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Vortrag und Diskussion in Berlin

Am 27. September 2012, um 19:00 Uhr

Chachachicas, Hasenheide 9, nahe Hermannplatz

 

Mit Thomas Maul und Justus Wertmüller

 

Hauptsache Respekt

Die Beschneidungsdebatte und ihre Nutznießer

Eine aus der Türkei stammende Mutter bringt ihren vierjährigen Jungen wegen Nachblutungen als Folge der kurz zuvor statt gehabten rituellen Penisbeschneidung in die Notaufnahme eines Krankenhauses. Angestellte des Krankenhauses stellen Strafanzeige wegen Körperverletzung. In zweiter Instanz wird der Arzt, der die Beschneidung vorgenommen hat, wegen eines unvermeidbaren Verbotsirrtums freigesprochen. Soll heißen: Das Gericht billigte dem Arzt zu, nicht gewusst haben zu können, dass seine Handlung den Tatbestand der Körperverletzung erfüllt.

Seither diskutiert ganz Deutschland über die Juden. Und das nicht, weil unverbesserliche Antisemiten die Stimmung anheizen, sondern weil, beginnend mit der des Vorsitzenden des Zentralrats der Juden, eine öffentliche Erklärung jüdischer Organisationen oder prominenter jüdischer Einzelpersonen die andere jagt. Ihnen gesellt sich mit besonderer Verve die antiisraelische Presse an die Seite. Die Frankfurter Rundschau etwa erkannte einen Zusammenhang zwischen Gegnerschaft zur Beschneidung und der Ritualmordlegende, und der Hilfsstaatsanwalt von der Süddeutschen Zeitung, Heribert Prantl, erklärte das schrankenlose elterliche Sorgerecht zum obersten Verfassungsgebot.

Ein Bündnis jüdischer Organisationen entblödete sich nicht, zu einer Demonstration in Berlin unter anderem so aufzurufen:  „Wir fordern die lautstarken Beschneidungs-Gegner auf, sich eingehender mit Juden und Muslimen auseinanderzusetzen, anstatt vorschnelle Verbotsforderungen zu erheben. Wir fordern Respekt für unsere kulturellen und religiösen Traditionen. Und wir fordern Respekt für jüdische und muslimische Eltern, die ihre Kinder nicht weniger lieben als die Eltern der deutschen Mehrheitsgesellschaft dies tun. Wir wehren uns dagegen, kriminalisiert oder als archaisch und blutrünstig hingestellt zu werden.“ Daran ist einfach alles falsch: 1. Lautstark treten seit dem Juli 2012 nicht die Beschneidungsgegner auf, sondern jene, die sich als Verfolgte präsentieren. 2. Es gibt keine Forderung, die rituelle Beschneidung unter Verbot zu stellen. 3. Der Respekt vor kulturellen und religiösen Traditionen irgendwelcher Kollektive nimmt in Deutschland fast schon religiöse Ausmaße an, seit das Ressentiment gegen den – notwendig westlichen – Universalismus wieder fester Bestandteil der Volkskultur geworden ist. 4. Über die Elternliebe war eine ganze Debatte lang nie die Rede. 5. Beschneidung wird nicht kriminalisiert, sondern geradezu hektisch legalisiert. 6. Die Beschneidung wird nicht als archaisch „hingestellt“, sie ist es. Vertreter der aufrufenden Organisationen werden nicht müde, stolz zu betonen, dass das Beschneidungsgebot mindestens 4.000 Jahre alt sei, also aus der Vorgeschichte stammt. 7. Das Wort blutrünstig tauchte eine ganze Debatte lang nirgends auf, blutig ist Beschneidung allerdings notwendig.

Einigermaßen verwundert stellt man im September 2012 fest, dass die perfide, ursprünglich von antirassistischen Rassekundlern und Israelhassern erfundene Gleichsetzung von „antisemitischen und antimuslimischen Vorurteilen und Ausgrenzungen“ auch von jüdischen Organisationen zum festen Bestandteil der herrschenden Ideologie in Deutschland erklärt wird. Man kann nur staunen, in welchen Riesenschritten sich jüdische Interessenvertreter selbst ethnisieren und ihren Bund mit Gott anders als über einen auch theologisch betrachtet überflüssigen Zugriff auf das männliche Genital gar nicht mehr erklären wollen.

Die praktischen Folgen der Beschneidungsdebatte sind seit dem Juli 2012 schon bekannt: Die rituelle Beschneidung von jüdischen und moslemischen Jungen wird egal ob das Kind ein acht Tage alter Säugling ist oder ein elfjähriger Knabe, durch entsprechende Gesetzgebungsschritte legalisiert. Dafür setzen sich alle Parteien und Institutionen ein. Die Zweifler, besonders die Mediziner unter ihnen, werden schweigen.

Der Redaktion Bahamas ist das öffentliche Gelärm über die Beschneidung Anlass, in zwei Vorträgen einige leider nötige Ausführungen zum Verhältnis von Partikularität und Vernunft, allgemeinem Gesetz und dem Brauch der Gemeinschaften, Staat und Vernunft, Judentum und Islam zu machen. Die Redaktion erhofft sich davon den Beginn einer Klärung innerhalb der Kreise, die sich die Israel-Solidarität nennen, und deren Konsens im Zuge der Beschneidungsdebatte noch brüchiger geworden ist.

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