Als Frauen erkennen wir uns nicht in diesem Feminismus, der über die Anprangerung von Machtmissbrauch hinaus das Gesicht eines Hasses auf Männer und die Sexualität annimmt. Catherine Deneuve
Mit dem Suizid von Benny Fredriksson erreichte #MeToo seinen traurigen Höhepunkt: Obwohl der langjährige Leiter des Stockholmer Stadttheaters, dem trotz einer aggressiven Hetzkampagne keine sexuellen Belästigungen, geschweige denn sexuelle Übergriffe nachgewiesen werden konnten, verkündete, die Kritik an seinem Haus ernst zu nehmen und interne Untersuchungen anzustellen, wollte man ihm keine zweite Chance geben. Frederiksson trat daraufhin von seinem Amt zurück und nahm sich aufgrund des allgegenwärtigen Drucks wenige Wochen später das Leben.
Im Fall des schwedischen Theaterleiters bündeln sich zwei negative Grundzüge des Phänomens #MeToo: Die auf Denunziation, Verleumdung und Selbstjustiz setzende Ablösung des bürgerlichen Rechts durch vage Anschuldigung sowie das absichtliche Zusammenwerfen von schlechtem Charakter und Benehmen mit sexuellen Übergriffen bis hin zur Vergewaltigung. #MeToo kann als postbürgerliches Syndrom einer Gesellschaft gelten, deren Einzelne sich nicht mehr in der Lage wähnen, zu erkennen, ab wann ein Kuss, eine Berührung übergriffig wird, weil sie zu verängstigt, zu misstrauisch oder schlichtweg psychisch zu deformiert sind, um ohne Durchreglementierung des privaten Bereichs noch zu flirten, sich anzunähern oder miteinander Sex zu haben. In dem Vortrag wird diesem Sachverhalt ebenso auf den Grund gegangen wie der Frage, wie es sein kann, dass ein Feminismus, dessen Ziel es ursprünglich war, Frauen zu Subjekten, also Gleichen unter Gleichen zu machen, sich dazu hinreißen lässt, ihren angeblich schützenswerten Opferstatus für alle Ewigkeit zu zementieren. Anstatt auf individuelle, mithin weibliche Stärke zu setzen, optiert der #MeToo-Feminismus fürs regressive Aufgehen im lustfeindlichen, jegliche Abweichung abstrafenden Rudelsubjekt.
Der Eintritt ist frei.
Veranstaltet von der Gruppe Kir Royal