Dass der Queerfeminismus in Kreisen, denen Universalismus kein Schimpfwort ist, als bäh zu gelten hat, ist bis zur letzten antinationalen Kadergruppe vorgedrungen. Die Beliebtheit, der sich Veranstaltungen zur „Kritik des Queerfeminismus“ erfreuen, verdankt sich aber offenbar weniger der Einsicht in dessen reaktionären Charakter als dem Bedürfnis, einen authentischen Feminismus gegen die von Judith Butler verschuldete Verfallsform abzugrenzen. Dass es auch in diesem besseren Feminismus nicht ohne positives Gemeinschaftsgefühl abgeht, hat der Titel eines Sammelbandes, „Feministisch streiten“, jüngst klargestellt: Nur wer nicht über Feminismus streitet, sondern sich ihm anschließt, darf beim Streit mitmachen. Damit einher geht die Renaissance einer frauenfühlerischen Solidarität, mit der Leute, die im Kultur- und Wissenschaftsbetrieb gegeneinander um ohnehin rare und schäbig entlohnte Posten konkurrieren, sich um die erfrischende Erfahrung der sie voneinander trennenden Kälte betrügen. Je besser Feministinnen wissen, dass sie miteinander längst genauso instrumentell, gleichgültig und abgebrüht umgehen, wie Männer es seit jeher tun, umso stolzer nennen sie sich, als läge die Novemberrevolution vor statt hinter ihnen, Genossinnen. Damit kehrt der Feminismus auf dem Niveau spätbürgerlicher Subjektivität zurück zu jenem versöhnlerischen Gemeinschaftskult, von dem sich in den Achtzigern Feministinnen, die den Poststrukturalismus entdeckten, lösen wollten. Mit dem von Schwarzer und anderen beschworenen Kollektivsubjekt Frau wollten sie Schluß machen, weil sie wußten, daß Freiheit, die diesen Namen verdient, nicht durch Emanzipation als Frauen, sondern nur als individuelle Menschen möglich sein würde, dass es also allmählich an der Zeit wäre, sich auch vom Feminismus zu emanzipieren. Dass Cixous, Irigaray und Butler schlechte Bündnisgenossinnen bei einem solchen Kampf sind, soll der Vortrag nicht noch einmal erklären. Erklärungsbedürftig ist vielmehr, warum jeder Appell an den befreiend spalterischen Impuls der damaligen Kritik immer noch mit dem gleichen Ressentiment zurückgewiesen wird, dem sich die „Schwarze Botin“, deren wichtigstes Forum, ausgesetzt sah, in dessen Beiträgen der Gemeinschaftsfeminismus bereits „schneidende Arroganz“, „wahnwitzige Aggression“ und „Polemik“ erblickte – genau die Qualitäten also, die sich Frauen noch weniger als Männer zugunsten sensitiver Rohheit abgewöhnen lassen sollten.
Eine Veranstaltung des Referat Politische Bildung