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Vortrag und Diskussion mit Horst Pankow und Justus Wertmüller

Dienstag, den 28. September 2010, 19:00 Uhr

Max und Moritz, Oranienstr. 162, Berlin-Kreuzberg

 

Bringt uns den Kopf von Thilo Sarrazin!
Warum die Kritiker Sarrazins im Unrecht und seine Thesen trotzdem verkehrt sind

„Volksheld Sarrazin“, titelt der Spiegel. Und schiebt hinterher: „Warum so viele Deutsche einem Provokateur verfallen.“ Die Sprache verrät, was in den Köpfen der deutschen Journaille vor sich geht. Die Verachtung für die Massen, die scheinbar immer nur irgendwelchen Volkstribunen hinterherlaufen und ihnen dann, wenn nicht ein kluger Kopf aus dem Hause Augstein sie auf den rechten Pfad führt, „verfallen“, beruht auf der Voraussetzung, dass es den faschistischen Mob, den die Nazis erfolgreich mobilisierten, nach wie vor gibt. Das Misstrauen der intellektuellen Elite rührt daher, dass sie ihre eigene Aufrichtigkeit nur im Gegensatz zum angeblich furchtbar rassistischen und im Kern immer schon zum Pogrom bereiten „kleinen Mann auf der Straße“ konstruieren können. So agieren sie als ständige Mahner und Warner und verdrängen doch, dass es immer schon gerade die Intellektuellen waren, die die Barbarisierung der Gesellschaft vorangetrieben haben. Der Fall Sarrazin zeigt, dass die Homogenität der Meinungen, die zur Schau gestellte Einmütigkeit „aller Demokraten“, eine Farce ist. Denn die so genannten Meinungsmacher vermögen, wenn man die breite Zustimmung zu Sarrazins Thesen abseits der politischen und intellektuellen Öffentlichkeit betrachtet, die Einzelnen kaum noch überzeugen. Zu sehr sind in den letzten Jahren die unmittelbare Erfahrung – etwa dass es nicht nur große Integrationsprobleme, sondern auch eine durchaus bedrohliche Islamisierung in Deutschland gibt – und die ideologischen Rationalisierungen der linken Elite auseinander getreten.

Gäbe es den Thilo Sarrazin nicht, die politische Klasse mitsamt ihrem linken bis linksextremen Anhang müsste ihn erfinden. An ihm kann sie wieder einmal demonstrieren, dass sie und nur sie für das Wahre, Gute und Schöne eintrete. In der derzeitigen Mobilisierung des militanten Arms der Zivilgesellschaft, der selbst ernannten „Antifa“ nämlich, gegen die Veranstaltungen mit Thilo Sarrazin z.B. im Münchner Literaturhaus drückt sich zweierlei aus: Der autoritäre und im Ernstfall auch gewalttätige Versuch, Personen, die nicht das sagen, was man von ihnen erwartet, das Rederecht zu entziehen, sowie die Unfähigkeit, sich mit der kritisierten Position argumentativ auseinanderzusetzen. Dies räumt die Antifa sogar freimütig ein: „Mit Rassisten gibt es nichts zu diskutieren.“ (http://www.antifa-nt.de/) Wäre sie in der Lage darzulegen, warum Sarrazin ein solcher sein soll, dann hätte sie durchaus Recht: Aber die „besseren Argumente“, die sie angeblich vorgebracht hat, sind gar keine, sondern nur reflexhafte Aneinanderreihungen von Denunziationen, die zu allem Überdruss noch in schlechtestem „Dummdeutsch“ (Henscheid) verfasst sind. Von „Enttäuschung“ über die Veranstalter ist da die Rede, weil diese partout nicht den dreisten (und darüber hinaus hirnrissigen) Erpressungsversuchen der Antifa nachgeben wollen.

Dass die Antifa mit ihrer Kritik an Thilo Sarrazin meilenweit vorbeischießt, zeigt die Tatsache, dass sie ihm genau dort Rassismus unterstellt, wo er schlicht Tatsachen benennt: Rassistisch sei es, wenn Sarrazin von „weniger intelligenten und integrationsunwilligen Muslim_innen“ spreche, dabei weiß inzwischen jedes Kind, dass eine große Zahl von Moslems in Deutschland sich weder nach einem gedeihlichen Zusammenleben mit den „Ungläubigen“ sehnt noch besonderen Wert auf die verwestlichte, ergo: blasphemische Bildung legt. Diese Tatsache hat nichts mit Genen zu tun, was sogar Sarrazin zu ahnen scheint, wenn er die Behauptung, eine „vererbbare Intelligenz“ sei ganz entscheidend für den Bildungserfolg, immer wieder durch den Hinweis auf die gesellschaftlich produzierte Dummheit ganzer Generationen abzustützen sucht. Dass aber die Bezeichnungen „Kopftuchmädchen“ und „Importbraut“ nicht, wie die Antifa meint, eine „Abwertung muslimischer Frauen“ von Seiten Sarrazins darstellen, sondern die real existierende, von der community und den Familien verbrochene Abwertung von Frauen zu patriarchalem Eigentum auf den Begriff bringt, wollen Freunde des Respekts vor anderen Kulturen nicht verstehen. Auch über die These, es gebe ein „jüdisches Gen“, zeigt man sich nicht minder empört als Sigmar Gabriel, Ranga Yogeshwar und Co. Es gibt seit Jahrzehnten immer wieder Forschungsergebnisse renommierter Genetiker, die tatsächlich nahe legen, dass ein größerer Prozentsatz von aschkenasischen Juden relativ zu anderen Gruppen gesehen erhebliche genetische Ähnlichkeiten aufweist, aber das gilt Alarmisten, die bei jeder falschen Gelegenheit „Wehret den Anfängen!“ rufen, als Skandal. Dabei wäre doch die entscheidende Frage, was man mit den Erkenntnissen der Wissenschaftler begründen zu können glaubt. Sarrazin hat, auch wenn die Linke das gerne hätte, zwar fälschlich gesagt, es gebe ein Juden-Gen, aber nicht, dass aus diesem automatisch ein besonderer jüdischer Charakter folge. Von daher hat die skandalumwitterte Aussage weder etwas mit Antisemitismus noch mit Rassismus zu tun.

Kurz und gut: Wäre Sarrazin der, für den die politische Klasse, die Medien, Münchner Antifas und auch viele seiner islamkritischen Verteidiger (Broder, Kelek, Giordano und andere) ihn halten, ein Kritiker der islamischen Unkultur also, man müsste sofort Partei für ihn ergreifen. Allein, es ist nicht so. Denn Sarrazins Thesen richten sich nicht gegen das System Islam, sondern gegen die Unproduktiven, deren objektive ökonomische Überflüssigkeit er als individuelle Inkarnation des kapitalistischen Verwertungsimperativs schonungslos ausspricht. Dass das gesellschaftliche und weltanschauliche System Islam durch seine Geschlechterapartheid und seine menschenfeindliche Unterdrückung des Intellekts diese Unproduktivität in besonderem Maße fördert, weshalb der Anteil der Moslems am Heer der Überflüssigen deutlich überproportional ist, wollen nur wenige wahrhaben. Anstatt diesen Zustand zu denunzieren, verlegt sich auch Sarrazin darauf, ihn zu ontologisieren, indem er behauptet, die Moslems seien kollektiv und irreversibel unnütz. Sarrazin plaudert damit die Logik der spiegellesenden, mittelständischen Eltern autonomer Münchner Antirassisten aus, die penibel darauf achten, dass ihre Sprösslinge bloß keine Problemschulen mit hohem Ausländeranteil besuchen, damit sie auch ja nicht den „Unproduktiven“ zugeschlagen werden. Die Viertel, in denen sie leben, sind hier – anders als in Berlin oder Köln – sowieso weitgehend ausländerfrei, „Kopftuchmädchen“ kennt man hier nur aus dem Fernsehen. Die vom Islam Unterdrückten werden auf- und den communitys preisgegeben. Indem die Politiker und ihre Lautsprecher sich alle „islamophoben“ Äußerungen verbitten, zementieren sie die gesellschaftliche Segregation und fördern die Islamisierung.

Das Schicksal von Türken oder Arabern, die man gelernt hat, „Muslim_innen“ zu nennen, als ob der Genderquatsch auch nur irgendeinen türkischen Schwulen oder ein arabisches Mädel vor dem Zugriff ihrer Väter, Brüder und Ehemänner schützen würde, ist den linken Gegnern Sarrazins also vollkommen egal. Die simple Tatsache, dass sich im Kapitalismus der Wert des Menschen über den Tauschwert der Ware Arbeitskraft definiert, von Ideologen wie Sarrazin treffend, wenn auch affirmativ als „Produktivität“ bezeichnet, erscheint ihnen vor allem deswegen als Zumutung, weil sie selbst nichts leisten außer in öden Uniseminaren cultural und gender studies zu pauken, die sie rationalisierend als kritische Theorie ausgeben. Dass es nicht wenige Türken und Araber gibt, die sich nicht nur gerne bilden (und darunter mehr als die Erlernung pseudorevolutionären Jargons verstehen), sondern sogar mehrwertproduktiv arbeiten würden, denen aber die Möglichkeiten dazu ständig von einer barbarischen Kultur und deren Protagonisten verbaut werden, mag man in „lohnarbeitskritischen“ Kreisen nicht gerne denken. Man will und kann nicht begreifen, dass gerade im Spätkapitalismus die Lohnarbeit, so sehr sie ihn in ökonomischer Abhängigkeit fesselt, dem Einzelnen auch die Möglichkeit verschafft, sein Leben jenseits von patriarchaler und unmittelbar staatlicher Bevormundung zu leben. Dass ein Arbeitsplatz, an dem man zur Akkumulation von Mehrwert beitragen kann, eben nicht nur Ausbeutung und Herrschaft bedeutet, sondern den Einzelnen im besten Falle zugleich befähigt, sich selbst als eigenverantwortliches und gesellschaftliches Subjekt wahrzunehmen anstatt als Funktionsträger einer türkischen oder sonst wie islamischen Gemeinschaftsidentität, wäre der kritische Kern, den man gegen Sarrazin aus dessen Thesen herausschälen müsste. Zu diesem Zwecke laden wir alle, die von Erklärungen genug haben, in denen im schlimmsten Politikersprech einer Claudia Roth von „Empörung“ die Rede ist, und sich lieber der kritischen Analyse der Wirklichkeit widmen wollen, am 28.09. 2010 zum Vortrag von Horst Pankow und Justus Wertmüller ein.

 

Vortrag und Diskussion mit Horst Pankow und Justus Wertmüller

Dienstag, den 28. September 2010, 19:00 Uhr

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