “USA isoliert”. Um sich mit der ganzen Welt eins und gut zu fühlen und im Kampf gegen den allerbösesten Klimasünder symbolisch zusammenzurücken, ist anscheinend absolut alles recht.
Der Vortrag wird die historische Entwicklung der politischen Ökologie kurz nachzeichnen, die deutsche Panik vorm Fracking analysieren und den internationalen Aktionismus zur Klimarettung kritisieren, um zu verstehen, wie mit wissenschaftlichen Argumenten untermauerte ökologische Debatten, die angeblich der Sicherung der Zukunft dienen, zu einer so kritikwürdigen Politik führen.
Veranstaltet vom Referat für politische Bildung im AStA der Universität Göttingen