Redebeiträge: Die Deutschen zwischen Dresden und Bagdad

Was der Jungle World recht ist, ist dem anonymen Verwalter eines sauberen deutschen Kiezgewissens billig. Im Kommunikationsort für linke Antisemiten, Analphabeten und Rufmörder, im garantiert unabhängigen und schon daher im letzten Herbst mit dem Medienpreis der Bundeszentrale für politische Bildung ausgezeichneten Netzwerk Indymedia läßt man seiner stammelnden und lallenden Zunge freien Lauf und verschriftlicht das Gerücht über antideutsche Bellizisten, Sexisten, Imperialisten, Auschwitz-Keulen-Schwinger, wie es in den ehemals besetzten Häusern Friedrichshains umgeht und Eingang in all den autonomen, trotzkistischen, anarchistischen oder antifaschistischen Printmedien findet.

Anders als der Jungle-World-Demagoge, der immerhin mit seinem Namen unterzeichnen muß, ist der Indymedia-Denunziant so frei, anonym zu bleiben und befreit sich damit von einer der letzten Gepflogenheiten im Argumententausch, die man in der Jungle World wegen der allgemeinen Gültigkeit der Pressegesetze noch einzuhalten gezwungen ist. In Indymedia regiert das gesunde Volksempfinden, das Zigarettenrauchen als Anschlag auf die Volksgesundheit empfindet und seine eigene verklemmte und daher zu allem Unheil bereite Sexualität energisch verteidigt und auf Täterjagd nach potentiellen Vergewaltigern geht. In Indymedia ist man so nationalsozialistisch wie David Irving oder Jörg Friedrich und so grundfriedlich wie das deutsche Volk, wenn es sich zum nationalen Aufmarsch gegen die Zivilisation in Berlin versammelt.

Die Redaktion BAHAMAS dokumentiert im Folgenden die Referate von Justus Wertmüller und Tjark Kunstreich, die auf der Veranstaltung „Unconditional Surrender. Die Deutschen zwischen Dresden und Bagdad“ am 14.02.2003 in der Berliner Technischen Universität gehalten wurden und verweist auf den Bericht des autonomen Sektenbeauftragten über eben diese Referate. Möge diese Dokumentation als abermalige Warnung vor der deutschen radikalen Linken verstanden werden: Sie ist in ihrer Mehrheit so nationalrevolutionär wie Gregor Strasser oder Adolf Hitler gestimmt, sie ist Feind jeder Bemühung um Emanzipation und muß bekämpft werden wie die alldeutsche Friedensbewegung auch. Wer als radikaler Linker noch glaubt, einen Ruf zu verlieren zu haben, der sei hiermit aufgefordert, einer Minimalforderung sich öffentlich anzuschließen: Der nach der sofortigen Abschaltung von Indymedia und der Schließung eines jeden Medienprodukts, das die Anonymität sich als Freibrief zum Rufmord gewählt hat.

Redaktion BAHAMAS

Redebeitrag von Tjark Kunstreich (14.02.2003)

Redebeitrag von Justus Wertmüller (14.02.2002)