„Nie wieder Deutschland!“ – Unter diesem Motto mobilisierte die außerparlamentarische Linke ein halbes Jahr nach dem Mauerfall strömungsübergreifend auf den Frankfurter Opernplatz, um gegen die deutsche Wiedervereinigung zu protestieren. 20.000 Menschen folgten dem Aufruf.
Wenige Monate später war diese ungewohnte Harmonie vorbei: Es brachen jene Konfliktlinien auf, an denen sich die außerparlamentarische Linke in den nächsten drei Jahrzehnten gruppieren sollte. In personeller Hinsicht fiel sie dagegen in die Bedeutungslosigkeit. Zusammenschlüsse, die seit mehr als 20 Jahren bestanden hatten, lösten sich auf; die Linke geriet in eine der größten Krisen ihrer Geschichte. Dieser Umstand verwundert zunächst. Denn mit Ausnahme der DKP und ihres Umfelds hatten die Rest-, Spalt- und Entmischungsprodukte der Außerparlamentarischen Opposition von 1968 dem Honecker-Regime und den anderen Staaten des real existierenden Sozialismus zumeist kritisch bis feindselig gegenübergestanden. Es stellt sich darum die Frage, warum die außerparlamentarische Linke ausgerechnet durch das Ende der DDR, die deutsche Wiedervereinigung und den Untergang des Ostblocks in einen Schockzustand fiel. Und: Warum hat sie sich auch heute, mehr als ein Vierteljahrhundert später, noch nicht von diesem Schock erholt?
Um diese Fragen beantworten zu können, ist nicht nur ein Blick auf die Zeit des Kalten Kriegs, sondern vor allem eine Auseinandersetzung mit jenen drei Begriffen nötig, die oft auch weiterhin im Zentrum des linken Selbstverständnisses stehen: Revolution, Antifaschismus, Antiimperialismus.
Eine Veranstaltung der Lübecker Initiative für Aufklärung und Kritik