sehr geehrte damen und herren von der bahamas, für unser ard-magazin"polylux" produzieren wir einen beitrag über die neue deutsche welle despatriotismus, die - nicht zuletzt angesichts der kommenden wm - auch diedeutsche jugend zu erfassen scheint. man traut sich wieder. in unseremstück kommen einige deutschland-begeisterte jugendliche zu wort, sowie derfeuilleton-chef des spiegel, matthias matussek, der sich in seinem buch"wir deutschen" über die neue unverkrampftheit freut. das kann nichtalles sein. deshalb sind wir auf der suche nach leuten, die einedeutschland-kritische position vertreten. daher wenden wir uns an sie. falls sie bedenken gegen unser magazin aufgrund der "trutz hardo"-affairehaben sollten: dieser beitrag beruht auf einem schweren recherchefehler,den wir zutiefst bedauern. in keiner weise haben wir bewusst einenantisemiten ins programm heben wollen. wenn sie fragen zu dieser sachehaben, stehe ich ihnen gerne rede und antwort. wenn sie sich vorstellenkönnen, ein interview mit uns zu führen, würde ich mich sehr freuen.leider senden wir schon am donnerstag, so dass wir das interview schon amdienstag, spätestens mittwoch machen müssten. ich danke ihnen sehrherzlich für die aufmerksamkeit und hoffe auf eine positive rückmeldung. mit freundlichen grüßen XX redaktion polylux - - tel: 030240 896 22 fax: 030 240 896 26 Sehr geehrter Herr, Sie können es offensichtlich nicht glauben, daß weder diese Redaktion nochandere von Ihnen als antideutsch ausgemachte Gruppen und EinzelpersonenWert darauf legen, mit Ihrem Magazin etwas zu tun zu haben (und das nichtwegen Ihres immerhin schuldbewußt eingestandenen Griffs in die brauneTonne in Sachen Trutz Hardo), und versuchen deswegen seit Wochen zwischenBerlin und Hamburg und zurück per Telefon und Mail rechtschaffene Leute inder Redaktionsarbeit zu stören oder um die Sonntagsruhe zu bringen. In derHoffnung, daß danach endlich Ruhe sein wird und in der Überzeugung, daßSie in Zukunft für Ihren Kampf gegen den neuen Nationalismus willigeKombattanten finden, sei Ihnen versichert: Die Redaktion Bahamaskooperiert nicht mit Leuten, die stolz darauf sind, in innovativenBerliner Stadtmagazinen ihre Gesellenjahre absolviert zu haben und dieSüddeutsche Zeitung für Deutschlands beste Tageszeitung halten. Sieverachtet grundsätzlich ein akademisch gebildetes Geschlecht, dasirgendetwas Kreatives mit Medien machen will und zwischenBerlin-Prenzlauer Berg, Hamburg-Eimsbüttel und München-Neuhausen sichjedenfalls darin einig ist, daß George W. Bush und Mahmoud Achmadinedschadzwei Seiten einer friedensbedrohenden Medaille seien; ein Geschlecht, dasin den Mordbrennern aus den Pariser Banlieues die neuen Kolonisiertenentdeckt und in der Berliner Volksbühne Theaterkunst auf der Höhe der Zeit,das mit innerster Anteilnahme für antisemitische Täter „Paradise Now“konsumiert und im „Vorleser“ von Bernhard Schlink ein Meisterwerk entdeckthat, das ebenbürtig neben den Büchern Primo Levis stehe. Die RedaktionBahamas ist davon überzeugt, daß weniger irgendwelche idiotischenJugendliche, die Deutschland irgendwie geil finden, das Problemdarstellen, sondern ausgewiesene Europäer, die jeden Nationalismusgeißeln, um endlich unbekümmert über Israel herziehen zu dürfen, diemasochistisch genug sind, sich bei Werner-Herzog-Filmen zu Tode zulangweilen, weil nur deutsches Autorenkino aus Amerika geeignet ist, ihrenganzen Haß auf die Vereinigten Staaten auf Weltniveau zu bündeln und diefür jeden islamischen Faschisten und andere Freunde des Propheten eingroßes Herz haben, niemals aber eine schöne Karikatur diesesfrühmittelalterlichen Warlords zustimmend präsentieren würden; daß alsojener Menschenschlag, aus dem sich die Redaktion Polylux genauso rekrutiertwie ihre Gemeinde, die eigentliche Generation Deutschland darstellt, aufdie schon deshalb mit Abscheu gedeutet werden muß, weil sie sich in allerpazifistischen und multikulturellen Unschuld an der Rechtfertigung derErmordung Hatun Sürücüs und Theo van Goghs, um nur zwei prominenteOpfer eines europäischen Bündnisses mit den Vollzugsorganen derislamischen Barbarei zu benennen, schuldig gemacht haben.Damit bei Ihnen nicht der – gänzlich unbeabsichtigte – Eindruck entsteht,die Redaktion Bahamas sei unkooperativ oder gar elitär und nicht amGelingen Ihres Beitrags über den neuen Nationalismus in Deutschlandinteressiert, sei auf das entscheidende Stichwort hingewiesen, unter demSie auf theoretisch versierte Deutschland-Kritiker stoßen, die sogar etwasKreatives mit Medien machen und Ihnen garantiert und jederzeit zumInterview zur Verfügung stehen: Es ist der popkulturelle Zusammenschluß „Ican’t relax in Deutschland“. Darin sind durchwegs Leute vertreten, dieihnen bestimmt auch menschlich näher stehen als die Redakteure derBahamas, die sich zum Dank für den Tipp auch im Namen von Freunden inHamburg nur eines ausbedingen: Für alle Zukunft in Ruhe gelassen zuwerden. Berlin, den 27.02.2006, Redaktion Bahamas
Frühere Aktivitäten sind im Aktuell-Archiv aufgeführt. Dort gibt es auch einige Audio-Aufnahmen.
Alle bisher erschienenen Ausgaben der Bahamas finden Sie im Heft-Archiv jeweils mit Inhaltsverzeichnis, Editorial und drei online lesbaren Artikeln.