Vortrag und Diskussion
Dienstag, 20. November 2001
im U-Bahnhof Schlesisches Tor, Berlin-Kreuzberg
Die völkische Triple Obsession:
Antiimperialismus, „Antikapitalismus“ und Kulturalismus
Man dürfe jetzt den „Antikapitalismus nicht vergessen“, warnt nicht nur „Konkret“-Herausgeber Hermann L. Gremliza – jetzt, da sich ein anglo-amerikanischer Krieg nicht gegen eine „Befreiungsbewegung“ richtet, die wie einst in Vietnam für bessere Verhältnisse als die damals von den USA protegierte Regierung stand, sondern gegen ein Regime, das an Grausamkeit und flächendeckendem Terror auch noch die Alliierten der USA vergangener Zeiten übertrifft. Was aber ist das für ein Antikapitalismus, der in die Krise gerät, nur weil er nicht reflexartig die USA als Hort des Weltenübels verdammen kann? Der orientierungslos wird, wenn er antiwestlicher Volkskultur und ressentimentgeladener Stammesgemeinschaft keinen revolutionären Charakter mehr zuschreiben kann? Ein solcher Antikapitalismus muß schleunigst und gründlichst einer vernichtenden Kritik unterzogen werden, deren Waffen nicht zuletzt an der Analyse der nationalsozialistischen Ideologie geschärft wurden. Denn mit deren Versatzstücken – wenn sie auch modernisiert wurden, wie dadurch, daß „Kultur“ heute den Platz der „Rasse“ eingenommen hat – operiert der „Antikapitalismus“ heutiger Globalisierungsgegner wie gestriger Antiimperialisten: Alle fordern sie die Befreiung „echter“ Volkskollektive von den Zumutungen der Zivilisation; sie möchten der produktiven Arbeit zu ihrem Recht gegen die Zinsknechtschaft verhelfen.
Die Kritik an dieser Sorte „Antikapitalismus“ setzt den Kommunismus überhaupt errst wieder ins Recht, begreift sie ihn doch nicht als nationalrevolutionäre Abschaffung von Wohlstand, Gleichheit und Individualität, sondern als Entfesselung der emanzipatorischen Potentiale, die der Warentausch, die Schaffung von Überfluß seit langem sowohl begründet als auch zugleich verneint. Wie weit sich das übliche linke, „fortschrittliche“ Denken hiervon entfernt hat, wie sehr es mit antisemitischer Stereotypie gesättigt ist – das wird Gegenstand der Referate und hoffentlich auch der Diskussion sein.
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