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Vortrag und Diskussion

Mit Justus Wertmüller und Uli Krug

Donnerstag, 28 Juli 2005, 19:00 Uhr

Marx & Moritz, Oranienstraße 162, 10999 Berlin

 

 

Eine gesellschaftliche Naturkatastrophe?

Gegen den antiwestlichen Djihad und seine europäischen Verharmloser

 

Wir lassen uns von niemandem die Art wie wir leben bestreiten. (Elisabeth II)

 

Der Ablauf scheint schon prächtig einstudiert. Nach der Artikulation der üblichen Bestürzung, über 52 ermordete Briten und den standardisierten Solidaritätsbekundungen mit Opfern und Hinterbliebenen folgte auf den meisten Kanälen schon wenige Stunden nach der Tat das erste Interview mit einem Terrorismusexperten, der allen mitteilte, was sie schon wußten: Daß die Täter bekennende Moslems waren – woraus aber um Gottes willen kein Generalverdacht gegen den Islam folgen dürfe. Kaum haben sich Politiker und Medienöffentlichkeit etwas erholt (in London dauerte es nicht viel länger als einen Tag), da wird schon vor Überreaktionen gewarnt und die Bevölkerung Londons als gutes Beispiel für coolen Umgang mit Katastrophen angepriesen. Weil dort notwendigerweise der Alltag seinen Fortgang nahm und die Londoner nur sagen konnten, was ihnen allein zu sagen blieb, daß man eben weiter leben müsse, wurde medial ein seltsamer Durchhaltewille beschworen, demzufolge kein Weltuntergang so schlimm sein könne, daß er „uns“ Europäern irgendwelche Konsequenzen abnötigen könnte – schon gar nicht gegen den Islamismus. Diese Gleichgültigkeit gegenüber Gemetzeln, gerade dann, wenn sie womöglich wirklich „uns“ allen gegolten haben könnten, wird perfiderweise mit dem ganz und gar nicht fatalistischen Durchhaltewillen der Engländer in den Jahren 1940–1945 gegen die Nazis gleichgesetzt.

 

Ein Tsunami in London

 

Und doch ist diese gelangweilte Routine ein Fortschritt im Vergleich zur Zeit des Beginns der gegenwärtigen Intifada. Schließlich hat sich die Einsicht verbreitet, dass sie eben nicht nur von von Arabern im grünen Gürtel geführt wird, die in „ihrer“ Region Massenmorde veranstalten, sondern zunehmend von Inhabern westeuropäischer Aufenthaltsgenehmigungen oder Pässen in „unserer“ Region.

Ein Fortschritt bedeutet diese Einsicht insofern, als man Zurückhaltung zeigt in einer Praxis, die bis vor kurzem noch gang und gäbe war: Nämlich schnurstracks die Bluttaten umzudeuten in die Schuld nicht der Terroristen, sondern der Heimatländer der Terroropfer bzw. ihrer Regierungen und Israels sowieso. Inzwischen gesteht sich die Öffentlichkeit immerhin ein, daß man nicht mehr so genau Bescheid wisse, wer warum in Madrid, London, Amsterdam, Paris etc. sich zum Bürgerkrieg rüstet.

Nichts ändert sich allerdings daran, daß niemand Bescheid wissen möchte – man ist gewillt, diesen Terror gewähren zu lassen, ihn wie eine gesellschaftliche Naturkatastrophe zu behandeln, ihn zu bedauern und allenfalls dunkel über die Ursachen zu munkeln (Israel?, die Irakbesatzung?, die sogenannte Klimakatastrophe?, die globale Sinnkrise?, spirituelle Defizite?). Darüber hinaus  wird unverdrossen die Sinnlosigkeit jedes menschlichen Strebens derlei abzuhelfen behauptet: Man wisse nicht, was die Täter eigentlich umtreibe, also könne man auch keine Gegenmaßnahmen ergreifen. Das Anti-Panik-Lob für England ist die kaum verhüllte Aufforderung an Regierung und Bevölkerung um Himmels willen untätig zu bleiben, eine alteuropäische Aufforderung, die sich Großbritannien hoffentlich nicht zu eigen machen wird.

 

Antiislamismus als Gebot des Antifaschismus

 

Die Redaktion Bahamas wird sich deshalb nicht an der Gedenkroutine beteiligen und auch keine Fakten herunterrasseln, die längst bekannt sind. In der ersten Zeit nach 9/11 ff. war noch viel zu wenig bekannt und dokumentiert, was die Anhänger des Islam gegen den Westen so aufhetzt, und auch nicht, wie verbreitet diese Haltung in der islamischen community von nebenan ist. Man mußte aufklären, die Parallele zum Nationalsozialismus – historisch, programmatisch, motivatonal – ziehen, um aufzurütteln, wenigstens zu skandalisieren. Das ist immerhin soweit gelungen, daß sich selbst die G8-Protestierer von Glenneagles am 7.7.  klammheimlich verpieselten, als sich ihre Hätschelkinder erneut als Amokmörder erwiesen haben.

Alle Aufklärung darüber ist geleistet. Jeder könnte wissen, daß er die Aussagen der Vorkämpfer des Islam nicht metaphorisch nehmen darf, denn  – auch dies eine Parallele zu den Nazis – sie sagen, was sie meinen und umgekehrt: Von Spiritualität ist in beiden Fällen keine Spur – die „nordische Moral“ wie die des Islam kreist um das Naturvorrecht des Starken und die Ausmerzung des Widernatürlichen bzw. Ungläubigen. Punkt.

Der radikale Antiimperialismus, der es immer noch mit Gotteskriegern hält, ist somit  (nicht zuletzt wegen entsprechender antideutscher Kritik) desavouiert und fristet in der Schmuddelecke vorläufig ein eher kümmerliches Dasein. Der von Antideutschen geforderte Antiislamismus dagegen, eigentlich das Selbstverständlichste für jedermann, dem Frauenrechte und Gewalthemmung irgendwas bedeuten, bleibt weiterhin tabu. Man weiß längst, aber wagt nicht, es auszusprechen, weil es einem antiislamische Konsequenzen abnötigen würde: Daß die gegen die USA, Israel, Großbritannien wütenden Gottsucher nicht die um Freiheit kämpfenden Verdammten der Erde, sondern vielmehr ganz offenkundig gegen die Freiheit kämpfende Verdammer des Lebens sind.

Wer das nicht sehen will, ob nun als „Linker“, Alternativer, Humanist oder dialogbereiter Christ, dem helfen auch keine Aufrufe weiter; das sind auch die Grenzen der notwendigen aber gegenüber Ideologen wirkungslosen Skandalisierung. Gerade diese niederschmetternde Resistenz gegenüber der empirischen Realität einer nunmehr garantiert global geführten Intifada, deren Anhänger allein in Westeuropa in Zigtausenden zu zählen sind, ist der Anknüpfungspunkt jeder Kritik der es um die Zerschlagung der islamischen Bedrohung zu tun ist. Es stellen sich ein paar entscheidende Fragen:

Wer soll hierzulande und darüber hinaus in ganz Westeuropa noch etwas gegen den Islam verteidigen? Worin besteht die unfassbare Gleichgültigkeit gegen den neuen, grünen Nazismus? Warum haben ausgerechnet die Freiheitskämpfer der gesellschaftlichen Enttabuierung 1968ff so viel übrig für die wohl reaktionärste Bewegung seit 1945?

Notwendig ist zunächst, daß Kritiker es aushalten, mit dem hoffentlich unbegründeten Vorwurf, Royalist oder Liberaler zu sein, belegt zu werden, wenn sie das Allerselbstverständlichste fordern: Die gesellschaftliche Repression des Islam als „Gegenkultur“, rückhaltlose Aufklärung darüber, was es mit den „Kulturen“ überhaupt auf sich hat, selbstverständliche Durchsetzung der Freiheit.

 

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