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Im Visier des Volkszorns, neue Folge:

Antisemitischer Überfall im Infoladen Daneben

Wenn in Lichtenberg oder Marzahn ein Mensch deshalb geschlagen wird, weil er sich ausdrücklich für Israel und seine Sicherheitsinteressen ausspricht, dann verwundert das nicht. Schließlich rufen seit Monaten alle Nazinetzwerke zur Solidarität mit den Palästinensern auf und verbinden das mit der entsprechenden Hetze gegen Israel.

In Friedrichshain, dem Refugium von Berlins linksradikaler Szene, kann so etwas nicht geschehen, denkt man sich und irrt. Am 11. April dieses Jahres wurde im angeblich linken INFO-Laden Daneben in der Liebigstraße ein Mann von einem Angehörigen der autonomen Szene mit der Faust ins Gesicht geschlagen und als „Zionistenschwein“ beschimpft, weil er zu einer Gruppe gehört, die in den letzten Wochen in Friedrichshain Plakate mit der Parole „Lang lebe Israel“ geklebt hatte. Nur das Eingreifen der beiden Mitarbeiter des Infoladens konnte verhindern, daß der Angegriffene zusammengeschlagen wurde.

Daß in der autonome Szene immer mehr fanatisierte Schläger herumlaufen, die auf alles dreinschlagen, was in ihr antipatriarchales Weltbild nicht hineinpaßt ist in den letzten Monaten ausreichend bekannt geworden. Daß die gleichen Schlägertypen jetzt zur unmittelbar antisemitischen Tat übergehen, sollte allen, die in Friedrichshain und anderswo leben und einen linksradikalen Anspruch haben, sehr zu denken geben. Wenn sich solches Denken und solches Verhalten durchsetzt, dann gilt nicht nur für die Schläger, sondern auch für die Szene, die sie toleriert und teilweise unterstützt, daß sie genauso Feind jeder emanzipatorischen Bestrebung sind, wie die Nazibanden weiter östlich.

Gerade wenn es um Israel geht, sollte die Linke in Deutschland, sich ihrer eigenen Geschichte seit 1967 erinnern und vor der sich abzeichnenden Mittäterschaft bei der neuesten antisemitischen Kampagne zurückschrecken. Schließlich sind es seit mehr als 30 Jahren Linke, die in Israel nicht den Staat der Juden erblicken können, der sich einer feindlichen Umgebung erwehren muß, sondern den „Agenten des Imperialismus“ und das Zentrum des „Weltzionismus“. Es sind Linke, die den „nationalen Befreiungskampf des palästinensischen Volkes“ unterstützen und dabei stets ausgeblendet haben, mit wem und gegen wen sie sich da solidarisieren. Deutsche Linke haben über die offensichtlich unterschiedslose Mordpolitik der palästinensischen Bewegung gegen alle Juden immer hinweg gesehen. Es interessiert sie nicht, welche blutigen, antisemitischen Regime die Palästinenser mit Geld und Waffen versorgen. Sie weigern sich, den zunehmenden Terror gegen Frauen innerhalb der palästinensischen Gesellschaft zu sehen, die „unzüchtig“ gekleidet sind oder gar wechselnde Männerbekanntschaften haben. Sie übersehen, die dauernden Mordanschläge gegen Schwule und Lesben, gegen Intellektuelle und Atheisten. Sie weigern sich, die offenkundige Islamisierung der palästinensischen Gesellschaft zu kritisieren, oder die Benutzung von Kindern als Kanonenfutter, oder die brutale antisemitische Agitation.

Noch nicht einmal die offenkundige Weigerung der Arafat-Administration auf israelische Verhandlungsangebote anders als mit Terror zu antworten, macht Linke in Deutschland stutzig. Das alles ist ihnen Nebensache, es geht schließlich gegen das Böse schlechthin, gegen die Juden und ihren Staat.

Eine solche Linke würde jederzeit folgende Parolen unterschreiben: „Freiheit für Palästina, stoppt den Terror gegen das palästinensische Volk“ bzw. „für eine Welt freier Völker – Solidarität mit Irak und Palästina“. Schade nur, daß diese Losungen schon vergeben sind. Sie stammen aus dem Aufruf der NPD für eine Demo in Jena am 14.04.2001. Wie nahe man der NPD geistig schon steht, bezeugt die Tatsache, daß während des diesjährigen Ostermarsches Solidaritätsparolen mit den Palästinensern skandiert wurden und das ausgerechnet in der Oranienburgerstraße vor der Synagoge. Und vergessen wir nicht: Seit dem letzten Herbst ist nicht mehr gewiß, ob es wirklich immer Nazis sind, die die Anschläge auf Synagogen und jüdische Einrichtungen in Deutschland verüben. Bei der Untersuchung des Anschlags auf die Kreuzberger Synagoge im Oktober wurden jedenfalls antizionistische Parolen gefunden und bei der Schweigekundgebung am Abend des Anschlags hat ein vom Outfit her der autonomen zuzurechnender junger Mann (Trainingsjacke, henna-gefärbte Dreadlocks) einen Vertreter der jüdischen Gemeinde beleidigt und antisemitische Parolen gerufen. Da wundert es nicht, daß die wenigen Unterstützer Israels irgendwann einmal als Feinde ausgemacht werden, die das bekommen sollen, was gemeinhin Nazis vorbehalten ist, nämlich ein paar „aufs Maul“.

Der Schläger im INFO-Laden Daneben hat viele Freunde. Da ist der Infoladen selber, der an der schließlich gewalttätig verlaufenen Eskalierung des Szenestreits um die jüngsten BAHAMAS-Veröffentlichungen zum Thema Sexualität und Definitionsmacht an vorderster Front stand. Und da sind die vielen Besucher dieses Infoladens und anderer Szenelokalitäten in Friedrichshain. Wie Nazi-Blockwarte sind sie nachts durch ihren Kiez gezogen und haben binnen weniger Stunden hunderte Plakate von den Wänden gerissen. Plakate mit dem Motto: „Lang lebe Israel“.

Es müssen die gleichen sein, die mit den Methoden des braunen deutschen Mobs eine Veranstaltung sprengten, auf denen gegen das linke Sexualtabu gesprochen werden sollte, die wenig später mit noch übleren Methoden Kritiker des linken Antisemitismus angegriffen haben. Wenn das die Linke ist, dann muß man sie dafür angreifen wie sonst nur die Bewohner von Hoyerswerda oder Sebnitz.

 

Lang lebe Israel!

Nieder mit Deutschland!

Kein Staat Palästina!

 

Redaktion Bahamas

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