Das Ende des American Dream – mit Aussagen wie dieser warteten angesichts der Wahl Donald Trumps zum 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten nicht nur notorische Amerikafeinde auf: diejenigen also, die nie besonders viel von diesem Traum gehalten haben. Auch die letzten liberalen Transatlantiker waren empört darüber, dass sich die Amerikaner an den Wahlurnen nicht so verhalten hatten wie sie es getan hätten. Einige warfen mit Faschismus- und Nazivorwürfen um sich, andere verglichen Trump mit den Halsabschneidern des Islamischen Staats. Politische Unterscheidungsfähigkeit und rhetorisches Maßhalten waren in den Wochen nach der Wahl nicht gefragt. Das gute Deutschland kannte keine Parteien mehr, sondern nur noch engagierte Kämpfer gegen den vermeintlichen Faschismus in Amerika.
Tatsächlich wurde mit dem Amtsantritt Donald Trumps weniger der amerikanische Traum verabschiedet: Der lebte schon während seiner Sternstunden im 19. Jahrhundert davon, dass er weder in der sozialen noch in der politischen Realität der Vereinigten Staaten aufging. Die Wahl Trumps steht, im Gegenteil, für den zutiefst widersprüchlichen Versuch, am amerikanischen Traum festzuhalten, obwohl seine historischen Voraussetzungen verschwunden sind. Ans Ende kamen stattdessen die liberalen Projektionen auf Amerika, allen voran der Glaube an das krisenfreie und freundliche Kapitalverhältnis von nebenan. Im Rahmen des Vortrags soll darum den Bedingungen des amerikanischen Traums nachgegangen werden. Was waren seine Voraussetzungen? Wie passte die Rede von der Suspendierung der Herkunft mit der Sklaverei zusammen? Was hat das alles mit Donald Trump zu tun? Und: Warum ist der amerikanische Traum trotz seiner zahllosen Widersprüche selbst in seinen Zerfallsformen noch fast ein Menschheitsversprechen?
Eine Veranstaltung der HUmmel Antifa im Rahmen der Maiwoche 2017 Sind so kleine Hände – Trump, seine Freunde und Feinde