Keiner soll sich über den »Jahrhundert-Sommer« freuen. Denn der gilt längst nicht mehr als gute Gelegenheit, um Eis zu essen oder ins Schwimmbad zu gehen, sondern als plagende Hitzewelle und sicheres Zeichen einer bevorstehenden Klima-Apokalypse. Das ergibt auch deswegen Sinn, weil die Kommunen für den Erhalt und Ausbau der Bäder ohnehin kein Geld übrig haben und sowieso immer weniger Kinder schwimmen können. Dafür lernen sie jetzt schon in der Grundschule ökologisch zu denken, also sich auf immer mehr Verzicht einzustellen. Und wer sich bis in den warmen Herbst hinein in Gartenwirtschaften mit kühlenden Getränken versorgt, dem droht die Wissenschaft ebenfalls mit Prognosen. Auch das Bier werde wegen des Klimawandels knapp und teuer, weil der Hopfen nicht mehr so gut wachsen soll. Und wenn die Maß nicht mehr voll wird, wählen selbst die Bayern grün. Aber wird alles wirklich so schlimm, oder treibt die politische Ökologie nicht ohnehin viel mehr die Politik um als die Natur?
Eines der ökologischen Highlights, die nur emotional aufgeheizte Weltklimakonferenz in Bonn, liegt nun bald ein Jahr zurück. Die kommende Konferenz im polnischen Kattowitz wird vermutlich wesentlich ruhiger und sachlicher verlaufen als das Bonner Mega-Meeting. Denn das Bonner Sekretariat für die Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) kann in Polen nicht wie in Bonn das Propaganda-Spektakel vor Ort selbst inszenieren. Wohl um den politisch-moralischen Druck trotzdem am Anschlag zu halten, forderte man für dieses Jahr vorsorglich außerhalb des üblichen vierjährigen Berichtzeitraumes einen wissenschaftlichen Zwischenbericht von der führenden wissenschaftlichen Dach-Organisation zum Klimawandel (IPCC) an. Diesen Zwischenbericht hat das IPCC am 8. Oktober geliefert. Er enthält zwar keine neuen Ergebnisse, aber genau das, wovon die Klimapolitik gar nicht genug bekommen kann: Die sattsam bekannten Warnungen vor zukünftig drohenden schweren Katastrophen, also Wasser auf die Mühlen des Öko-Alarmismus.
Klimapolitiker und Klimaexperten arbeiten inzwischen routiniert Hand in Hand, weil wissenschaftliche Forschung natürlich erst dann so richtig objektiv wird, wenn sie politisch motiviert ist. Und sie sind sich völlig sicher, dass der Klimawandel spätestens in der zweiten Hälfte unseres Jahrhunderts unendliches Leid verursachen wird, das die Klimapolitik verhindern muss. Wer da nicht mittut, kann nur ein Menschenfeind sein, der isoliert und angeprangert gehört. Der Trump-Administration halten Öko-Aktivisten regelmäßig vor, dass sie einen »Klimagenozid« begehe, weil sie aus dem Pariser Abkommen ausgetreten sei. Sie mache sich damit also angeblich eines absichtlichen zukünftigen Massenmordes durch nicht verhinderten Klimawandel schuldig. In Bonn letztes Jahr stellte man die USA offiziell in die weltpolitische Ecke, wie auf Basis einer dpa-Meldung entsprechend breit berichtet wurde. tagesschau.de beispielsweise schrieb am 7. November 2017:
USA isoliert Auch Syrien tritt Klimavertrag bei
Als letztes UN-Land will nun offenbar auch Syrien dem Pariser Klimaabkommen beitreten. Die USA, deren Präsident Trump Anfang Juni den Austritt angekündigt hatte, wären damit als einziger Vertragsgegner völlig isoliert. […]
›Es ist höchst erfreulich, dass Syrien soeben angekündigt hat, dem Pariser Klimaabkommen beitreten zu wollen‹, sagte Sabine Minninger, Klimareferentin von ›Brot für die Welt‹. Angesichts des ›verheerenden Klimawandels‹ zeige die Welt Einigkeit.
Dieser zynische Wahnsinn blieb in Europa bis heute unwidersprochen und auch als aus den USA bissige Nachfragen kamen, ob es denn für die Kooperation mit Syrien bei der Klimarettung keine Rolle spielen würde, dass dort Giftgas gegen die eigene Bevölkerung eingesetzt wird, ging niemand aus den Reihen der selbstgerechten Amerikahasser darauf ein. Seitdem hat man von Syriens Klimapolitik zwar nichts mehr gehört und mit einer tatsächlichen Reduktion von Gasemissionen im Bürgerkriegsland Syrien hat auch garantiert niemand ernsthaft gerechnet. Aber das eigentlich Ziel war trotzdem erreicht: Die USA bekamen wieder einmal den schwarzen Peter für zukünftige globale Klimaveränderungen zugeschoben, gegen die ohnehin keine Regierung etwas ernsthaft unternimmt, um ihre volkswirtschaftliche Konkurrenzfähigkeit nicht zu gefährden.
Der Vortrag möchte die Entwicklung der politischen Ökologie nachverfolgen, um zu verstehen, wie mit scheinbar gesicherten wissenschaftlichen Ergebnissen unterfütterte ökologische Debatten eine solche regressive Politik befördern. Und er möchte zeigen, dass es den Polit-Ökologen mitnichten um die Rettung der Erde geht, sondern darum, die aktuelle kapitalistische Krise zu sistieren. Dafür sind sie bereit, die im Westen errungenen sozialen Freiheiten und Möglichkeiten im Namen der Umwelt zumindest bei den Subalternen wieder einzukassieren.
Eintritt 3€, veranstaltet von Thunder in Paradise