Titelbild des Hefts Nummer 51
Die Frohe Botschaft
Heft 51 / Winter 2006
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Persilschein für die Zone

Die Friedrich-Ebert-Stiftung lügt sich Dunkeldeutschland schön.

Wenige Tage bevor Frankfurt/Oder mit seinen neonazistischen Ausschreitungen zum Jubiläum der Reichspogromnacht 1938 wieder einmal bewies, dass die östlichsten Städte des Landes zugleich auch die braunsten sind, beschäftigte eine brandneue Studie zum „Rechtsextremismus“ die Medien.(1) Ihr Tenor: Westdeutsche Rentner sind die Kerngruppe des Neonazismus, in Bayern und Baden-Württemberg ist es auf der Dorfstraße für Nicht-Deutsche viel gefährlicher als in Brandenburg oder Sachsen-Anhalt, im Süden des Landes ist der Antisemitismus ein viel größeres Problem als im Osten. Gäbe jemand im Alltag derlei von sich, dürfte man an dessen Verstand ernsthaft zweifeln und würde in etwa Folgendes entgegnen: Jaja, Schnee ist aus Zuckerwatte und die Erde selbstverständlich eine Scheibe, nicht wahr? Aber gerade Unfug dieses Kalibers, der jeder beobachtenden Erfahrung, jeder relevanten statistischen Erhebung und jeder in den letzten sechzig Jahren gewonnenen empirisch-soziologischen Erkenntnis Hohn spricht, schaffte es, unwidersprochen in sämtlichen Medien wiedergekäut zu werden (und das eben nicht nur von der obskuren Jungen Welt, die sich gierig im Interesse ihrer gefühlsostdeutschen Leserschaft auf diese Untersuchung stürzte). Der Co-Autor der bewußten Studie, Oliver Decker, äußerte sich beispielsweise gegenüber dem Deutschlandfunk am 8.11. selbstbewußt so: „Bayern hat einen Anteil an Ausländerfeindlichkeit, der genauso ausgeprägt ist, wie in Mecklenburg-Vorpommern.“ (www. dradio.de) Gerade dort, wo man an den Badeplätzen der Seen inmitten bayerischer Familien lauter türkische Bayern trifft, die sich offensichtlich wohl fühlen, wo seit vielen Jahren eine der niedrigsten Raten ausländerfeindlicher Gewalt zu verzeichnen ist, soll es zugehen wie an mecklenburgischen Seen, an deren Ufer sich aus gutem Grund kein Ausländer wagt. Auf die Nachfrage der irritierten Moderatorin, ob es nicht einen Zusammenhang „zwischen einem rechtsextremen Weltbild und dem Schritt hin zur Gewalt“ geben müsse, antwortete Decker entwaffnend: „Ja, Sie haben völlig recht, wir unterscheiden generell zwischen Einstellung und Handlung. Die Einstellung und die Handlung müssen nicht zusammenhängen.“ Zwar weiß er über rechtsextreme Gewalt: „Ja, die tritt im Osten deutlicher hervor, die ist deutlich mehr zu beobachten, allerdings muß ich dazu auch sagen, die haben wir in der Studie nicht untersucht.“ Deshalb wartet die Studie wohl auch mit so überraschenden Zahlen auf wie der, dass im Osten nur 6,6% der Erwachsenen ein „rechtsradikales Weltbild“ (Westen: 9,1%) hätten, demzufolge es also in der Zone wundersamerweise weit weniger Rechtsextreme als NPD/DVU-Sympathisanten gäbe.

So dubios solche ‚Ergebnisse‘ schon auf den ersten Blick anmuten, so nachhaltig diskreditiert ist allein schon die Auftraggeberin dieser Studie: es handelt sich um die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung, die noch vor kurzem auf einer gemeinsamen Konferenz in Beirut mit Hamas und Hisbollah über die „Lösung des Nahost-Konflikts“ nachgedacht hatte. Die von der Stiftung beauftragten Forscher sind dementsprechend fünfte Wahl und völlig fachfremd. Es handelte sich um den Mathematiker und Physiker (!) Elmar Brähler, Prodekan der Medizinischen (!) Fakultät an der Universität Leipzig, und seine Mitarbeiter Decker und Geißler, die sich ansonsten mit Gesundheitsforschung beschäftigen; die genannten Autoren haben sich bisher nur durch Veröffentlichungen über „Transplantationsmedizin“ oder „Fertilitätsstörungen“ ausgezeichnet und mussten wohl lediglich deswegen herhalten, weil sich aus der Zunft der Parteiensoziologen und Empiriker in Sachen Extremismus noch nicht einmal der Allerkorrupteste für ein Untersuchungsdesign wie das von der Friedrich-Ebert-Stiftung gewünschte und schließlich auch gewählte hergegeben hätte.

Verständlich, denn dieses hätte ihn die akademische Reputation gekostet. Auswahl, Gestaltung und Sprachstil der zentralen Fragen dieser Untersuchung zielen nämlich allein auf den verbohrten Alt-Nazi, wie er gerade im Aussterben begriffen ist: den Typus alter Mann, der seine beste Zeit bei der HJ oder im Volkssturm hatte, und der ab und an wie unter Zwang kundtun muss, dass ‚unterm Hitler‘ doch schließlich nicht alles schlecht gewesen sei. So ist es kein Wunder, daß Brähler und Decker davor warnen, „Rechtsextremismus zu einem reinen Problem der Jugend zu machen, nur (!) weil der Polizeibericht regelmäßig die Taten junger Schlägertrupps dokumentiert. ‚Jugendliche stellen nicht die größte Gruppe der Rechtextremen‚ schreiben die Experten. Vielmehr seien auffällig viele Rentner und Vorruheständler darunter.“ (Spiegel-Online, 8.11.06). Allein die Über-60-Jährigen interessieren sich nämlich für die Fragen von Brähler & Co. wie die, ob Hitler heute ohne die Judenvernichtung als ein großer Staatsmann angesehen werden würde. Ansonsten nämlich geht sie völlig an den zeitgenössischen Vorstellungen vorbei: der Nicht-Nazi hat gelernt, dass das eine nicht vom anderen zu trennen ist, der Neonazi (wie der Islamist) hingegen hält die Judenvernichtung für Hitlers größte Tat – die beiden entgegengesetzten Gruppen müssten die Frage mit „Nein“ beantworten, womit der Erkenntniswert genau gleich Null ist, aber der Propagandawert natürlich sehr hoch. Aus dem nichtssagenden Ergebnis, dass ganze zwei Prozent der Zonis Hitler auch ohne Holocaust gut finden, ergibt sich für die Forscher und die Stiftung nämlich, dass die überwältigende Mehrheit im Osten schon in Ordnung sei und nur ab und an „unter dem Gefühl der Isolation und einem niedrigem Selbstwertgefühl“ litte, wie Co-Autor Decker zum Besten gab (Welt, 9.11.2006).

Entnazifizierung des Ostens

Damit hat er das wahre Ziel der Untersuchung preisgegeben: Den Rassismus, Fremdenhass und Sozialneid, dessen exorbitantes Ausmaß im Osten (die Zustimmung zur Frage, ob Ausländer nur zur Ausnutzung des Sozialsystems nach Deutschland kämen, betrug im Osten 43,8%) nicht einmal diese Studie auch nur im Ansatz weglügen kann, zu entnazifizieren. Mit anderen Worten: so zu tun, als ob die Zonenmentalität nur schwach zum Neonazismus tendiere und wenn doch, dann nur aus sozialpädagogisch akzeptablen Gründen. Der Trick, mit dem das erreicht wird, ist einfach: man beweist nur, dass es im Osten weniger offenkundige NS-Nostalgie als im Westen gibt, und tut dann so, als ob damit belegt sei, dass es dementsprechend weniger Neonazismus gäbe. Das sorgt dafür, dass der Westen bei Fragen zur NS-Verherrlichung schlechter als der Osten abschneidet, einfach weil dieser methodischen Rosstäuscherei die jahrzehntelang eingefleischte Lebenslüge der DDR zugute kommt, nämlich Nazi-Ideologie in „Klasseninstinkt“ umzudeklarieren: Antiliberalismus, Antisemitismus, Antiamerikanismus, Antiintellektualismus, Kollektivismus und Autoritarismus der Nazi-Ideologie nämlich blieben im ostdeutschen Massenbewußtsein ungebrochen in Kraft und wurden von den Institutionen des Arbeiter- und Bauernstaates konserviert, ja sogar genutzt und gefördert, wenn auch in der Radikalität gemäßigt (DVU-Boss Gerhard Frey lobte die DDR denn auch wiederholt dafür, dass hier die Deutschen deutscher als im Westen geblieben seien). Nur die Etiketten, die auf die identischen Ressentiments draufgeklebt wurden, waren etwas verändert: Juden waren ab 1949 zwingend als Zionisten zu bezeichnen, ihre Vernichtung den mit Rat und Gerät unterstützten Arabern zu überlassen. Auch andere Namen und Bezeichnungen wurden ausgetauscht, Rasse durch Klasse ersetzt, Hitler durch Stalin, Winterhilfswerk durch Volkssolidarität, HJ durch FDJ, DAF durch FDGB.

Genau aufgrund dieser Umetikettierung verfangen die Fragen der Leipziger Medizinstatistiker denn auch hauptsächlich beim Landser-Heftchen lesenden West-Rentner: Fragen eben wie der nach dem „Führerprinzip zum Wohle aller“, nach der „Notwendigkeit einer Diktatur“, nach dem „Einfluß der Juden“, nach der „Notwendigkeit einer einzigen starken Partei, die die Volksgemeinschaft insge­samt verkörpert“. Der nicht untypische DDR-Bürger, der stets bekundet, kein Nazi zu sein, auch den Hitler nicht zu mögen, bevor er einem seinen Nazi-Sermon vor die Füße kübelt, weiß meist noch, dass „Führer“, „Volksgemeinschaft“, „Jude“ etc. verpönte Worte sind und dass er „Leiter“, „Volk“ und „Zionisten“ sagen muss, um dasselbe auszudrücken. Dieser Habitus, der allein schon das Untersuchungsdesign der Friedrich-Ebert-Stiftung und damit natürlich auch ihre Ergebnisse jeglicher Plausibilität beraubt, ist nun beileibe keine Neuigkeit für die empirische Sozialforschung, jedenfalls für die westlich des Eisernen Vorhangs. Gerade zum Autoritarismus neigende Charaktere wollen nämlich dermaßen unbedingt mit der Macht sein, dass sie auch und gerade bei der Frage nach ihrem Autoritarismus allzu offenkundig gesellschaftlich unerwünschte Antworten vermeiden, was zu eben jenem insbesondere im Osten wohlbekannten Phänomen führt, dass gerade derjenige, der dauernd und zwanghaft bekunden muss, kein Nazi zu sein, ganz sicher einer ist und mindestens insgeheim darum auch selber weiß.

Ein Befund, der von qualitativen Untersuchungen der letzten Jahre über die Beziehung zwischen Jugend- bzw. Subkulturen und neonazistischer Ideologie gestützt wird. Die weisen natürlich ostdeutsche und islamische Milieus am deutlichsten auf, da aber auch gerade solche, die sich in ihrer Selbsteinschätzung keineswegs als ‚irgendwie rechts‘ empfinden – einfach aufgrund der Tatsache, dass man sich nicht wie Skinheads kleidet und nicht deren Musik hört bzw. macht, als ob Fred-Perry-Klamotten und eine polierte Platte alles wäre, was ‚Rechts‘-Sein ausmache. Die HipHop-Crew Dissau Crime (aus Dessau) beispielsweise errang bundesweite Aufmerksamkeit mit Texten wie dem folgenden:

„Ich verfluche dieses Land und alle, die nicht hergehörn, ich werde euch zerstörn, ich hasse echt die ganze Welt. Doch noch viel mehr hasse ich das Geld, weil das an allen Ecken fehlt und in dieser scheiss Welt am meisten zählt. [...] Ich schieße mit der Flak auf das ganze Judenpack, zack – zerwichse ich die Drecksgesellschaft [...]. Ich hasse die Fuck-Homo-Welt und die ganzen schwulen Penner. Es gibt nur einen Nenner und der ist arisch, sag lieber gar nichts.“ Das Interessante an diesen widerlichen Ausbrüchen ist nur, dass sich seine Urheber keineswegs selbst für Nazis halten (und deshalb mit einiger Sicherheit vor der Leipziger Untersuchung als Nicht-Nazis dagestanden hätten), sondern sich von dementsprechender Kritik mißverstanden fühlen. Aus einem Statement der Gruppe dazu: „Keiner von uns ist auch nur ansatzweise rechtsgerichtet. Wir glauben, kein Nazi würde sich mit dieser ,nicht arischen Musik‘ Hip Hop/ Rap abgeben, deren von Weißen gequälte Geschichte durch und durch Schwarz ist!!! [...] Alle, die uns für Fascho’s halten: Fickt Euch, denn wir wären die Ersten die vergast worden wären, weil wir gegen den Strom der breiten, dummen Masse schwim­men!!! Und Ihr wärt die, die uns vergast hätten, Ihr dummen Mitläufer!!!“ (2) Dass zum psychopathologischen Potential des Nazismus jede Form kognitiver Desintegration, also die fraglose Koexistenz völlig widersprüchlicher Annahmen sogar noch im Alltagsbewußtsein gehört (hier im Beispiel u.a.: arische vs. nicht-arische Selbstklassifikation), kommt den Leipziger Statistikern ebensowenig in den Sinn wie sie es bei der Fragenformulierung berücksichtigt haben.

Wie auch, wo ihnen doch die Grundlage aller empirischen Faschismus-Forschung seit bald 60 Jahren, Adornos F(Faschismus)-Skala, offensichtlich unbekannt ist. Diese Skala ist der gelungene Versuch, solche Formen der Umetikettierung faschistischer Regungen und Einstellungen samt ihrer Projektion auf andere methodisch zu meistern, indem man zur Befragung Sätze wählt, die auf die nach 1945 gesellschaftlich verpönten Schlagworte „Hitler“, „Nationalsozialismus“, „Volksgemeinschaft“ etc. weitgehend verzichten (die Sätze sind aber natürlich zuvor darauf getestet worden, dass sie nicht nur thematisch, sondern auch statistisch mit den allgemeinen Weltansichten ausgewiesener und stolz bekennender Nazis hoch korrelieren): Schließlich bleiben Sätze übrig, die wegen ihres gemeinplätzigen Charakters politisch zunächst unverdächtig scheinen, und deshalb zu einem ‚ehrlicheren‘ Beantworten ermuntern. Es handelt sich dabei um Fragen, die sadistische Strafbedürfnisse und Gewaltverherrlichung ausloten, abergläubische und autoritäre Stereotypen von Schicksal, Vorbestimmung und Menschenrassen hervorrufen, narzistische Kränkungen und projektive Mechanismen zu Tage fördern.

Rebell und Psychopath

Liest man heute, warum und wie die F-Skala konstruiert wurde (3), wie sehr und wie fruchtbar sie Fragen aus den Bereichen „Aberglaube und Stereotypie“, „Machtdenken und Kraftmeierei“, „Destruktivität und Zynismus“, „Projektivität“ und „Übertriebene Beschäftigung mit sexuellen ‚Vorgängen’“ in den Mittelpunkt stellte, dann wird klar, dass man auch den modernen Neonazismus nur so überhaupt empirisch erfassen kann: Modern ist der nämlich insofern, als es sich um einen popkulturell verankerten, ‚erlebnisorientierten‘, auf Gewalt und Perversion setzenden Nazismus handelt, wie er sich seit den späten 1970ern in einer Mischung aus harter Rock-Musik und konformistischer Rebellion entwickelte, der nach 1989 in Ostdeutschland auf extrem fruchtbaren Boden fiel und dort zu einem vorherrschenden Verhaltensmodell wurde. Im Gegensatz zum historischen Nationalsozialismus, der viel stärker auf reaktionär-monarchistische Gepflogenheiten und Denkschablonen aus der wilhelminischen Ära Rücksicht nehmen musste, entfaltet der moderne Neonazismus frei das Syn­drom, das Adorno unter die Kategorie „Rebell und Psychopath“ fasste: „Der extreme Vertreter dieses Syndroms ist der ‚Rowdy‘ [...] Von allen Versuchspersonen sind diese die infantilsten; ihre Entwicklung ist total gescheitert, die Zivilisation hat sie nicht im geringsten zu formen vermocht. Sie sind asozial. Unverhüllt, unrationalisiert kommen destruktive Triebe zum Durchbruch. Körperliche Kraft und Robustheit – auch die Fähigkeit, ‚etwas einzustecken‘ – geben den Ausschlag. Ihre Lust zu quälen richtet sich roh und sadistisch gegen jedes hilflose Opfer; sie ist unspezifisch und fast ohne Spuren von ‚Vorurteil‘. Hier treffen wir die Strolche und Raufbolde, die Straßenlümmel und die Folterknechte und alle jene, welche die ‚schmutzige Arbeit‘ einer faschistischen Bewegung tun.“ (4) Ihre Protagonisten sind nicht mehr die verbitterten Freizeitjackenträger längst verflossener westdeutscher NPD-Parteitage, die ihre in der Jugendzeit affektiv besetzten Vorurteile meinen verteidigen zu müssen (wie es die Friedrich-Ebert-Stiftung gerne hätte), sondern beispiels­weise die Fanhorden des Chemnitzer FC, die wegen ihrer extremen Gewalttätigkeit und ihres fröhlichen Schlachtrufs „Hoo-Na-Ra“ (Hooligan-Nazi-Rassist) landesweit berüchtigt sind – auf der Polizeiwache später dann ist selbstverständlich keiner von ihnen wirklich ‚rechts‘, oft nicht einmal „auch nur ansatzweise“. Ihr Antisemitismus ist nämlich weniger der Grund für die ausgeübte Gewalt, sondern mehr eine fadenscheinige Pseudo-Rationalisierung des lustvollen, „fast ohne Vorurteile“ auskommenden Gewaltexzesses: findet dieser keine Juden als Schwache vor, so wird ihm jeder Schwache ein Jude.

Eine ernstzunehmende Studie zum Neonazismus hätte also die Beziehung zwischen Gewalt und Gemeinschaft, Sexismus und Homophobie, Verschwörungswahn und Männlichkeitskult, also die vollkommene Dezivilisierung in individueller Charakterbildung und öffentlichem Leben ins Auge zu fassen. Was eine solche Untersuchung zutage fördern würde, ahnt man schon deshalb, weil es sogar jeder nur an praktischen statt legitimatorischen Ergebnissen interessierten statistischen Erhebung gelingt, die Braun-Region schlecht­hin zu identifizieren (egal, ob es sich nun um den Bildungsgrad von Bundeswehrrekruten, die Gewaltneigung von Kleinstadtjugendlichen oder die Verteilung von Roheitsdelikten im ländlichen Raum dreht): es ist die ehemalige DDR, ins­besondere deren Nordhälfte, da, wo erst die ostelbischen Junker herrschten, dann die eine sozialistische Partei regierte, gefolgt von der anderen, und die schließ­lich das Stammland der SPD/PDS wurde – und deswegen jetzt von der Friedrich-Ebert-Stiftung einen skandalösen Persilschein erhält. Eine wissenschaftlich vertretbare Studie hingegen wie der „Thüringer Monitor“, die seit dem Anschlag auf die Erfurter Synagoge im Frühjahr 2000 jährlich mit tausend repräsentativ ausgewählten Wahlberechtigten des Bundeslandes durchgeführt wird, kommt denn auch zu einem gänzlich anderen Resümee als Brähler und Decker: „Unter den Freunden der DDR finden sich mit 40 Prozent mehr als viermal so viele Rechtsextreme wie unter denjenigen, die in einer gewissen Distanz zum alten Regime stehen. Da­rüber hinaus weisen auch die Befragten, die die ideologischen Fundamente des untergegangenen Staates unterstützen, eine überdurchschnittliche Nähe zum Rechtextremismus auf. Derartige Orientierungen gibt fast ein Viertel derjenigen zu erkennen, die den Sozialismus als Staatsidee unterstützen. Unter den Befürwortern der Verstaatlichung sind es sogar annähernd 30 Prozent.“ (FAZ, 25.11.06)

Uli Krug (Bahamas 51 / 2006)

Anmerkungen:

  1. Oliver Decker/Elmar Brähler: Vom Rand zur Mitte. Rechtsextreme Einstellungen und ihre Einflussfaktoren in Deutschland, Berlin 2006 (www.fes.de/rechtsextremismus/pdf/Vom_ Rand_zur_Mitte.pdf)
  2. Zitate aus Jan Buschboms sehr lesenswertem Text über „Weltanschauliche Berührungspunkte zum Rechtsextremismus in nicht-rechtsextremen Musikszenen“ (http://www.politische-bildung-brandenburg.de/extrem/pdf/graeben.pdf ). Die Rechtschreibung wurde unverändert aus den Quellen übernommen.
  3. Und zwar am besten in T.W.Adorno: Studien zum autoritären Charakter, Frankfurt 1995, S.40– 63 („Die Konstruktion der F-Skala“)
  4. ebda., S. 329, Hervorhebung von mir

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