SPALTE1-HEFT-BILD-TITLE
SPALTE1-HEFT-TITEL
Heft SPALTE1-HEFT-NUMMER / SPALTE1-HEFT-JAHRESZEIT
Abonnieren / Bestellen

Ladies and Gentlemen, the Kiez is burning!

 

Echos aus dem Wrangelkiez

 

Ende November 2006 konnte man in Berlin-Kreuzberg ein Plakat folgenden – orthographisch wie im Original wiedergegebenen – Inhalts lesen:

 

Bullen raus aus Kreuzberg!

No Justice – No Peace!

 

Am 14.11.2006 wurden zwei Zwölfjährige von der Berliner Polizei im Kreuzberger Wrangelkiez brutal verhaftet und aufgrund ihres Ausehens von den Bullen rassistisch Beleidigt. Aus Empörung über brutale Vorgehen der Polizei gegen Kinder rauften (!) sich Anwohner verschiedener Altersgruppen und ethnischer Herkunft zusammen und protestierten Lautstark gegen diesen offensichtlich rassistisch motivierten Polizeiübergiff. Dabei kam es zu Auschreitungen (!) in dessen Verlauf die Bullen weitere Personen verhafteten. Wir wissen sehr gut das die deutsche Polizei uns alle als ‚kriminelle‘ abstempelt. Wir kennen die alltägliche Polizeigewalt und die rassistischen Sprüche leider nur zu gut. Doch wenn sie uns wie ‚Abschaum‘ behandeln müssen sie auch mit dem Echo (!) klarkommen. Wir werden weiterhin gegen rassistische Schlägerbullen zusammenhalten und unsere Würde als Menschen verteidigen. Nicht nur am 1. Mai und nicht nur in Kreuzberg.

 

Rassistische Polizeigewalt stoppen!

Achtet auf Ankündigungen & Organisiert euch gegen Polizeiterror!

 

Kreuzberger Jugendliche

V.i.S.d.P. C. Ströbele Dresdener Str. 10

 

Ungefähr das kommt heraus, wenn sich Mehmet S., 23, und eine Löwin „verschiedener ethnischer Herkunft“, die sich in der örtlichen antifaschistisch-antirassistischen Initiative engagiert, zusammentun und ihre „Würde als Menschen verteidigen“. Was Mehmet in der Eberhard-Klein-Oberschule nie gelernt hat, hat seine nicht minder jugendliche Bündnispartnerin, die es vor einigen Jahren, als sie am Gymnasium von Bietigheim-Bissingen ihr Abitur machte, besser wußte, im aufreibenden Dienst gegen „rassistisch motivierte Polizeiübergiffe“ wieder eingebüßt. Kaum mehr als ein verzerrtes Echo der deutschen Sprache klingt aus ihrer routiniert zusammengeschusterten antirassistischen Auschreitung, die an krimineller Energie den pamphletistischen Abschaum der Revolutionären Internationalen Kommunisten (RIM) nicht nachsteht. Die jugendlichen Aktivisten dieser Speerspitze für ein rechtsfreies Kreuzberg sind inzwischen zwar etwas in die Jahre gekommen und tun, soweit sie nicht als Sozialarbeiter untergekommen sind oder die Freuden der Mutterschaft erleben, inzwischen in radikalen Moscheevereinen Dienst. Ihre Nachfolger im Geiste, Aslanlar und Löwinnen der Menschenwürde, die sich sehr zurecht und ganz ohne Ironie als Impressum Name und Adresse von Deutschlands populärstem Revolutionär angemaßt haben; Leute, deren zur Praxis drängendes „Echo“, wenn es – was die Berliner Polizei verhüten möge – einmal wirklich erklänge, das Fanal zum Krieg aller gegen alle wäre, den die skrupelloseste Bande dann gewinnen würde, haben es allerdings nur ausnahmsweise nötig, ihr Kriegsgeschrei in Form von Plakaten auf Hauswände zu kleben.

Auch wenn nichts dafür spricht, daß Ann Löwin, die in Konkret 01/07 unter der Überschrift „Ladies and Gentlemen, the Kiez is burning!“ eine Langfassung des Kreuzberger Plakattextes geschrieben hat, zu den AutorInnen „verschiedener Altersgruppen und ethnischer Herkunft“ gehört, die das Orginal zu verantworten haben: An ihrer merkwürdigen Vorliebe für das Englische, oder was sie dafür hält, merkt man die Verwandtschaft zu den Plakate schreibenden brothers and sisters, die „No Justice – no Peace!“ skandieren, wenn sie wie weiland „The Clash“ London, „Kreuzberg burning“ sehen wollen.

Die BAHAMAS, die schon deshalb keine linke und schon gar keine antirassistische Publikumszeitschrift sein will, weil sie den türkischen Bewohnern des Wrangelkiezes das Schicksal, das ihnen Mehmet S., Ann Löwin und Christian Ströbele zugedacht haben, nicht wünscht, hat sich zur gleichen Zeit, als Ann Löwin und andere Kreuzberger Jugendliche Echos in Form von möglichst mit Brandstiftung verbundenen „Auschreitungen“ gegen die Festnahme von Räubern herbei zu schreiben versuchten, ihre Gedanken über die nicht nur Kreuzberger Verhältnisse gemacht. Die Redaktion dokumentiert im folgenden die Artikel „Ladies and Gentlemen, the Kiez is burning“ von Ann Löwin aus Konkret 01/07, mit Kommentaren versehen, und „Respekt statt Bildung“ von Justus Wertmüller aus BAHAMAS Nr.51, Winter 2006/2007.

Redaktion BAHAMAS

 

 

 

 

Ladies and Gentlemen, the Kiez is burning!

 

Das Berlin nicht New York ist, zeigt nicht nur das dilettantische Auftreten der Berliner Polizei. Auch ihre Einsatzzielgruppe ist alles andere als „explosiv“. Kreuzberg hin oder her.

Die „konkret“-Autorin Ann Löwin ist sich sicher: Wenn die Presse einen gewalttätigen Übergriff auf Polizeibeamte durch Jugendliche türkischer und arabischer Herkunft meldet, kann es sich dabei nur um ein abgefeimtes Täuschungsmanöver zur Verschleierung vollkommen unmotivierter rassistischer Polizeigewalt handeln. Denn:

In Berlin geben sich Kripobeamte beson­ders tough. Weshalb auch jede/r 20. Beamte wegen Körperverletzung im Amt angezeigt wird, obwohl die Bereitschaft zu derlei Auf­sässigkeit unter der Bevölkerung und ihre Er­folgsaussichten eher mau sind. Denn von den jährlich 1.000 in Berlin angezeigten Polizei­beamten werden, nach Angaben des Berliner Abgeordnetenhauses, lediglich knapp 1,5 Prozent angeklagt und weniger als 0,5 Pro­zent verurteilt. Daß keine Konsequenzen zu befürchten sind – weder von der Justiz noch vom Arbeitgeber oder der Öffentlichkeit ­– nehmen die Beamten zunehmend als Carte blanche.

Selbstverständlich weiß die hinreichend antisexistisch und antirassistisch geschulte Autorin auch, wessen Privilegien in Deutschland derart von den Schergen des Staates durchgesetzt und aufrechterhalten werden:

 

Natürlich gehört Polizeigewalt auch in Berlin nicht zur Alltagserfahrung des weißen deutschen heterosexuellen Mittelstandes.

 

Dieser Klasse, die in tyrannischer Homogenität keinerlei Differenz duldet, steht im Antipat-Weltbild die übliche buntscheckige Multitude gegenüber, die nichts anderes einen darf als ihr Minderheitenstatus:

 

Kri­minalisiert werden vor allem Schwarze und Migranten, Homosexuelle und/oder vermeint­liche politische Widersacher.

 

Unentschlossen ist Löwin hinsichtlich der Frage, ob sie die Staatsbeamten für kühl berechnende Folterknechte oder doch eher für Tolpatsche halten soll:

 

Besonders be­drohlich ist die mit der auffällig zunehmen­den Gewalttätigkeit einhergehende Willkür und Planlosigkeit der Polizeieinsätze. Denn wenn immer wieder bis zur Unkenntlichkeit vermummte „Kommandos“ „präventiv“ Ver­sammlungen, Demonstrationen, Kneipen, Veranstaltungen oder Privatwohnungen stür­men, wild drauflosprügeln oder auch schon mal um sich schießen, ist der Zweck solchen Tuns immer öfter, sagen wir: unklar:

 

Löwin führt nun als Beispiel solchen unklaren Tuns die versehentliche Stürmung eines schwulen Pornokinos im November 2006 durch Berliner Polizisten an, die sich in der Tür geirrt hatten. Sie zitiert einen Zeugen des verfehlten Einsatzes, der berichtet, von den Beamten auf den Boden gerissen und mit Schlägen und Fußtritten mißhandelt worden zu sein. Ein dramaturgisch präzise gesetzter Akkord, mit dem die Autorin eine Manipulation in die Wege leitet, die sie im Weiteren empört „den Medien“ unterschiebt: Indem sie, bevor sie auf den eigentlichen Gegenstand ihres Artikels zu sprechen kommt, ein tatsächliches Opfer von Polizeigewalt auf die Bühne führt, versucht sie, der Aufmerksamkeit des Lesers stillschweigend das Interpretationsschema für alles Nachfolgende als Lesebrille auf die Nase zu setzen. Homosexuelle als Opfer des gleichen Unrechtsstaats zu benennen, der sonst unschuldige Migrantenkinder foltert, ist schon deshalb angesagt, weil in Berlins Schwulenszene alle wissen, aber nur wenige aussprechen, dass die überwiegende Mehrheit der Gewalttaten gegen schwule von moslemischen Migranten ausgehen und eben nicht von der Polizei:

 

Zu den dreisten und anschließend dilet­tantisch vertuschten Übergriffen gehört auch ein Vorfall im sogenannten Wrangelkiez in Berlin-Kreuzberg. Zwei Kripobeamte ergrif­fen dankbar die Gelegenheit, „hart durchzu­greifen“, als sie beauftragt wurden, zwei „mi­grantische“ Kinder wegen versuchten Raubes nach ihren Personalien zu fragen. Sie legten den Kindern Handschellen an und stellten sie an eine Wand – unter verständlichem Protest von Passantinnen und Passanten. Denn die wußten nur zu gut, daß der Kiez nicht die Bronx ist. Die Beamten aber sahen rot: „Eine Ansammlung von 80 bis 100 Jugendlichen ging gestern massiv gegen Polizeibeamte vor, die zwei Tatverdächtige zu einer versuchten Raubtat festnehmen wollten“, hieß es in der Pressemitteilung. Schwer traumatisiert erin­nerten sich die Beamten lediglich an „arabi­sche und türkische Jugendliche“, die in Mas­sen über sie hergefallen seien.

 

„Die Kinder“ waren, was Löwin ohne sich zu schämen schlicht unterschlägt, von den Beamten nach dem Versuch, einem Jugendlichen auf offener Straße gewaltsam ein elektronisches Unterhaltungsgerät zu entwenden ergriffen worden. Das Bemühen der Polizisten, sie wegen diesem Tun in Gewahrsam zu nehmen, war selbstverständlich für „die Kinder“ wie für die „Passantinnen und Passanten“ vollkommen unzumutbar. Verständlich ist daher sicherlich, das diesen nichts anderes übrig blieb, als umgehend die Kiezmiliz zu mobilisieren, um sich der Übermacht von zwei Polizeibeamten mit allen Mitteln zu erwehren.

 

Die Presse schwelgte prompt in französischen Zustän­den: „Straßenrandale – Messerstecherei – Po­lizisten-Angriff: Haben Sie die Stadt nicht mehr im Griff, Herr Polizeipräsident?“ fragte die „BZ“, und „Bild“ schloß sich an: „Ent­gleitet uns also die Sicherheit im eigenen Land? Kann der Staat keinen Schutz mehr ga­rantieren?“

Sie hatten die Polizeimeldung allerdings gründlich mißverstanden indem sie sie ernstnahmen. Sie schienen nicht gewußt zu haben (oder sahen großzügig darüber hin­weg), daß es ein Hobby der Berliner Polizei ist, ihre Übungsübergriffe als Verteidigungs­maßnahmen auszugeben, solange niemand widerspricht. Tatsächlich hatten die Beamten den 23jährigen Mehmet S., der sich für die Kinder etwas konsequenter eingesetzt hatte, rassistisch beleidigt und krankenhausreif ge­prügelt, allerdings nicht einmal angezeigt.

 

Frau Löwin und die „konkret“-Redaktion hingegen sehen großzügig darüber hinweg, das in Wahrheit der Anlaß des Polizeieinsatzes ein versuchter Raubüberfall gewesen war. Die Großzügigkeit hinsichtlich der Fakten sollte jedoch nicht als absichtsvolle Falschdarstellung mißverstanden werden, denn gelogen wird natürlich ausschließlich bei der Polizei und in „den Medien“, keinesfalls jedoch in „konkret“!

 

Die Medien erkannten in dem Vorgang nicht etwa rassistische Polizeigewalt, sondern, in guter deutscher Tradition, ein Problem mit dem nichtdeutschen Mob: Es gebe eine bun­desdeutsche Bronx – den Wrangelkiez. Und die „Welt“ stimmte einen Lobgesang an auf unsere Männer an der inner- und außerdeut­schen Kulturfront: „Unsere Freiheit wird am Hindukusch und im Wrangelkiez verteidigt.“

Ach, dachten sich einige und sahen er­staunt aus dem Fenster. Von quasi-dörflichen Strukturen und dem familiären Zusammen­halt des Kiezes war bald romantisch in aller­lei Interviews die Rede, natürlich nicht ohne die übliche rassistische Pauschalität. „Die“ – ­gemeint waren alle, deren Großeltern nicht die kulturellen Werte des Hitlerfaschismus verinnerlicht oder verteidigt hatten – seien eben so: dörflich, familiär, patriarchal (nicht patriarchisch), begriffsstutzig, sexistisch und aggressiv.

 

Merkwürdig ist es dann doch, dass ausgerechnet jene, die jede gewalttätige Zusammenrottung junger und gar nicht mehr so junger Migranten in einen Aufschrei gegen den Rassismus zurechtlügen, plötzlich auch im Feindeslager stehen. Wo das Quartiersmanagement wenigstens noch einige Probleme mit sogenannten Kiezstrukturen benennt, plädiert „konkret“ für den Aufstand der Banden:

 

Das hatte die Kripo übersehen: Probleme mit „denen“ gehören in Berlin-Kreuzberg längst anderen, nämlich den Protagonisten der sogenannten Kiezstrukturen. Denn im Unter­schied zu den französischen Banlieues, sagte irgendwer und hatte recht, gibt es in der BRD und auch im Wrangelkiez Einrichtungen, die sich Stadtteil- oder Quartiersmanagement nen­nen. Ihre Aufgabe ist „dieUmsetzung des Programms ,Die Soziale Stadt – Gebiete mit besonderem Entwicklungsbedarf‘ ...“ Was die­ses Management (denn der Kiez ist ein Be­trieb, ob er will oder nicht) außer festen Stel­len für ehemalige Linke entwickelt, läßt sich am geschilderten Wrangelkiezvorfall ablesen: eine gemeinsame Lösung. DasQuartiersma­nagement forderte nach dem Polizeiübergriff umgehend und mutig einen Runden Tisch. Po­lizeipräsident Glietsch leitete im Gegenzug noch in derselben Woche eines der zahlrei­chen Ermittlungsverfahren gegen seine Jungs ein, wegen rassistischer Beleidigung und Kör­perverletzung im Amt. Klingt gut und schadet bekanntlich niemandem.

Der Runde Tisch fand statt. Mit dem Er­gebnis, daß dieselben Beamten am Tag darauf in der Wrangelstraße eintrafen, sich den aus dem Krankenhaus entlassenen Mehmet S., im­mer noch mit Halskrause, griffen und in den Wagen zerrten. Nach einigen Minuten brach­ten sie ihn zurück. Wie es im Wagen zuging, kann nur vermutet werden. Die Pressemel­dung zu diesem zweiten Übergriff wurde von Quartiersmanagement und Polizei gemeinsam verfaßt: Der Einsatz sei „unsensibel und unnötig“ gewesen, die Beteiligten hätten „un­mittelbar danach geredet“, um „die Sachlage zu klären“. Erstaunlicherweise werde der Sachverhalt „von den Jugendlichen und den einschreitenden Polizeibeamten unterschied­lich dargestellt“. Die Polizei werde demnächst irgend etwas „schriftlich konkretisieren“, im übrigen aber wollten alle mit „Empathie und gegenseitigem Vertrauen“ weitermachen.

Damit sind alle zufrieden: Die Polizei kann ungestraft weiterprügeln, das Quar­tiersmanagement hat sich legitimiert und die Presse sich mal wieder selbst gefeiert. Die Opfer der Geschichte wurden vermutlich in­zwischen totgeschmust.

Ann Löwin, Konkret 1/07

Respekt statt Bildung

Der rote Björn verordnet Chancenlosigkeit

28.10.2006: In einem vorwiegend von Migranten bewohnten Haus in der Kreuzberger Falckensteinstraße bricht ein Brand aus, der von der Wohnung einer palästinensischen Großfamilie ausgehend das gesamte Gebäude erfaßt. Die Feuerwehr nimmt die Löscharbeiten erst nach der Begehung des Hauses in vollem Umfang auf, weil sie zunächst Menschenleben retten möchte. Insgesamt fünf noch nicht ins Freie geflohene Bewohner, darunter drei Kinder, können aus dem fünften Stock in Sicherheit gebracht werden. Während der Rettungsarbeiten rotten sich über 200 vorwiegend türkische und arabische Anlieger zusammen, die den Feuerwehrleuten zunächst Kommandos geben möchten, sie dann beschimpfen und bedrohen und sich schließlich anheischig machen, in den Löschvorgang einzugreifen. Der Feuerwehr gelingt es erst unter erheblichem Polizeischutz, ihre Arbeit zu machen. (vgl. Morgenpost, Tagesspiegel, 29.10.)

Den Hintergrund kennt die Zeit (47/06) „Vor anderthalb Jahren beispielsweise starb in der Kreuzberger Wrangelstraße ein im Kiez beliebter türkischstämmiger Besitzer eines Lotto- und Zeitungsgeschäfts. Er erstickte bei einem Ladenbrand. Sofort danach war von Anwohnern die Anklage erhoben worden, die Feuerwehr sei zu spät gekommen und hätte sich nicht um die Rettung des Opfers gekümmert. Längst konnten die Vorwürfe entkräftet werden. Es stellte sich heraus, dass der türkische Ladenbesitzer einen ungeeigneten Propangasofen als Heizung verwendet hatte und der Fluchtweg durch die Tür zum Treppenhaus mit einer Stahlplatte verbarrikadiert war. Vergeblich hatten Nachbarn und Feuerwehr mit Äxten versucht, die Tür aufzubrechen. Doch noch immer sind viele Anwohner davon überzeugt, ihr Nachbar sei ein Opfer der unwilligen deutschen Feuerwehr geworden.“ (1)

14.11.2006: „Die Polizei war gerufen worden, weil zwei Zwölfjährige versucht hatten, einem fünfzehnjährigen Jungen auf offener Straße seinen MP3-Player zu rauben. Sie hatten ihn vom Fahrrad gezerrt und auf ihn eingeschlagen. Soweit ist die Sache unstrittig.“ (Zeit 47/06) Unstrittig ist auch, daß die beiden festgenommen und in ein Polizeifahrzeug verbracht wurden und daß sich in kürzester Zeit bis zu 100 Jugendliche türkischer und arabischer Herkunft zusammenrotteten und die Polizeibeamten bedrängten. (vgl. taz, Berliner Morgenpost, Tagesspiegel) „Ein 23jähriger trat gegen das Polizeiauto und versuchte die beiden festgenommenen Kinder zu befreien, beziehungsweise ihren Abtransport zu verhindern. Zwei Polizisten wurden verletzt. Die Situation drohte zu eskalieren. Die zur Verstärkung herbeigerufenen 40 Beamten setzten Pfefferspray ein und hatten erhebliche Mühe, die Situation zu beruhigen.“ (Zeit 47/06) Soweit die Polizei.

„Einer der Beteiligten, der 23-jährige Mehmet S., erzählt Lokalreportern eine ganz andere Version der Ereignisse. Demnach seien die Polizeibeamten bei ihrem Einsatz äußerst brutal vorgegangen und hätten die beiden Täter rassistisch beschimpft und aufgefordert, sie sollten sich ‚in ihr Heimatland scheren‘. Die Beamten hätten die beiden Kinder wie Terroristen behandelt und in Handschellen abgeführt. Als er gegen die Behandlung der Täter protestiert habe, sei er mit einem Schlagstock geschlagen und von mehreren Beamten verprügelt worden. Viel spricht dafür, daß sich hier ein einschlägig vorbestrafter Anwohner auf Kosten der Polizei wichtig macht. Aber im Kiez wird Mehmet S. gefeiert, während die Beamten wieder abgerückt sind.“ (ebd.)

Irgendwo in Kreuzberg (der Ort wurde nicht bekannt gemacht), im August 2006. Die vierzehnjährige jüdische Schülerin Anne (Name geändert) wird von arabischen Jugendlichen durch die Straßen gehetzt und mit Flaschen und Steinen beworfen. Sie und eine Freundin können sich retten. Die Angreifer hatten zuvor – vor der Schule auf die Anne geht – gefragt: „Wer ist hier die Jüdin?“ Einige Wochen später, im September „lauern zwei arabische Mädchen Anne vor der Schule auf, bespucken und schlagen sie. ‚Die haben gesagt, ich bin Jüdin und jetzt kriege ich eines auf die Fresse. Die haben mich geschlagen. Die haben gesagt: ‚Du dreckige Scheiße, geh dich aufhängen!‘, so Anne im RBB.“ (Berliner Morgenpost 24.11.)

16.11.06: Sechs bewaffnete Vermummte dringen in ein Klassenzimmer der Eberhard-Klein-Oberschule in der im Wrangelkiez gelegenen Skalitzer Straße ein, suchen einen 16-jährigen Türken heraus, zwingen ihn in einen Nebenraum und verletzen ihn mit Messerstichen ins Gesäß. Die türkischen Mitschüler sind sich sicher, daß es sich bei den Tätern um Araber gehandelt habe. Gegenüber der Hürriyet kündigen männliche türkische Schüler an, Jagd auf Araber im Kiez machen zu wollen. Sie berichtete unter der Überschrift „Krieg in Kreuzberg“ am 18.11. völlig kritiklos über die tapferen jungen Landsleute.

In die genannte Schule gehen seit mehr als drei Jahren keine deutschen Schüler mehr. Im Zusammenhang mit diesen Vorfällen berichtet die Leiterin der ebenfalls im Wrangelkiez gelegenen Fichtelgebirgs-Grundschule, auf die angeblich noch einige deutsche Schüler gehen, der FAZ vom 20.11., daß die verbreitetsten Schimpf­wörter „Du Christ“ und „Schweinefresser“ seien.

Ausschluß und Selbstausschluß

17.9.2006: Berlin hat gewählt. Genau in dem Areal, wo Feuerwehrleute beim Löschen gehindert werden, weil man zu wissen glaubt, daß sie Ausländer brennen sehen wollen, wo Gefangenenbefreiungen aus Kinder- und Rassismusschutz versucht werden und deutsche Kinder zwar leben, aber nicht auf die Schule gehen, dort, wo in den letzten 15 Jahren zunehmend ein deutsches Kreativpersonal aus Medienschaffenden, Studenten, Künstlern nachdrängt und von Migranten verlassene Wohnungen bezieht, wo ein Hauch von Prenzlauer Berg und Friedrichshain eingezogen ist, wählt man links. In den im Wrangelkiez gelegenen Stimmbezirken 225 und 226 (hier ist die Fichtelgebirgs-Grundschule das Wahllokal) gehen ca. 700 Leute zur Abgeordnetenhauswahl, was einer Wahlbeteiligung von knapp 50% entspricht. Auf das Linkskartell aus Grünen, SPD, Linkspartei, WASG und Die Partei entfallen 90, bzw 91% (2). Die CDU erreicht in beiden Stimmbezirken, in denen sie mit einem türkischstämmigen Direktkandidaten angetreten ist, knapp über 6% der Erststimmen. Bei den Zweitstimmen schneiden die linken Parteien mit rund 80% der Stimmen ein wenig schlechter ab.

Ein Kreuzberger Kandidat, den man im Wrangelkiez zwar nicht wählen durfte, weil sein Wahlkreis südlich vom Görlitzer Park beginnt, dessen Konterfei man aber im gesamten Bezirk bewundern konnte, hat in den letzten Wochen vor der Wahl noch einmal richtig nachgelegt. Das 1980 geborene Wunderkind der SPD, ein waschechter Juso, Absolvent des berüchtigten Otto-Suhr-Istituts für politische Wissenschaften der Freien Universität, der im Wahlkampf mit einem roten Bollerwagen durch die Kieze getourt ist, auf dem er sogar zwei Clowns spazieren gefahren haben soll (taz 13.9.), der Direktkandidat des Wahlkreises 3, Björn Eggert, hat sich kurz vor knapp ein wenig Gel ins Haar schmieren lassen und laut nachgedacht („denk laut!“). Es ist etwas richtig Antideutsches dabei herausgekommen: „Deutsche Leitkultur klingt für mich nach Leithammel“ raisoniert der Kandidat und postuliert: „Ich will eine Migrationspolitik die aus Ausländern nicht die besseren Deutschen machen will“. Man wüßte zwar nicht, wer das wollte. Die CDU-Vordenker in Sachen Leitkultur wollen doch aus Ausländern keine besseren, sondern ganz normale Deutsche migrantischen Hintergrundes machen. Für etwas Besseres als die da halten sie ihre eigene autochthon-christliche Klientel dann ja wohl doch. Die besseren, ergo anderen Deutschen, so dachte man bis­her, sind doch diejenigen, die aus der Geschichte gelernt haben und sich schon deshalb, weil ihre Altvorderen früher bekanntlich alle in der SS gewesen waren, wie der professionelle Leithammel und Wahlhelfer der Berliner SPD, Günter Grass, heute ganz besonders entschlossen gegen je­de Form von Rassismus, Intoleranz und Bevormundung wenden. Gewiß sollten weder Ausländer noch Inländer sich von solchen Hammeln zu Schäfchen machen lassen, sie vielmehr an ihren Worten und Taten erkennen und mit Verachtung verfolgen, mithin um die Partei, die einen braunen Nobelpreisträger und einen Kandidaten aufbietet, der im Igel-Mecki-Ähnlichkeitswettbewerb durchgefallen ist, schon aus Selbstschutz vor den Zumutungen von Clowns und Zwiebelschälern einen weiten Bogen machen. An Cem Özdemir („Was möchten sie gerne sein? Das Badewasser einer schönen Frau“), dem penetrant schwäbelnden Türkenklon von der politischen Konkurrenz kann man schließlich erkennen, was herauskommt, wenn aus einem Quoten-Ausländer ein Grüner oder Sozialdemokrat wird. Weil aber doch gerade die besseren Deutschen gegenüber Ausländern dezidiert nicht in Leitungsfunktion auftreten wollen – außer im Betrieb oder im Büro, versteht sich – weil sie ihnen gegenüber vor Respekt schier platzen und vielleicht schon deshalb dafür sorgen, daß die eigenen Kinder nicht in die Fichtelgebirgsgrundschule oder Eberhard-Klein-Oberschule gehen, fragt sich schon, vor wem Björn Eggert eigentlich so beherzt warnt.

Die positive Botschaft auf dem Plakat des roten Björn bleibt scheinbar ganz allgemein: „Für mich ist es selbstverständlich, daß jeder seinen eigenen Weg ge­hen kann.“ Das ist kein lautes Denken, sondern schlichtes Leisetreten und verhilft ei­­nem Juso aus Kreuszberg in Berlin nicht zum besonderen Profil. Die Zutat auf die es ankommt, der Stinke­finger, der von links unten Richtung Bild­mitte ragt, sagt mehr als in Wor­te zu packen erlaubt ist: Jedem sein eigener Weg! Der des Ausländers, der in Berlin-Kreuzberg ganz mehrheitlich tür­kischen

und arabischen Hintergrundes ist, führt solcher Darstellung zufolge offensichtlich und unausweichlich über landsmannschaftlich organisierte Zurichtungen zum ewigen Selbstausschluß, des­­sen Kraft und Herr­­lichkeit das Minarett identitätsstiftend verbürgt und der sich im selbst­be­wuß­ten Bescheidwissen, daß die deut­sche Feuerwehr Türken brennen sehen will, artikuliert. Der Weg des autochthonen Kreuzberg-Deutschen dagegen, der den Durchgefallenen ständig Respekt zeigt, ist eben­falls vorgezeichnet. Er führt über Oberstufenzentren zur Universität und von dort unter anderem in Tätigkeitsfelder, die der fürsorglichen Verwaltung einer Unterschicht gewidmet sind, der man alles gönnt, nur nicht, besser zu sein als man es selber ist. Solange sich die nachwachsenden Migrantenkinder zu Freiheitskämpfern vom Schlage des 23-jährigen Mehmet S. entwickeln, der den Mythos vom rassistisch verfolgten Migrantenkollektiv genau dann hochhält, wenn zwei 12-jährige wegen versuchten Raubs gefaßt werden und aus der Eberhard-Klein-Oberschule nach 10 Schuljahren nur eine Minderheit ausreichende Kenntnisse für die Aufnahme einer Lehre erwirbt, kann bezüglich des zu wehrenden Feindes, nämlich besserer Deutscher türkischer Herkunft in Beruf und Karriere, Entwarnung gegeben werden. Das ist nun mal nicht deren Weg, dazu soll keiner sie machen, schon gar nicht sie selber. Ihre Kinder sind längst dazu verdammt – abgesehen von der Verächtlichmachung jener wenigen bedauernswerten deutschen Unterschichtskinder, deren Eltern es aus Unwissenheit oder Desinteresse versäumt haben, sie in eine andere Schule zu schicken als die Fichtelgebirgsschule eine ist – als Verlierer, deren hoffnungslose Zukunft das Minarett und seine Bannerträger in den Wahlvereinen antirassistischer Deutscher verbürgen, sich als Christ und Schweinefresser gegenseitig zu beschimpfen.

Kreuzberg ist nicht Neukölln, Moabit oder Wedding. Ähnlichkeiten bestehen nur an den Schulen, auf die kaum ein christlich-deutsches Kind mehr geht und von denen hoffentlich die jüdischen Annes bald genommen werden. Die Jugendrichterin Kirsten Heisig erklärt gegenüber dem Tagesspiegel (23.11.) was sich dort tut, wo deutsches Kreativpersonal nicht leben will, weil den eigenen Wegen seiner Protagonisten und mehr noch dem ihrer Kinder recht enge Grenzen gesetzt werden würden. „Es sind vor allem die türkischen und arabischstämmigen Jugendlichen, die vermehrt Gewaltdelikte begehen. Diese Straftäter vergiften die Atmosphäre in ihrem Kiez, auch zum Nachteil der angepaßt lebenden ausländischen Familien. Die jugendlichen Opfer, überwiegend deutsche, haben inzwischen so eine Art Resignation entwickelt und sagen: ‚Dagegen können wir nichts machen. Die Gewalt gehört zu unserem Alltag dazu.‘ (...) Wir stellen bei den Gewalttätern seit einiger Zeit eine unverblümte Deutschenfeindlichkeit fest. Da werden Mädchen beleidigt, angefaßt, getreten und in den Akten liest man dann auch immer: ‚Deutsche Schlampe!‘ So etwas ist mir früher überhaupt nicht untergekommen, außer im Zusammenhang mit deutschen Tätern und Ausländerhaß.“ Jugendrichter Günter Räcke: „Scheiß-Christ, Schweinefleischfresser – das sind Begriffe, die richtig in Mode sind. Neulich ist uns von einer Schule berichtet worden, wo ein Eingang von den Schülern inoffiziell nur für Türken und Araber reserviert wurde. Da durften die deutschen Schüler nicht durch. Als ein Kind gegen eine der Regeln verstieß, wurde das Mädchen mit Kopulationsbewegungen an die Wand gedrückt und es wurde ihm gedroht: ,Du darfst deinen Blick nicht heben. Eine deutsche Schlam­pe darf mich nicht angucken.’“ (Ebd.) (3) Doch wer würde sich schon im Moabiter Beussel-Kiez, in der Umgebung der Weddinger Koloniestraße oder in Neukölln innerhalb des S-Bahn-Rings niederlassen, wo die geschilderten Zustände zwar immer noch die Ausnahme sind, aber mit einer starken Tendenz zur Regel? Die es dort trifft – Deutsche wie Türken –, denken nicht laut nach. Sie sind verschüchtert, ohne Lobby und wenig kreativ und wollen eigentlich nur raus – um ihren eigenen Weg zu gehen.

Bessere Deutsche gegen deutsche Leitkultur

Im Wrangelkiez, aber auch gleich hinterm Görlitzer Park, wo man seine Stimme für Björn Eggert abgeben konnte, ist Mehmet S. längst Kulisse. Er und die seinen werden dem attraktiven Kiez für bessere Deutsche als sie es je werden können, mit seinen steigenden Mieten und für sie unzugänglichen Freizeitangeboten nicht ihren Stempel aufdrücken. Dazu sind sie (zum Glück) zu wenige und eine Sicherheitspartnerschaft aus Kiezmanagement und Polizei verhindert Schlimmeres. Leute türkischer Herkunft, die sich dem Diktat aus Moschee, Straßengangs und Multikultiverwaltung nicht unterwerfen, die ihre Kinder fördern und nicht der Straße, dem Fernseher oder dem Koranunterricht überantworten, sind längst in andere Bezirke abgewandert oder sorgen doch für einen weiten Schulweg ihrer Kindern in eine bessere Schule. Ihre Kinder sind Aufsteiger wie sie selbst, auch wenn es ihnen als Eltern praktisch häufig nicht oder nur teilweise gelungen ist. Ihre Kinder, so hoffen sie und daran arbeiten sie, werden es als eine dritte Generation migrantischen Hintergrundes in die mittleren und irgendwann einmal oberen Etagen der deutschen Gesellschaft schaffen. Weil sie so beschämend wenige sind – beschämend für die ihren Kindern gegenüber so achtlose Community, aus der sie kommen und noch beschämender für eine antirassistisch gestimmte Mehrheit besserer Deutscher, die ihnen migrantische Kultur statt Deutsch, Kampfsport statt Mathematik und Islam statt Zivilisation beibringen will – wird man sie vorerst tolerieren und sogar fördern, wie man Exoten eben fördert. Den Zorn der Wähler jener vier formidablen Parteien, die es im Wrangelkiez auf bis zu 90% der Erststimmen gebracht haben, werden sie sich dann zuziehen, wenn nicht mehr ausnahmsweise Celil dem Sebastian Georg Trakls Gedichte erklärt und Marie das Abitur nur noch dank Gülistans Nachhilfe schafft. Wenn es ihrer mehr werden sollten, wird man sich an Björn Eggerts Botschaft, „für mich ist es selbstverständlich, dass jeder seinen eigenen Weg gehen kann“ erinnern, laut nachzudenken beginnen und zum Selbstschutz gegen Türken, die sich als Selbsthelfer in einer feindlichen Umgebung kraft Fleiß, Bildung und Gesittung in Schule, Universität, Beruf und schließlich Öffentlichkeit einfach durchsetzen, nach einem Leithammel rufen, der ihnen ihren türkischen Weg zeigt.

Doch daß es so weit erst gar nicht kommen wird, dafür haben Kiezpolitiker vom Schlage eines Björn Eggert längst vorgesorgt. Der droht schon gar nicht mehr nur mit der Moschee, die erste ist schließlich schon fast fertig und steht prächtig beleuchtet in seinem Wahlkreis gleich am Görlitzer Bahnhof, allen Türken, die einmal bessere Deutsche werden wollen, als skrupellose Politkarrieristen mit SPD-Parteibuch es sind, zur Warnung. Und damit auch das Revier von Mehmet S. seine charakteristische Markierung bekommt, entsteht dort, wo der 16-jährige Verlierer aus der Eberhard-Klein-Oberschule mittags seinen kleinen Bruder trifft, der in der Fichtelgebirgsgrundschule keine Chance bekommt, genau dort, wo 12-jährige Intensivstraftäter von ihren älteren Brüdern dem Zugriff der Polizei entzogen und Feuerwehrleute gehindert werden sollten, Leben zu retten, in jenem Kiez, in dem man zu 90 % links gewählt hat, an der Falckensteinstraße Ecke Wrangelstraße, der nächste islamische Sakralbau.

Übrigens hat Björn Eggert am 17.9.06 das Direktmandat dann doch nicht gewonnen, das ging wie überall in Kreuzberg an die Partei, die seit bald 30 Jahren noch erfolgreicher daran mitarbeitet, den nicht nur Kreuzberger Türken das Leben zur Hölle zu machen, als die SPD es schon tut: Die Grünen.

Justus Wertmüller (Bahamas 51-2006/07)

 

 

Hier auch die in der Druckversion fehlenden

Anmerkungen:

1) Zu den Gerüchteschmieden gehörte damals auch der Jungle-World-Autor Deniz Yücel, der in einem am 21.5.05 in der taz (Berlin-Seiten) erschienen Artikel alle mögliche Nachbarn mit himmelschreienden Verdächtigungen zu Wort kommen ließ. Den entscheidenden Hinweis, den er selber gegeben hat, daß nämlich die Feuerwehr nach eigenen Aussagen fünf Minuten nach dem Alarm „in einer Superzeit“, sprich fünf Minuten nach Benachrichtigung mit Löschfahrzeugen vor Ort war, wollte er nicht qualifizieren. Entweder hat die Feuerwehr gelogen, mithin die Einsatzleitung die gesamte penible Dokumentation von der Aufzeichnung des ersten Alarms über das Ausrücken der Fahrzeuge bis hin zum auf die Sekunde genau festgehaltenen Eintreffen gefälscht, oder die Nachbarn haben einfach Unsinn erzählt. Yücel ließ beides gleichberechtigt nebeneinander stehen. Weil nichts für das Vorliegen eines Mordes durch Unterlassen sprach, wäre das haltlose Geschwätz der Anwohner in gut ideologiekritischer Art als kollektive Paranoia und peinliche Selbststilisierung als ewiges Opfer zurückzuweisen gewesen. Schließlich ist Deniz Yücel ja nicht der antirassistische Quotentürke der taz.

2) Zugegeben: Es gibt noch fünf weitere Stimmbezirke im Wrangelkiez, in denen das Wahlergebnis geringfügig weniger links ausgefallen ist. Für 75% plus hat es allemal gereicht.

3) Das unter dem Titel „zivilisatorische Standards gelten nicht mehr“ veröffentlichte sehr ausführliche Interview mit den Richtern ist in seiner Eindringlichkeit beeindruckend und unbedingt lesenswert.

SPALTE3-AKTUELL-RUBRIK

SPALTE3-AKTUELL-DATUM


SPALTE3-AKTUELL-TITEL


SPALTE3-AKTUELL-TEXT

Frühere Aktivitäten sind im Aktuell-Archiv aufgeführt. Dort gibt es auch einige Audio-Aufnahmen.


Zum Aktuell-Archiv

Alle bisher erschienenen Ausgaben der Bahamas finden Sie im Heft-Archiv jeweils mit Inhaltsverzeichnis, Editorial und drei online lesbaren Artikeln.


Zum Heft-Archiv

Reprint Band 2

A1 Plakat

Für Israel

gegen die postkoloniale

Konterrevolution

Zum Shop

Reprint Bände

Reprint Bände

Nachdruck von

jeweils 10 Heften

Zum Shop

Buch von Justus Wertmüller

Verschwörungen

gegen das

Türkentum

218 Seiten, 15 €

Zum Shop

Bahamas Stofftasche 38 x 40 cm

Stofftasche

38 x 40 cm

Zum Shop

Ansteckbutton 25 mm

Ansteckbutton

25 mm

Zum Shop