Vortrag
und Diskussion mit Justus Wertmüller (Berlin)
Donnerstag,
den 30. September 2010, 19:30 Uhr
"Laab", Senftlstraße 9, München-Haidhausen
Das Laab ist zu erreichen mit der S-Bahn bis Rosenheimer Platz. Von dort sind es 5 Minuten Fußweg oder eine Haltestelle mit der Tram 15 oder 25 Richtung Grünwald.
Eine Veranstaltung der Gruppe Monaco / Verein freier Menschen AO
Der
Sarrazin-Komplex
Warum die Kritiker Sarrazins im Unrecht und seine Thesen trotzdem
verkehrt sind
„Volksheld
Sarrazin“, titelt der Spiegel.
Und schiebt hinterher: „Warum so viele Deutsche einem Provokateur verfallen.“
Die Sprache verrät, was in den Köpfen der deutschen Journaille vor sich geht.
Die Verachtung für die Massen, die scheinbar immer nur irgendwelchen
Volkstribunen hinterherlaufen und ihnen dann, wenn nicht ein kluger Kopf aus
dem Hause Augstein sie auf den rechten Pfad führt, „verfallen“, beruht auf der
Voraussetzung, dass es den faschistischen Mob, den die Nazis erfolgreich
mobilisierten, nach wie vor gibt. Das Misstrauen der intellektuellen Elite
rührt daher, dass sie ihre eigene Aufrichtigkeit nur im Gegensatz zum angeblich
furchtbar rassistischen und im Kern immer schon zum Pogrom bereiten „kleinen
Mann auf der Straße“ konstruieren können. So agieren sie als ständige Mahner
und Warner und verdrängen doch, dass es immer schon gerade Intellektuelle
waren, die die Barbarisierung der Gesellschaft vorangetrieben haben. Der Fall
Sarrazin zeigt, dass die Homogenität der Meinungen, die zur Schau gestellte
Einmütigkeit „aller Demokraten“, eine Farce ist. Denn die so genannten
Meinungsmacher vermögen, wenn man die breite Zustimmung zu Sarrazins Thesen
abseits der politischen und intellektuellen Öffentlichkeit betrachtet, die
Einzelnen kaum noch zu überzeugen. Zu sehr sind in den letzten Jahren die
unmittelbare Erfahrung – etwa dass es nicht nur große Integrationsprobleme,
sondern auch eine durchaus bedrohliche Islamisierung in Deutschland gibt – und
die ideologischen Rationalisierungen der linken Elite auseinander getreten.
Gäbe
es den Thilo Sarrazin nicht, die politische Klasse mitsamt ihrem linken bis
linksextremen Anhang müsste ihn erfinden, nur um ihn danach umso heftiger vom
Sockel zu stoßen. An ihm kann sie wieder einmal demonstrieren, dass sie und nur
sie für das Wahre, Gute und Schöne eintrete. In der derzeitigen Mobilisierung
des militanten Arms der Zivilgesellschaft, der selbst ernannten „Antifa“ nämlich, gegen die Veranstaltung mit Thilo Sarrazin
im Münchner Literaturhaus drückt sich zweierlei aus: Der autoritäre und im
Ernstfall auch gewalttätige Versuch, Personen, die nicht das sagen, was man von
ihnen erwartet, das Rederecht zu entziehen, sowie die Unfähigkeit, sich mit der
kritisierten Position argumentativ auseinanderzusetzen. Dies räumt die Antifa sogar freimütig ein: „Mit Rassisten gibt es nichts
zu diskutieren.“ (http://www.antifa-nt.de/)
Aber sie ist nicht einmal in der Lage darzulegen, warum Sarrazin ein solcher
sein soll, denn die „besseren Argumente“, die sie angeblich vorgebracht haben
will, sind gar keine, sondern nur reflexhafte
Aneinanderreihungen von Denunziationen, die zu allem Überdruss noch in bestem
„Dummdeutsch“ (Henscheid) verfasst sind. Von
„Enttäuschung“ über die Veranstalter ist da die Rede, weil diese partout nicht
den dreisten (und darüber hinaus hirnrissigen) Erpressungsversuchen der Antifa nachgeben wollen.
Dass
die Antifa mit ihrer Kampagne gegen Thilo Sarrazin
meilenweit vorbeischießt, zeigt die Tatsache, dass sie ihm genau dort Rassismus
unterstellt, wo er schlicht Tatsachen benennt: Rassistisch sei es, wenn
Sarrazin von „weniger intelligenten und integrationsunwilligen Muslim_innen“ spreche, dabei weiß inzwischen jedes Kind,
dass eine große Zahl von Moslems in Deutschland sich weder nach einem
gedeihlichen Zusammenleben mit den „Ungläubigen“ sehnt noch besonderen Wert auf
die verwestlichte, ergo: blasphemische Bildung legt.
Diese Tatsache hat nichts mit Genen zu tun, was sogar Sarrazin zu ahnen
scheint, wenn er die Behauptung, eine „vererbbare Intelligenz“ sei ganz
entscheidend für den Bildungserfolg, immer wieder durch den Hinweis auf die
gesellschaftlich produzierte Dummheit ganzer Generationen abzustützen sucht.
Dass aber die Bezeichnungen „Kopftuchmädchen“ und „Importbraut“ nicht, wie die Antifa meint, eine „Abwertung muslimischer Frauen“ von
Seiten Sarrazins darstellen, sondern die real existierende, von der community und
den Familien verbrochene Abwertung von Frauen zu patriarchalem
Eigentum auf den Begriff bringt, wollen Freunde des Respekts vor anderen
Kulturen nicht verstehen. Auch über die These, es gebe ein „jüdisches Gen“,
zeigt man sich nicht minder empört als Sigmar
Gabriel, Ranga Yogeshwar
und Co. Es gibt seit Jahrzehnten immer wieder Forschungsergebnisse renommierter
Genetiker, die tatsächlich nahe legen, dass ein größerer Prozentsatz von aschkenasischen Juden relativ zu anderen Gruppen gesehen
erhebliche genetische Ähnlichkeiten aufweist, aber das gilt Alarmisten,
die bei jeder falschen Gelegenheit „Wehret den Anfängen!“ rufen, als Skandal.
Dabei wäre doch die entscheidende Frage, was man mit den Erkenntnissen der
Wissenschaftler begründen zu können glaubt. Sarrazin hat, auch wenn die Linke
das gerne hätte, zwar fälschlich gesagt, es gebe ein Juden-Gen, aber nicht,
dass aus diesem automatisch ein besonderer jüdischer Charakter folge. Von daher
hat die skandalumwitterte Aussage weder etwas mit Antisemitismus noch mit
Rassismus zu tun.
Kurz
und gut: Wäre Sarrazin der, für den die politische Klasse, die Medien, Münchner
Antifas und auch viele seiner islamkritischen
Verteidiger (Broder, Kelek, Giordano und andere) ihn
halten, ein Kritiker der islamischen Zustände also, man müsste sofort Partei
für ihn ergreifen. Allein, es ist nicht so. Denn Sarrazins Thesen richten sich
nicht gegen jene Zustände, sondern gegen die Unproduktiven, deren objektive
ökonomische Überflüssigkeit er als individuelle Inkarnation des
kapitalistischen Verwertungsimperativs schonungslos ausspricht. Dass das
gesellschaftliche und weltanschauliche System Islam durch seine
Geschlechterapartheid und seine menschenfeindliche Unterdrückung des Intellekts
diese Unproduktivität in besonderem Maße fördert, weshalb der Anteil der
Moslems am Heer der Überflüssigen deutlich überproportional ist, wollen nur
wenige wahrhaben. Anstatt diesen Zustand zu denunzieren, verlegt sich auch
Sarrazin darauf, ihn zu ontologisieren, indem er behauptet, die Moslems seien
kollektiv und irreversibel unnütz. Sarrazin plaudert damit die Logik der Spiegel lesenden, mittelständischen Eltern
autonomer Münchner Antirassisten aus, die penibel darauf achten, dass ihre
Sprösslinge bloß keine Problemschulen mit hohem Ausländeranteil besuchen, damit
sie auch ja nicht den „Unproduktiven“ zugeschlagen werden. Die Viertel, in
denen sie leben, sind hier – anders als in Berlin oder Köln – sowieso
weitgehend ausländerfrei, „Kopftuchmädchen“ kennt man hier nur aus dem Fernsehen.
Die vom Islam Unterdrückten werden auf- und den communitys preisgegeben. Indem die
Politiker und ihre Lautsprecher sich alle „islamophoben“
Äußerungen verbitten, zementieren sie die gesellschaftliche Segregation und
fördern die Islamisierung.
Das
Schicksal von Türken oder Arabern, die man gelernt hat, „Muslim_innen“
zu nennen, als ob der Genderquatsch auch nur
irgendeinen türkischen Schwulen oder ein arabisches Mädel vor dem Zugriff ihrer
Väter, Brüder und Ehemänner schützen würde, ist den linken Gegnern Sarrazins
vollkommen egal. Die simple Tatsache, dass sich im Kapitalismus der Wert des
Menschen über den Tauschwert der Ware Arbeitskraft definiert, von Ideologen wie
Sarrazin treffend, wenn auch affirmativ als „Produktivität“ bezeichnet, erscheint
ihnen vor allem deswegen als Zumutung, weil sie selbst nichts leisten außer in
öden Uniseminaren cultural und gender studies zu pauken, die sie
rationalisierend als kritische Theorie ausgeben. Dass es nicht wenige Türken
und Araber gibt, die sich nicht nur gerne bilden (und darunter mehr als die
Erlernung pseudorevolutionären Jargons verstehen), sondern sogar
mehrwertproduktiv arbeiten würden, denen aber die Möglichkeiten dazu ständig
von einer barbarischen Kultur und deren Protagonisten verbaut werden, mag man
in „lohnarbeitskritischen“ Kreisen nicht gerne denken. Man will und kann nicht
begreifen, dass gerade im Spätkapitalismus die Lohnarbeit einen
emanzipatorischen Charakter annehmen kann, insofern sie dem Einzelnen die
Möglichkeit verschafft, sein Leben jenseits von patriarchaler
und staatlicher Bevormundung zu leben. Dass ein Arbeitsplatz, an dem man zur
Akkumulation von Mehrwert beitragen kann, eben nicht nur Ausbeutung und
Herrschaft bedeutet, sondern den Einzelnen im besten Falle zugleich befähigt,
sich selbst als eigenverantwortliches und gesellschaftliches Subjekt
wahrzunehmen anstatt als Funktionsträger einer türkischen oder sonst wie
islamischen Gemeinschaftsidentität, wäre der kritische Kern, den man gegen
Sarrazin aus dessen Thesen herausschälen müsste. Zu diesem Zwecke laden wir
alle, die von Erklärungen genug haben, in denen im schlimmsten Politikersprech einer Claudia Roth von „Empörung“ die Rede
ist, am 30.09. 2010 zum Vortrag von Justus Wertmüller (Redaktion Bahamas)
ein.
Vortrag
und Diskussion mit Justus Wertmüller (Berlin)
Donnerstag,
den 30. September 2010, 19:30 Uhr
"Laab", Senftlstraße 9, München-Haidhausen
Das Laab ist zu erreichen mit der S-Bahn bis Rosenheimer Platz. Von dort sind es 5 Minuten Fußweg oder eine Haltestelle mit der Tram 15 oder 25 Richtung Grünwald.
Eine Veranstaltung der Gruppe Monaco / Verein freier Menschen AO
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