Vortrag und Diskussions, am 6.6.2007, 19:00 Uhr, Berlin
Zum antikapitalistischen
Kameradschaftstreffen in Heiligendamm
Ein Beitrag zur
Demobilisierung
Vortrag von Justus Wertmüller,
Redaktion Bahamas
Die (radikale) Linke ist hässlich. In ihren Händen verkehrt sich Kritik ins
Bekenntnis trivialer Seelen, jede schriftliche Äußerung in Propaganda aus
dritter Hand und Sprache in einen fiesen Jargon. Sie weiß von sich selbst kaum
mehr als dass man sich irgendwie im Widerstand gegen Systeme, Strukturen und
Herrschaftsverhältnisse befände, die sie nicht bestimmen kann. Ihre
Elendsumzüge im Zeichen von Antifa und Noglobal, Antirassismus und irgendetwas
mit Gender, auf denen schreckliche Wursthaarträger ihre beispiellose
Kreativität zur Schau stellen, androgyne Antifaburschen oder -mädchen die
neueste Turnschuh- und Kapuzenpullikreation auftragen, und Quotenmigranten ein
Herz für fiese Kulturen und Religionen einfordern, vermögen noch nicht einmal
die Teilnehmer zu begeistern, geschweige denn irgendwelche Passanten.
Und doch bleibt sie gefährlich und ist zurecht auch weiterhin Objekt ständiger
Beobachtung durch den Kritiker. Nicht weil das „Who is who?“ von Belang wäre,
die Protagonisten sind austauschbar und banal, sondern weil die je verkündete
Losung, strategische Orientierung und praktische Mobilisierung manchen
Aufschluss darüber gibt, wohin die Mehrheit in diesem Land treibt. In diesem
Jahr geht es gegen den G8-Gipfel in Heiligendamm. Die Mobilisierung wird wenig
erfolgreich sein, die Mecklenburger Einöde lädt nicht so recht zum Protest ein.
Wer aber warum ausgerechnet gegen dieses harmlose und belanglose Stelldichein
von Staats- und Wirtschaftsfunktionären aufruft, ist dennoch von Belang. Auf
die Straße oder besser auf die nicht nur wegen Regenmangels braune Wiese lädt
ein breites Bündnis nationaler Sozialisten, das von der PDS bis zur NPD von den
globalisierungskritischen Gemeinschaften bis zu den originalen
Kameradschaften,von der Jungen Freiheit bis zur Jungen Welt reicht.
Dabei wird es zu keiner Vereinigung in Freundschaft und Toleranz von Nazis und
Linken kommen. Die Linken werden die Nazis im Gegenteil in dem Maße wie sie
ihnen immer gleicher werden, nur umso mehr hassen, und auch eine wirkliche
Stärkung der Massenbasis von NPD und Kameradschaften steht nicht zu befürchten.
Auf dem Feld, wo Linke und Nazis um den gleichen Kuchen streiten, die angemaßte
Führerschaft über vom Kapitalismus „betrogene“ und „enttäuschte“ Massen, wird
für beide Avantgardebewegungen wenig zu gewinnen sein, für die
Globalisierungskritiker in Amt und Würden dafür desto mehr. Das politische und
publizistische Establishment hat schon lange gelernt, von den hässlichen
Struppis aus der Protestbewegung zu lernen, woher der Wind weht, und sie setzen
Segel. Für aus dem Herzen kommenden Antisemitismus braucht man nicht die Junge
Welt, das machen Rupert Neudeck oder Peter Gauweiler viel effizienter. Der Hass
auf Amerika und Israel wird vom Auswärtigen Amt diskret aber beständig
bedient,und für die offene Propaganda gegen beide Länder sind Deutschlands
bildende Künstler, die Filmschaffenden und das Feuilleton zuständig. Sie alle
lernen von den Mobilisierungen auf Mecklenburgs braune Wiesen, wo noch
Nachholbedarf ist, welche Radikalisierung der öffentlichen Meinung und der
praktischen Politik zur Befriedigung der Bedürfnisse von Deutschlands
Antikapitalisten gefragt ist.
Die Linke ist genauso hässlich wie Schicksalsgemeinschaften, deren tiefster
Wunsch eine große nationale Aussprache aller Deutschen ist, eben sein müssen:
abgrundtief.
Vortrag und Diskussions, am 6.6.2007, 19:00 Uhr, Max und Moritz, Oranienstraße 162, Berlin
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