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Vortrag und Diskussion

 

Männer (Alb) Träume

Mann-männliche Sexualität und Schwulenverfolgung im Nahen Osten

 

Die arabisch-islamischen Gesellschaften des Nahen Ostens sind homosexuelle Gesellschaften. In einem Zustand der Geschlechterapartheid ist mann-männliche Sexualität die logische Konsequenz und gebiert gesellschaftlich akzeptierte formen homosexueller Beziehungen: ein in jeder Hinsicht attraktives Ziel für schwule Sextouristen, die bereit sind hinzunehmen, daß sie von der brutalen Unterdrückung der Frauen profitieren. Solche Zustände haben nicht nur Ikonen der Schwulenbewegung wie Jean Genet oder Michel Foucault denen der säkularen westlichen Gesellschaften vorgezogen, die manifest Homosexuellen die Notwendigkeit, eigene Subjektivität auzubilden, zumuten. Genau diese Subjektivität ist Anlaß für die Schwulenverfolgung in islamischen Ländern – sie steht dort für dieselbe Gefahr wie der zionistische Staat und westliche Frauenemanzipation: daß die Emanzipation des oder der einzelnen die Bedingung für die Emanzipation aller sein könnte.

Solches Unbehagen vor ausgelebter Individualität oder auch nur der Forderung danach, bringt im nahen Osten Schwule und Lesben in Lebensgefahr und zwingt sie in den Untergrund oder in die Emigration. Im freien Westen rumort ein durchaus verwandtes Gefühl des Überdrusses mit der Lust und der Last als notwendig bürgerliches Individuum bestehen zu müssen. Auch hier macht sich ein Heimweh nach scheinbar konfliktfreien Zeiten, in denen der einzelne nichts das Kollektiv dagegen alles war, bemerkbar. In der Verherrlichung angeblich freier Homosexualität im „vorkolonialen“ Orient durch linke schwule „Experten“ liegt nicht nur die Beschönigung und manchmal sogar die Leugnung zunehmender homophober Gewalt aus den islamistischen Communities in Berlin und anderswo. Solch antirassistisch getarnte Sehnsucht nach der autoritären Gemeinschaft liefert den schwulen Türken oder die lesbische Araberin dem Furor der eigenen Community aus, sie verrät zugleich die verfolgten Schwestern in Palästina und anderswo, um schließlich ohnmächtig, weil kritiklos, der nicht nur latenten Homophobie im ganz deutschen Deutschland gegenüberzustehen.

 

mit Leo Bauer (qfi, Initiative Postdamer Abkommen),

Christian Knoop (Wadi e.V.),

Tjark Kunstreich (qfi),

Justus Wertmüller (Redaktion Bahamas)

und Jan Feddersen (taz, Moderation)

 

am Donnerstag, dem 25.11.04, um 19.30

im Max & Moritz, Oranienstraße 162

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