Titelbild des Hefts Nummer 29
Triumph des Antinationalismus
Heft 29 / Sommer 1999
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Gewissenskrieg statt Interessenskrieg

Über eine Eroberungsökonomie ohne Beutewunsch

Mißtrauen kann eine Tugend sein. Gegenüber den Absichtserklärungen und Verlautbarungen des politischen Personals wie der aus eigenem Antrieb gleichgeschalteten Medien zum nunmehr dritten Serbienfeldzug Deutschlands in diesem Jahrzehnt, durch den es sich vom Saboteur (1991) über den Friedenswächter (1995) nun immerhin zum offiziellen Mitkombattanten (1999) hochgearbeitet hat, ist abgrundtiefes Mißtrauen sogar Pflicht. Diejenigen, die dem moralischen Bombardement, das vor, während und nach dem tatsächlichen herniederging, niedere Interessen – und das sind in Deutschland nicht erst seit Sombarts Gegenüberstellung von Händlern und Helden im weitesten, sprich im weitesthergeholten, Sinne ökonomische – unterstellen, versuchen wenigstens auf ihre Art, dieser Pflicht gerecht zu werden. Die anderen deutschen "Linken" haben sich an diesem Maßstab gemessen zwar nicht zum ersten Mal seit 1989 über alle Maßen disqualifiziert, doch wie die staatlich angerichteten Schrecken immer monströser werden, eskalieren im Gleichschritt die Deutungsversuche der verstaatlichen Linken. Mit dem deutschen Kriegseintritt wurden alle bisherigen Bankrotterklärungen noch übertroffen, nicht nur weil das mittlerweile zehn Jahre in Osteuropa praktizierte Selbstbestimmungsrecht der Völker den antiimperialistischen Naivitätsbonus all seiner Verteidiger komplett aufgezehrt hat. Ungerührt verkaufen sie ihr völkisches Weltbild weiter, das sie sich seit Jahrzehnten von diversen Befreiungsbewegungen aus der kapitalistischen Peripherie bestätigen lassen, auf Teufel komm raus als – man höre und kotze – proletarischen Internationalismus (und haben hauptsächlich mit der Peinlichkeit zu kämpfen, daß die NATO wider die liebgewordenene Propagandastereotypie einen "Volksbefreiungskrieg" unterstützt). Statt wie die Mahlers und Rabehls endlich ihr coming-out zu wagen, sagen diverse Trotzkisten, Maoisten und autonome Antiimperialisten UCK da, wo sie im tiefsten Inneren DVU meinen. Denn wenn etwas offensichtlich ist, dann doch die Seelenverwandschaft zwischen dem UCK-Fußvolk und dem rassisistischen deutschen Pöbel. Mindestens ebenso bankrott sind auch diejenigen, die sich nur allzugern antitotalitär gebärdeten, damit aber nicht den wahrhaft totalitären Terror der Tauschökonomie meinten, sondern letztlich nach Altvätersitte den Kommunismus. Denn im Gegensatz zu dessen Monolithismus, ehre Rot/Grün, "daß sie den moralischen Konflikt, der mit dem Kosovo zu tun hat, wenigstens als Streit und Unsicherheit wenn schon nicht austragen, so doch wenigstens kenntlich machen.", so D. Diedrichsen (zit. nach: Konkret 6/99). Seine Mitstreiter im Ungeist entblöden sich entsprechend auch nicht, gemeinsam mit den "demokratischen Nothelfern" und "Weltbürgerrechtlern"(1) Jürgen Habermas und Ulrich Beck das "postnationale Ereignis" (SZ,19.4.99) zu feiern, welches darin besteht, daß die Bundesregierung ihre bewaffnete Volkstumspolitik auf dem Balkan unter den billigsten antinationalistischen Parolen, die aus der Beute stammen könnten, firmieren läßt.

Krieg ums Chrom?

Demgegenüber nimmt sich die verzweifelte Suche nach klassischen imperialistischen Kriegszielen, die Deutschland, die USA oder die NATO insgesamt mit der Aggression gegen Jugoslawien verfolgen könnten, als zwar nicht unmittelbar unehrenhafter, aber mindestens hoffnungslos naiver Versuch aus, hinter der propagandistischen Nebelwand diejenigen zu enttarnen, die aus in Barrel und Kubikmetern wohlkalkulierbarem Eigeninteresse die Nebelwerfer bedienen würden. Die "ökonomischen Interessen" Deutschlands, der USA oder der NATO im allgemeinen am Kosovo werden in vielen Pamphleten herbeizitiert, häufig ohne weitere Begründung, worin diese überhaupt bestünden.

Einer "nicht-bürgerlichen Linken" geziemte es darum der "Ökonomie" bei der Erklärung "imperialistischer Kriege" den Primat einzuräumen, fordert eine Flugschrift des Kommunistischen Zirkel/Der revolutionäre Funken: "Während die Ökonomie unser Leben dominiert ... weigert sich der größte Teil der Linken standhaft, sich jemals damit zu beschäftigen und auf diese Weise zu einer Erklärung der geopolitischen Zusammenhänge zu kommen." Dieser Zirkel gibt hierzu unter dem Stichwort "Akkumulation" eine marxistisch-leninistische Variante der bundesdeutschen Wirtschaftswunderlegende (2), die den Boom als Folge der Zerstörung begreift, und damit die Zerstörung Jugoslawiens als Wundermittel gegen die Weltwirtschaftskrise deklariert. Üblicher als diese durchaus originelle Sichtweise jedoch ist eine im krudesten Sinne materialistische Herangehensweise an die "Geopolitik", bei der Geopolitik als Geologie und Materialismus als Suche nach Material, d.i. Bodenschätze, aufgefaßt wird. "Ökonomie" steht dabei als Chiffre fürs konkret-handgreifliche, das hinter der verwirrenden Oberfläche des Kredits und der Spekulation sich verbirgt.

Ganz unmittelbare Interessen entdecken die Prospektoren des Stress-Faktor, einer Autonomen-Postille aus dem Prenzlauer Berg. Ein Blick in die geologische Karte Südosteuropas genügte ihnen, um festzustellen, daß in Albanien ebenso wie im Kosovo Chromvorkommen liegen. Eigenartig mutet allerdings an, daß einerseits in einer ominösen "Liste der strategischen Rohstoffe Chrom über Jahrzehnte auf Platz eins (stand)", andererseits im selben Atemzug davon berichtet wird, daß "die BRD offiziell auf eine Vorratshaltung verzichtet" (hat). Über die hier suggerierten geheimen Chromlagerhallen der Bundeswehr zu spekulieren, verkneifen sich die Autoren zwar gerade noch, scheuen sich aber nicht, sowohl die NATO-Präsenz in Albanien als auch die Okkupation des Kosovo mit Hilfe des Chroms zu erklären: "Eine Abspaltung des Kosovo vom verbliebenen Rest der einstigen Industrienation Jugoslawien, würde dazu führen, daß das sog. "Drittwelt-Land" Albanien, im Würgegriff der westlichen Industrienationen, seine gesamten Chromvorräte zu Schleuderpreisen oder als Kapitalersatz verscherbeln müßte." Wenn auch für immer im Dunkeln bleiben wird, was mit "Kapitalersatz" gemeint sein könnte; liegt eines wohl klar auf der Hand, nämlich, daß das devisenknappe Albanien nicht "gewürgt" werden müßte, sondern sich darum risse, überhaupt irgend etwas zu Schleuderpreisen verkaufen zu können. Man erfährt zwar, daß die Förderindustrien "veraltet und verrottet" sind; den naheliegendstenen Grund hierfür erfährt man jedoch nicht, daß – trotz der gigantischen Subventionssummen, die Jugoslawien vor 1989 in seinen ärmsten Landesteil, das Kosovo pumpte – die Chromförderung nicht lohnte und deswegen stillgelegt wurde. Das jugoslawisch-albanische Chrom war schlicht nicht konkurrenzfähig gegenüber dem des weltgrößten Exporteurs Südafrika. Warum sollte Deutschland etwas erobern wollen, was ihm auf dem Weltmarkt hinterhergeworfen wird und dessen Förderung selbst für Albanien und Jugoslawien unrentabel war?

Krieg um Pipelines?

Da verstehen Linksruck und Junge Welt doch schon mehr von wirklicher Geostrategie. Unter dem Stichwort "Interessen" im Krieg gegen Jugoslawien gibt Linksruck 70 (6/99) kund und zu wissen: "Das deckt sich wiederum direkt mit den Interessen der USA in der Region. Energieminister Bill Richartson erklärte letzten November: ,Es geht um Amerikas Energiesicherheit. ... Wir versuchen diese neuen unabhängigen Länder zum Westen zu bewegen. Wir möchten sie in die westlichen wirtschaftlichen und politischen Interessen einbinden ... Wir haben eine beträchtliche politische Investition am Kaspischen Meer gemacht, und es ist wichtig, daß dabei die richtige Politik und der richtige Pipelineverlauf rauskommt.’" Haben die wackeren Autonomen immerhin noch Deutschland im Visier, steht Linksruck über solchen Marginalien und blickt dem "Feind der Völker", den Vereinigten Staaten, unverwandt ins Auge. So unverwandt, daß man sich sicherlich nicht von Einwänden wie, daß das Kosovo doch einigermaßen weit von nennenswerten Ölvorkommen entfernt liegt und als Transitland für Pipelines sicher nicht in Frage kommt, beirren ließe.

Wie recht der gestandene Materialist daran tut, den Feind weit im Westen und das Objekt seiner Begierde weit im Osten des Kosovo zu vermuten, ließ sich die Junge Welt schließlich von jemand bestätigen, der es doch immerhin wissen müßte. Denn der "russische Balkanexperte Boris Schmeljow" (im Interview mit W. Pirker) enthüllte eine ganz erstaunliche Hintergrundinterformation: "Nun wissen wir, daß dies die außenpolitische Doktrin der USA ist. Diese besagt: Ohne Kontrolle über Jugoslawien gibt es keine Kontrolle über den Balkan, ohne Kontrolle des Balkans gibt es keine Kontrolle über das Schwarzmeergebiet und ohne diese keine Kontrolle über Transkaukasien und die Ölfelder von Baku." (Junge Welt, 5./6.6.99) Also sozusagen von hinten durch die Brust ins Auge. Abgesehen von der Umständlichkeit des skizzierten Verfahrens hätte den beiden Stammtischschwadroneuren eigentlich auffallen müssen, daß Rußland in keiner Weise und zu keinem Zeitpunkt die Verhängung eines Ausfuhrembargos von Erdgas und Erdöl auch nur in Erwägung zog, aber nichts mehr fürchtet als das Einfrieren der nächsten IWF-Kredite oder der G8-Umschuldungsvorhaben.

Krieg der Citibank?

Der linke Alltagsverstand, dessen Horizont nie weiter reichte als zur Formel, "Kein Blut für Öl", droht daran irre zu werden, daß "das Kapital" im Krieg gegen Jugoslawien kein übermäßiges Interesse mehr für die Ziele hegt, die ihm unterstellt werden: Weder für " 1. Die Kontrolle der Erdöl- und Erdgasrouten des Nahen Ostens" oder für "2. Osteuropa, das für die westlichen multinationalen Konzerne ein ergiebiges Reservoir von Rohstoffen und qualifizierten Arbeitskräften ist", noch für "3. Die Schwächung und Beherrschung von Rußland, um zu verhindern, daß Rußland die Erdölquellen und andere Rohstoffe der ehemaligen UdSSR kontrolliert" und auch nicht für "4. Die Sicherung von Militärbasen"(3) (die Jugoslawien bekanntlich und wohlweislich nicht angegriffen hat). In dieser Hinsicht den Vogel abgeschossen hat allerdings das Blatt der undogmatischen Gewerkschaftslinken, der in Offenbach ercheinde express 5/99. In welche ans Paranoide grenzenden geistigen Verirrungen das hartnäckige Festhalten an der einmal gefaßten Meinung vom "Imperialismus" wider jedes Argument, das vorzubringen keinerlei tiefgründigen Kenntnisse an Ökonomiekritik verlangt, führen kann, demonstriert ein Text, dessen Titel "Was hat die Citibank mit Kosovo zu tun?" schon zu den größten Befürchtungen Anlaß gibt. Aus der zunächst nichts besagenden Analogie, daß sowohl der Krieg gegen Jugoslawien wie auch die corporate identity der Citibank sich "ethisch" ausweisen, kommt der Autor – nach einer Kolportageorgie über Verschwörungen gegen, mit und in der US-Regierung, die Romane wie Die Illuminaten oder Das Foucaultsche Pendel nahezu verblassen läßt – kurz vor Ende unvermittelt auf Deutschland und das Kosovo zu sprechen: "Was die Deutschen angeht, so werden sie die Ansiedlung von Konzernen wie der Citibank fördern und verläßlicher NATO-Partner bleiben – der Vertrieb von Versicherungspolicen und vertriebene Kosovo-Albaner, daraus läßt sich bestimmt irgendein Geschäft stricken." Nur welches, das weiß der Autor nicht zu sagen, denn: "Einziger Pferdefuß: Eigentlich will man die Kosovo-Albaner nicht in Deutschland, es sind zuviele HBVs (Halunken, Banditen, Verbrecher) unter ihnen." So fest eingebrannt ist im Bewußtsein die Vorstellung vom Kapitalismus als einer an sich nützlichen Einrichtung, die nur in den falschen Händen liege, daß man lieber an die wildesten Verschwörungen, in denen nahezu zwanghaft amerikanische Banken und multinationale Konzerne vorkommen müssen, glaubt, als die fetischistische Vorstellung in Zweifel zu ziehen. Daß sie sich damit, nebenbei bemerkt, zu top-scorern auf den Skalen, mit denen Adorno die Autoritäre Persönlichkeit maß, entwickeln, würde die Geheimnisweiterträger und Verschwörungstheoretiker, selbst wenn sie es wüßten, kaum irritieren können.

Krieg gegen Flüchtlingsströme?

Ein geradezu erfrischender Realismus zeichnet demgegenüber die Autoren (4) aus, die den Kriegen der nach-89er Ära unterstellen, zur Verhinderung sogenannter Flüchtligsströme in die "Festung Europa" geführt zu werden. Tatsächlich zeichnet nichts die praktische Außenpolitik, verstanden sowohl als Sicherung der Grenzen gegen Nicht-Staatsbürger als auch die rechtlich reglementierte Verleidung des Aufenthalts von Nicht-Staatsbürgern innerhalb dieser Grenzen, mehr aus als dieses "Interesse". Praktisch scheint sich das zu bestätigen, weil die EU ja tatsächlich eine Art home-land für die Kosovo-Albaner einrichtet und finanziert. Vertretern dieser Position ist – wenigstens rudimentär – nicht verschlossen geblieben, daß der Markt der nunmehr einen Welt kein Interesse an Expansion, im Sinne einer militärischen Requisition von Rohstoffen oder gar Arbeitskräften, hat. Das Weltmarktgeschehen führt vielmehr zu ständigen Reduktion derjenigen Gebiete, die noch von ökonomischem Interesse sind. Es "lohnt" nicht die Mühe und die Kosten, eine staatliche Kanalisierung des Überlebenskampfes ihrer Bewohner aufrechtzuerhalten. Dennoch taugt oben genannte Argumentation nur dazu, zu erklären, warum die Kosovo-Albaner als "Vertriebene" (und nicht als "Flüchtlinge" wie noch die moslemischen Bosnier) behandelt werden. Der Krieg selber hingegen war in Hinsicht auf "Migrationsverhinderung" ein völlig unnötiges Va-Banque-Spiel mit nicht unbeträchtlichen Folgekosten. Die "westliche Gemeinschaft", allen voran Deutschland, rüstete die UCK wider alle realpolitischen Bedenken auf; sie führte diesen Krieg trotz der gerade aufgrund der Bombardierungen zu erwartenden Massenfluchten, trotz der damit verbundenen Risiken für die "Stabilität" Makedoniens und Bosniens, der jugoslawischen Teilrepublik Montenegro und des sogenannten Sandschaks.(5) Eine Aufnahme Jugoslawiens in die Reihen der anderen osteuropäischen Bittstellerstaaten, um eine stillschweigende Teilung des Kosovo gegen die Aufhebung der antijugoslawischen Sanktionen zu tauschen, wäre ein risikoloser und billiger Weg zur Vermeidung der Flucht Hunderttausender und der nachfolgenden Protektoratskosten gewesen.

Nicht ein einziger Grund also läßt sich dafür finden, warum die Führer der NATO-Staaten bei klarem Verstand, heißt bei betriebswirtschaftlicher Kalkulation und nüchterner Realpolitik, diesen Krieg hätten beginnen sollen. Darum wohl wissend, hält Gremliza sich in der Einschätzung zurück und betont das einzige, was wirklich unbestreitbar in diesem Kriege zu Tage getreten ist: "Wessen Krieg wird da auf Kosten der einen und der anderen noch geführt? Von wem? Gegen wen? Daß darüber öffentlich nicht gesprochen werden kann, liegt daran, daß die Gegner in diesem Krieg zugleich seine Alliierten sind, der heiße Krieg gegen Jugoslawien zugleich Höhepunkt jenes kalten ist, den die USA und Euro-Deutschland seit zehn Jahren gegeneinander führen." (konkret 6/99). Worum aber kämpfen sie? Und warum ausgerechnet in Jugoslawien? Der Vergleich mit dem Kalten Krieg hinkt gewaltig, da ja weder Euro-Deutschland noch die USA Regimes installieren und alimentieren, damit sie dem einen loyal folgen, und dem anderen übel gesonnen wären. Es gibt keine Lager mehr, die versuchen würden, ihre Klientel ökonomisch an sich zu binden; es gibt nur einzelne "Schurkenstaaten", die sich jeweils mit mehreren Staaten der westlichen Welt konfrontiert sehen. Einer beißt los, im Falle Jugoslawiens also Deutschland, und der Rest versucht daraufhin, noch härter zuzuschnappen. Kein Kinderspiel könnte so schwachsinnig und grausam sein wie dieses Spektakel: Die "westliche Staatengemeinschaft" stößt den Schurkenstaat – welcher sich zumeist von seinen Nachbarn "moralisch" in keiner nennenswerten Weise unterscheidet – zunächst aus, dann macht man ihm sein Außenseitertum zum Vorwurf und bombt ihn in den Weltmarkt zurück, wohin der Schurkensstaat ja auch selbst am liebstem will und muß, weil es nach dem Ende des RGW keinen anderen Ort monetärer Reproduktion mehr gibt; egal, wie schlecht sie auch immer gelinge. Die westlichen Weltmarktverteidiger – gleich ob Euro-Deutschland oder die USA -haben für "Schurkenstaaten" wie für "verbündete" Länder nicht mehr zu bieten als raschen oder schleichenden Ruin. Für die ehemaligen "Eliten", die heute Banden- und Clanchefs vorstellen, ist es wiederum auch völlig gleich, ob sie sich Euros oder Dollars ergaunern. Der an sich richtige Verweis auf die innerimperialistische Konkurrenz kann nicht zufällig im Gegensatz zur Zeit des 19. Und des beginnenden 20. Jahrhunderts keinerlei Hinweise auf künftige Kriegsgebiete oder Kriegsgewinne geben; nicht zufällig, weil die heutigen "Konkurrenten" das, worum sie eigentlich kämpfen müßten, kampflos vor die Haustür getragen bekommen würden, so sie dies nur wollten und etwas damit anzufangen wüßten. Die Konkurrenz noch im Sinne des klassischen imperialistischen Zeitalters, die mit Erreichen eines Zieles zumindest oberflächlich und vorübergehend sistiert werden konnte, gibt es mangels Anlaß nicht mehr. Die Rivalität zwischen Amerika und Euro-Deutschland ist gerade deshalb so bestimmend, weil diese Rivalität keinen Grund und kein Ziel außerhalb ihrer selbst mehr besitzt. Sie ist ihr eigener Grund.

Krieg neuen Typs?

Die althergebrachten Erklärungsschemata des "Imperialismus" der Sorte Marxisten, die stets schon am berüchtigten "Geldrätsel" scheiterten, mußten sich notwendig an diesem Krieg blamieren. Doch auch die üblichen Belehrenden, die ihren Widersachern um genau ein, wenn auch das entscheidende Kapitel des Kapitals voraus sind, treten keineswegs zufällig auf der Stelle. Der Gegenstandpunkt 2/99 bezeichnet diesen Krieg mit einer zunächst einigermaßen zutreffenden Begründung als "ein(en) Krieg neuen Typs": "Tatsächlich führt der Westen keinen Krieg um Inbesitznahme oder Beute; das wäre auch lächerlich in einer Welt, die den im Westen beheimateten Benutzungsinteressen erschlossen und – bis zur Ruinierung ganzer Weltgegenden – verfügbar gemacht ist." Statt der Interessen ohne Gegenstand allerdings taucht als Erklärung wenig später eine Camouflage derselben Denkfigur auf, die sich nun "Macht" statt "Interesse" nennt, aber am selben Problem wie die ursprünglich kritisierte krankt: "Was es für diesen Übergang" von der "üblichen Außenpolitik" zum Krieg "vor allem braucht, ist die Entscheidung der Allianz, sich als Ordnungsmacht angegriffen zu sehen. Ein solcher Beschluß folgt keinem imperialistischen Masterplan, sondern kommt über die ohnehin ständig ausgeübte Aufsicht über jedes Durcheinander in der Staatenwelt zustande ... Am Ende stellt sich die Allianz zu ihrem Beschluß dann wie zu einem Sachzwang, dem sie nicht mehr ausweichen kann, befindet, daß sie selber als universelle Respektsperson auf dem Spiel steht, und ist sich die ,Bestrafung des Aggressors‘ schuldig. Um einen solchen handelt es sich nämlich immer, weil per definitionem eine Aggression gegen die Gültigkeit westlicher Machtworte vorliegt." So unterhaltsam wie möglicherweise zutreffend die Parallelisierung der Psychodynamik innerhalb "der Allianz" mit der in einem ältlichen Kollegium eines Mädchenpensionats anzutreffenden ist; die Erklärung eines auf Jugoslawien zutreffenden Kriegsgrundes bleibt auch sie schuldig. Denn, was "die Allianz" überhaupt bewegt hat, ein solches "Machtwort" zu sprechen, bleibt so rätselhaft wie zuvor (denn ein schnödes "Interesse" kann es ja nicht sein). Es bleibt auch unklar, inwiefern ausgerechnet Milosevic gegen den "Gewalthaushalt der Staaten" verstoßen hat, warum gerade er ins Fadenkreuz geriet. Nun würde der Gegenstandpunkt als Ausweg aus dieser Aporie sicherlich den "freien Willen" der Allianz samt seinen (Fehl)kalkulationen herbeizitieren; nur gliche dieser dann dem verworfenen "imperialistischen Masterplan" in der Machart wie ein Ei dem anderen.

Der Gegenstandpunkt stößt damit an die gleiche Grenze wie Robert Kurz in der Jungle World 19/99. Sein Dossier über den "globalen Krisenkapitalismus und den Balkan" kommt des Rätsels Lösung sehr nahe, obgleich er das Thema am weitesten verfehlt. Er verfehlt es, weil bei ihm allein noch "ein dumpfer Drang", der ohne reale Akteure auskommt, die einen solchen verspürten, die "Krise" in "Krieg" im allgemeinen umschlagen läßt. Er kommt ihm nahe, weil er nicht nur um den Unterschied zwischen "fungierendem" und "zinstragendem Kapital"(6) weiß und damit von der als Krise erscheinenden Verselbständigung des letzteren gegen das erstere, sondern auch um das neue Krisenstadium, in das diese widersprüchliche Identität kraft eigenen Prozessierens und ohne äußerliche Zutat das "warenproduzierende Weltsystem" gestürzt hat. Zwar im Vokabular der Volkswirtschaftslehre, in der Rede von der "dritten industriellen Revolution", aber deswegen nicht minder zutreffend kennzeichnet er es so: "Nicht mehr die Gütermärkte, sondern die Aktienmärkte bestimmen den ökonomischen Prozeß wesentlich. Freilich nicht im Sinne einer bloß äußerlichen Dominanz des Finanzkapitals über das Industriekapital (wie in der verkürzten Imperialismustheorie von Lenin und Hilferding), sondern als finanzkapitalistische Simulation und damit als Form des Krisenaufschubs.

Das ist nur logisch, denn nur durch den Vorgriff auf zukünftige ,Arbeit‘ und damit auf zukünftigen Mehrwert kann das System am Laufen gehalten werden. Bezog sich der Kredit jedoch in der fordistischen Ära tatsächlich noch auf die industrielle Produktion, so hat sich das Finanzsystem als Folge der dritten industriellen Revolution inzwischen völlig verselbständigt. Die Finanzmärkte sind daher an Stelle der Notenpresse zu einer scheinbar autonomen Geldschöpfungsmaschine mutiert. Das Verhältnis von Gütermärkten und Finanzmärkten hat sich auf den Kopf gestellt. Es kann praktisch nur noch real produziert werden, wenn ein Zufluß transnationalen Fondskapitals stattfindet. Dieses global fluide Geldkapital schlüpft allerdings selber nicht mehr in die Haut von Realinvestitionen, sondern macht diese von sich abhängig. Sie werden de facto aus Aktienemissionen und Kurssteigerungen bezahlt." Er hätte sich Zugang zu dem rätselhaften "neuen Typus des Krieges" verschaffen können. Denn er hält diese neue Gestalt des Kapitalismus fest, die wie jede seiner Gestalten im 20. Jahrhundert eine Höllenmaschine ist, die der verpaßten Beendigung des Warentauschs sich verdankt, gegen die Zumutungen des vermeintlich Konkreten, das von jeher eine Täuschung war und die ihm nach wie vor Anhängenden der Lächerlichkeit preisgibt. Die immer wieder hinausgeschobene Krise, von der niemand mehr sprechen möchte, die alle aber im Stillen umso mehr ahnen und fürchten, demontiert nicht nur das objektive Interesse an Eroberungen und Bodenschätzen, sondern auch die Zurechnungsfähigkeit der Subjekte, durch deren Handlungen erst sich das Verhängnis Bahn bricht. Diese Verbindung zwischen der aufgeschobenen Krise der Ökonomie und der ihr vorauseilenden Krise der kollektiven Wahrnehmung auch und gerade der politischen und militärischen Entscheidungsträger in den westlichen Staaten, verfehlt er, weil er sie verfehlen will. Auf die Belohnung, daß ihn der Weltgeist einstmals für seine "scharfe Distanz zu jeder immanenten Parteilichkeit" belohnen wird, wartet er vergeblich, weil dieser als Ungeist in der "ganzen Konstellation mit ihren falschen Alternativen" sitzt, der Kurz sich so souverän verweigert.

Der Börsenbericht als Kriegsbericht

Das fast wie einer inneren Zwangsläufigkeit gehorchende Eskalationsschema der westlichen "Wertegemeinschaft" von der Provokation zum Krieg läßt sich nur mit einer Diebesbande vergleichen, die einen Einbruch begeht, obwohl sie weiß, daß der zu knackende Safe nicht nur leer, sondern auch gut bewacht ist, und die obendrein schon während des Einbruchs um die nicht vorhandene Beute rangelt. Ein solches Verhalten ist schlicht paranoid, und somit Vernunftsgründen nicht zugänglich; das gilt aber nicht für die handlungsleitende Paranoia selber. Diese ist eine Reaktionsbildung auf tatsächlich den Händen der Akteure entglittene Handlungsbedingungen; eine Paranoia, die sich noch steigert dadurch, daß die Handelnden vordergründig alle Zügel in der Hand halten. Die Führer der Staaten verhalten sich dabei im Großen nicht anders als ihre Bürger im Kleinen. Wie diese eine Hausse der Telekomaktien erwarten, weil ein ehemaliges deutsches Staatsunternehmen einfach nicht pleite gehen könne, regiert jene die Vorstellung, daß eine gelungene Militäraktion das Fondskapital zur Anlage im jeweiligen Währungsraum bewegt. Zwar hat die Marktdurchsetzungsfähigkeit der Konzerne, an denen die Fonds sich beteiligen sollen, herzlich wenig damit zu tun, welcher Staat welche und wieviele Bomben auf ein ökonomisch längst abgeschriebenes Territorium werfen kann und welcher nicht. Gerade aber weil dazwischen so gut wie kein vernünftiger Zusammenhang besteht, ist der ihm widersinnigerweise beigemessene um so entscheidender.

In der kompletten Psychologisierung der Investitionsvorgänge spiegelt sich nicht nur das Unwissen der Fondsmanager, die darin dem Kapitalisten alten Schlages gleichen, darüber, wie aus Geld mehr Geld wird. Sie geben damit auch das Vorbild für die hoffnungs- und beutelosen Raubzüge der merkwürdigen Räuberbande aus Ministern und Regierungschefs. Die Kombination von in beider Gruppen Hände konzentrierter technischer Allmacht und ebenso realer Schicksalsunterworfenheit ist der unbegriffene, aber um so tiefer sitzende Abdruck der vollzogenen Ablösung des schrankenlosen Kredits gegen die schrumpfenden Akkumulationsmöglichkeiten. Die handlungsfähige Ohnmacht, läßt bei den einen die durchaus berechtigte Furcht vor dem als Naturkatastrophe hereinbrechenden Crash in hektische Geschäftigkeit umschlagen, die versucht, das Unheil zu wittern, um es desto gewisser herbeiführen zu helfen. Der Teufelskreis, daß gerade durch die Kreditvergabe in hoch rationalisierte Sektoren die Wertbasis, auf der die Akkumulation beruht, weiter und weiter abbröckelt, verschärft ebenso unbegriffen auch bei den anderen die Panik und macht die Rastlosigkeit und Quasinaturhaftigkeit der sich selbst ihrer Objekte beraubenden Konkurrenz aus, die deshalb an der politischen Oberfläche als ziellose Rivalität um ihrer selbst willen erscheint.

Die Schizophrenie des Tauschsubjekts, einerseits Handelnder, andererseits Getriebener zu sein, schreit geradezu nach der Handlung, die das Getriebensein aufheben soll. Da man ja sein Schicksal angeblich in die eigene Hand nehmen kann, sucht man sein Heil auf Seiten des Stärkeren, ungeachtet der Tatsache, daß dessen politisch-militärische Stärke wenig darüber auszusagen vermag, ob eine Investition, die in sie gesteckten Zinserwartungen auch erfüllt. Es kehrt ein Muster zurück, das paradoxerweise wieder zu einem Zeitpunkt unwiderstehlich wird, wo es eigentlich seine systemimmanete Berechtigung verloren hat. Das Fondskapital kann durch nationale Revolutionen und Enteignungen nicht ernsthaft gefährdet werden, weil ein Federstrich mittlerweile ganze Staaten zusammenbrechen lassen kann (Indonesien). Es drohen deswegen überhaupt keine Gefahren dieser Art in einer Welt, die sich um potentieller Investitionen willen wechselseitig zugrunde konkurriert. Nur gegen diese verschwundenen Gefahren aber zählte militärische Macht; nur gegen sie mußte man aus ökonomischen Gründen Regierungen erheben und stürzen, auswärtige Besitzungen erobern oder doch zumindest kontrollieren.

Weil aber die einzige verbliebene Gefahr für den Kredit seine eigene, notwendige Wirkungsweise in der Akkumulation darstellt, er also sich selber die einzige, dafür aber auf längere Sicht definitiv tödliche Gefahr ist, kehrt ein Kultus der Stärke zurück, den die bürgerliche Ideologie in ihrer Frühzeit abschüttelte, was ihrer Ökonomie nur teilweise und auf Widerruf gelingen konnte. Dieser Regressionsschub steht in direkter Nachfolge des ersten, der im Gefolge der Weltwirtschaftskrise der 30er Jahre hereinbrach und übertrifft ihn an Paradoxie: Gerade die gelungene Entfernung der Kapital- von den Gütermärkten, die die Verlagerung vom Industrie- zum Finanzkapital im Zuge der zweiten industriellen Revolution bei weitem übertrifft, führt zu einer Vergötzung der Willkür – als die die Ohnmacht vor dem stummen Zwang sich stets verkleidet –, als ob die Börsen wirklich sich nach den außerökonomischen Mächten richten würden. Die "Flucht" des Anlagekapitals in den Dollar oder ins Pfund erscheint als Moment der militärischen Aggressivität der emittierenden Länder und ihrer Regierungen. Börsenberichterstattung wird so zur veritablen Frontberichterstattung. Unter dem Titel "Der Euro: ein Kriegsopfer", stellt der Tagesspiegel (8.5.99) diesen Zusammenhang, den es von der Sache her eigentlich nicht gibt, dafür tatsächlich umso mehr, wie völlig selbstverständlich hin: "Die Luftangriffe beschleunigen den Verfall der neuen Währung gegenüber dem Dollar". Und weiter: "Der Verlauf des NATO-Kriegseinsatzes hat überdeutlich vor Augen geführt, daß die USA dominieren und die 17 europäischen NATO-Länder, allen voran Deutschland, wie stumme Fische ... den USA in Europa militärisch freie Hand lassen."

Ein Beuteschema ohne Beute

So kehrt unversehens das Beuteschema ohne Beute gerade dadurch zurück, daß es längst überflüssig ist; als archaisch anmutender Konflikt um etwas, von dem die Beutejäger ganz genau wissen, daß es das Gegenteil von Beute ist, als Eroberungsökonomie, die gar nichts erobern möchte, sondern nur die Anleger beruhigen, obwohl diese am Krieg völlig desinteressiert sein müßten.

Eine Überlegung Horkheimers, die auf das Ende des klassischen Liberalismus in der faschistischen Planwirtschaft bezogen war, bestätigt sich auch in der Krise des Retortenliberalismus der formierten Gesellschaften: Daß nämlich die allerjüngste Form der Ökonomie zugleich die Rückkehr ihrer allerältesten Form ist. Und das stets als zwingender Schein: Die Fiktion der Naturalwirtschaft im Nationalsozialismus wurde durch die Abkoppelung des Nationalkredits von der Golddeckung ins Werk gesetzt, während heute der abgekoppelte Kredit mittels seiner Charaktermasken einen Ausscheidungswettbewerb inszeniert, dessen Kriterien sich paradoxerweise nach der Eignung für die archaischste Form des Erwerbs, des kriegerischen Überfalls nämlich, bestimmen.

Insofern erhaschen die Phantasmen der linken Geostrategen sogar einen Zipfel der Realität, die sich beeilt, dem Wahn, so gut sie kann, entgegenzukommen. Die Einschränkung "so gut sie kann" heißt, daß absolut niemand nach Baku vordringen will, aber es durchaus möglich ist, daß plötzlich alle so tun, als ob sie es wollten, nur um damit zu zeigen, daß sie es könnten. Die noch-linken Halluzinationen verdanken sich derselben Ursache – besonders in Deutschland –, die auch dem Geschwall ihrer ehemaligen Genossen, die jetzt in Amt und Würden sind, zugrundeliegt. Denn nicht allein der Fetisch des Dinghaften, läßt übers Erdöl phantasieren, dessen Preis auf dem Weltmarkt den von Limonade schon längst unterboten hat. Eine geheime Lust am Untergang der verhaßten bürgerlichen Gesellschaft – natürlich nicht nach vorne, sondern als Rückfall ins Archaische – scheint ihre offiziellen Verteidiger ebenso wie deren Kritiker umtreiben. Wie sonst ist es zu erklären, daß sich die geostrategischen Papiere des Außen- und Verteidigungsministeriums, in denen Einflußsphären bestimmt werden, ohne bestimmen zu können, wozu man sie bräuchte, kaum von der Imperialismuskritik á la Junge Welt unterscheiden. "Als hätte der bevorstehende Kollaps der Weltwirtschaft schon stattgefunden, stellt man sich hier auf Verhältnisse ein, unter denen die herkömmliche ökonomische Vernunft keine Basis in der Realität besitzen würde. Denn ist der Kapitalismus einmal zusammengebrochen, so gewinnt die Regression eine gewisse Plausibilität, statt in Wertverhältnissen wieder in Naturalien zu denken. Denkt" – oder vielmehr wünscht – " man sich den internationalen Warentausch weg, so kommt es allein auf die direkte, nicht ökonomisch vermittelte Verfügungsgewalt über Nahrungsmittel, Ackerland, Bodenschätze, Arbeitskraft und andere Resourcen an ... Der bankrotte Osten und Südosten, den keiner geschenkt haben möchte, der in den noch gültigen Kategorien denkt, wo heute die nackte Not regiert, entstehen vor dem inneren Auge auf der Landkarte schon Kornkammern und Erdöllager. Vergessen" – oder vielmehr verdrängt – "wird dabei freilich, daß der existierende Reichtum unter dem Kapital nur ein flüchtiges, ein verschwindendes Moment seiner Bewegung ist."(7)

Der Räuber darf nicht durchkommen

Aus solchen Quellen rührt auch der völlig unverhältnismäßige Haß auf die "Schurkenstaaten", die den ökonomischen Gang der Dinge in keiner Weise zu stören vermögen und deswegen eigentlich dem Vergessen anheimfallen könnten, sofern sie nicht über Atomwaffen verfügen. Saddam Hussein, der erste dieser Großschurken (8) nach der Zeitenwende, hatte genau den coup versucht, den viele aus der Anti-Hussein-Koalition selber gern ausführen würden, es sich aber aus absehbarer Zwecklosigkeit und Kontraproduktivität verbieten müssen; nämlich einen offenen Raub durchzuführen, der sogar sinnvoll gewesen wäre. Die Einverleibung Kuweits hätte die Außenhandelsbilanz des Landes tatsächlich immens aufgebessert, was man von den Früchten der Zerschlagung des Ostblocks für die Bilanzen der zerschlagenen Staaten beileibe nicht behaupten kann.

Dieselbe aus Neid gespeiste Moral, die hierzulande den Sozialschmarotzer anprangert, gilt dem im Staatschef personalisierten "Schurkenstaat". Auch den individuell geglückten Raub nimmt die westliche Welt, vertreten durch ihre Medien, übel, weil sie Raub fingieren muß, ohne dadurch ein gesichertes Ziel erreichen zu können. So übel, daß sich gerade erst im Tagesspiegel ein Bericht aus dem US-Magazin Forbeswiederfindet, der sich darüber mokiert, daß Hussein auf einer "Liste der nicht arbeitenden (!) Reichen" mit 6 Milliarden Dollar Privatvermögen an der englischen Königin vorübergezogen ist. Auch Milosevic wird angekreidet, daß er sich mehr um seine persönliche Bereicherung als um die Belange Serbiens kümmere, ein Kinkerlitzchen verglichen mit den monströsen Verbrechen, derer der Serben-Hitler ansonsten geziehen wird, dafür aber um so wichtiger für die seelische Ökonomie der künftigen Strafverfolger: "Der Herr über Serbien wird reicher und reicher, sein Land ärmer und ärmer" (Aufmacher über ein Photo der Familie, unterschrieben mit "Milosevic-Clan"; Zeit, 10.6.99)

Hier spielt die Moral zwar nicht die Rolle eines Kriegsgrundes aber die eines Kriegsanlasses. Der Räuber darf nicht durchkommen, weil die eigene Beute nicht nur relativ zum Aufwand mehr als gering ist, ja als Negativposten – wie in Bosnien geschehen und im Kosovo mit Sicherheit zu erwarten – zu Buche schlagen wird. Dieser Neid, dessen Zielobjekt nicht den geringsten realistischen Anlaß zu dieser Regung gibt, muß moralisiert werden. Was normalerweise den Kleinbürger mit Blick auf die "Bonzen" umtreibt, erfaßt diese selber mit Blick auf die "Schurken". Die Einsicht, daß bestrafungslüsterne Moral dem Terror eines grausamen Über-Ichs gegen das Ich geschuldet ist, bedarf keiner großen Klimmzüge in Psychoanalyse. Den stummen unhinterfragbaren Zwang haßt man, weil man ihm auf Gedeih und Verderb unterworfen ist. Dieser verbotenen Haß aber drückt sich in der drakonischen Bestrafung des vermeintlich sich über den Zwang Hinwegsetzenden aus; man bestraft in ihm die Vergeblichkeit der eigenen Gelüste, die auf ihn projiziert wurden. Jene Gelüste werden durch die Übermacht nur zunächst unterdrückt, um sie dann in Einklang mit dieser Übermacht am "Schurken" als Strafe zu exekutieren. Die moralische Empörung, die nach der Todesstrafe schreit, gilt nicht den Opfern der Verbrecher oder der Wiederherstellung der verhaßten Ordnung, sondern lenkt die eigene Lust am Verbrechen – in diesem Falle dem Ausbrechen aus der absurden Höllenmaschine, in der man sitzt – in Bahnen, die die unterdrückte Asozialität im Einklang mit den sie verursachenden Bedingungen sich austoben läßt. (9) Tony Blair, Ober-Klemmi und führender Kriegstreiber gibt eine wahrhaft gruseln machende Definition von in Moral sich aufhebender Aggression gegen ein Ziel, das einem eigentlich gleichgültig ist: "Letztlich fallen das Interesse und die Werte in eins. Wenn es uns gelingt, die Werte der Freiheit, des Rechtsstaates, der Menschenrechte und der offenen Gesellschaft weiterzutragen, dann ist das auch in unserem nationalen Interesse." Alles ist gleich allem, Hauptsache, es gibt Krieg.

Der Spiegel der deutschen Vergangenheit

"Wie das Produkt einer ungeheuren Verdrängungsleistung wirkt deshalb die nach Taten schreiende Empörung über die Vorgänge auf dem Balkan. Dort wird der Westen offenbar mit den von ihm nie überwundenen oder von ihm aufgegebenen Geschäftsgrundlagen dessen konfrontiert, was er als seine Zivilisation bezeichnet: Tiefgefrorene Barbarei. Nun herrscht Tauwetter, und den Zivilisationsaposteln graut davor ... Mit Gewalt, auch militärischer, wollen sie scheinbar Fremdes niederringen, das sie in Wahrheit selber sind."(10) Der letzte Satz erklärt, warum die Kriege gegen Jugoslawien im vergangenen Jahrzehnt nicht nur faktisch deutsche Kriege waren, sondern es sein mußten, warum Deutschland sich so derartig an Serbien fest gebissen hat. In der Wahrnehmung der Deutschen schlüpft Serbien in Rolle eines nicht durch Besatzungsmächte gebändigten Deutschlands. Ein kollektiver Voyeurismus kann nicht genug kriegen von dem medial aufbereiteten und zumeist schlicht erlogenen "ethnischen Säuberungen" und "Groß-KZs" begangen bzw. errichtet durch ein Volk, das sich angeblich ohne jede Opposition oder Widerstand hinter einem Führer in einem aussichtslosen Kampf gegen den Rest der Welt schart. Deutschland sieht in den Spiegel der eigenen Vergangenheit, die nur vergangen, aber nicht verschwunden ist. An einem Staat, der vielleicht deshalb heute das Pech hat, den Deutschen als Projektionsfläche zu dienen, weil seine Bevölkerung unter den Deutschen gelitten hat wie kaum eine andere und doch nie vor ihnen kapituliert hat, bestraft man die Dinge, für die man selbst bestraft worden ist und die man gerne wieder täte. Die Deutschen verbindet mit der "atlantischen Revolution" (D. Diner), die ihnen nicht nur den Führerstaat nahm, sondern obendrein auch – mit einiger Verzögerung zwar – die Arbeitslosigkeit zurückbrachte, ein besonders Verhältnis unterdrückter Wut auf die Zirkulationssphäre. Im "Menschenrecht", das bei Deutschland mit speziell antiserbischer Spitze versehen, auf der Spitzenposition des Strafkatalogs gegen die Rest-Welt steht, wird sowohl die alte Kränkung durchs System des freien Marktes als auch die durch seine jüngste Gestalt, die den Sozialstaat deutscher Prägung zu einer entkernten Ruine zu machen droht, am Ersatzobjekt gerächt. Des Orakels von Bellevue, Roman Herzogs moralische Legitimation für deutsche Raketen auf Belgrad, spricht es in aller nur möglichen Deutlichkeit aus: "... der Frieden und die Wahrung der Menschenrechte, darf nicht einmal für einen Moment aus den Augen gelassen werden. Aber die Erfahrung der Unfreiheit verpflichtet uns in besonderem Maße, für die Freiheit einzustehen. Wir geben damit nur zurück, was uns selbst gegeben wurde." (Tagesspiegel, 25.5.99)

Der Krieg ohne Begeisterung

Der Krieg gegen Jugoslawien ist einer der Aggressoren gegen sich sich selbst um nichts, daher schon die Vorschau auf den ungezügelten Krieg aller gegen jeden, den man nicht gewinnen und deshalb auch nicht beenden kann. Der "Krieg neuen Typs" entpuppt sich als die Wiederkunft des ältesten Typs: "Es sind keine materiellen Interessen des Westens erkennbar. Schließlich geht es nicht um Erdölquellen, sondern um Menschenrechte." (Tagesspiegel, 20.5.99) Diese These drückt aus, wie selbstverständlich bereits die kollektive Asozialität zur Tugend werden konnte, daß sogar das kleinste Licht unter den sozialdemokratischen Leuchten, Wolfgang Thierse, damit um Applaus hausieren ging und ihn auch bekam – vermutlich das erste mal in seinem Leben, daß er sich sicher sein konnte, daß er aus vollem Herzen der Zuhörer kam. Fast erscheint einiges am alten Kolonialismus, der unter dem Deckmantel der Christianisierung sich tatsächlich bereicherte, weniger schrecklich, als die reine Ethik mit der heute auf Zerstörung gegangen wird. Weil der Kolonialismus des Natur- und Menschenmaterials noch zur Ausbeutung bedurfte, wurden die von ihm verübten Verbrechen noch im Rahmen einer mörderischen aber kalkulierbaren Rationalität verübt. Keine Grenzen mehr kennt das objektiv wahllose und nur von kollektiv-subjektiver Paranoia gesteuerte Losschlagen auf die Welt zur Vertreibung eines Gespenstes, das die vorwärtsverteidigte Werteordnung des Westens selber ist. Thierses Statement, das wie beliebig viele andere, das Ende des "Interessenkrieges" ausposaunt, klingt für bare Münze genommen, furchterregender als wenn es eine berechnende Lüge wäre.

Die Kategorie des Interesses ist schon irreperabel beschädigt, seit die Selbstbewegung des Kapitals die durch es bezweckte Selbsterhaltung nicht nur periodisch, sondern im Dauerzustand dementiert. Da die Selbsterhaltung wiederum nur auf Basis des allgemeinen Äquivalents zu realisieren ist, sind die Kriege dieses Jahrhunderts zunehmend vom Versuch der Subjektivität geprägt, aus diesem Höllenzirkel ausbrechen um in ihm verbleiben zu dürfen. Die Kriegsanlässe wurden zunehmend zu durchschaubaren Rationalisierungen, des eigentlichen Ziels, des Krieges selber. Wenn nicht schon der erste Weltkrieg, so stellt auf jeden Fall der Zweite Weltkrieg des nationalsozialistischen Deutschlands einen infernalischen Endpunkt der Geschichte der "Interessenkriege" dar (11) .

Deswegen ist auch das widerwärtige Herbeizitieren von Auschwitz zu einem Reflex der Kriegsherren geworden. Die Ritualisierung der ständig ungefragt aufgetischten Kosovo=Auschwitz-Lüge kann mit vollem Recht als das vielleicht einzige wirkliche – insbesondere deutsche – Kriegsziel benannt werden. Nicht aus irgendeiner Berechnung heraus, zu der die authentizistischen Moralpriester Fischer und Scharping überhaupt nicht in der Lage wären, aber handelt diese neueste Spezies. Es spricht aus ihnen. Viel zu sehr erkennen sie sich selber in der Rolle des vom Wahnsinn geschüttelten Leviathan, der seinem mörderischen Haß aufs Finanzkapital gegen sich selbst hätte kehren müssen, es aber vorzog die Zerrüttung seines Nationalkredit an sechs Millionen Juden zu bestrafen. Eine Übertragungsleistung, zu deren exakter Wiederholung es schwerlich wieder kommen kann, deren Funktionsweise sich aber im Subjekt erhalten hat.

Das autonome Subjekt, das kühl Vor- und Nachteil seines Handelns abwägte, ist verschwunden zugunsten eines Typus von Angst- und Neidbeisser. Der rationalisiert sein Verhalten als moralisch begründetes Recht, weil das klassische Recht, für ihn jeden Sinn verloren hat. Dieses heute als bloß formales Recht denunzierte, sieht nämlich von subjektiven Intentionen bewußt ab, und setzt ein wechselseitiges Interesse an Existenz und Unbeschadetheit des Konkurrenten voraus, der als Tauschpartner auch Medium der eigenen Selbsterhaltung war, und nicht nur Spiegel der eigenen Überflüssigkeit. Für das, was Clinton, Blair, Schröder, Fischer, Herzog und Scharping als Recht bezeichnen, gilt das gleiche, was Horkheimer für die Ökonomie feststellte: Seine neueste Gestalt ist zugleich seine älteste. Offener denn je tritt nun zutage, was den Bürger insgeheim schon immer umtrieb. Pohrt notierte dazu bereits 1982: "Paranoide Angst, die den Angreifer fürs eigene Bewußtsein in den Bedrohten verwandelt, trieb, von der Eroberung Südamerikas bis zum Nachrüstungsbeschluß, den Bürger unanhaltbar voran. Die Angriffslust kann man, wie jede Lust, verlieren; nicht aber den Selbsterhaltungstrieb ... Die Lust, in Afrika Schwarze zu jagen, hätte einmal erlahmen können; nicht so der Pflichteifer, im Kongo das Vaterland zu verteidigen und die abendländische Welt zu retten."(12) Die Feststellung Habermas’ in der Zeit vom 29.4.99, daß der Krieg – wie Deutschland, das ihn vom Zaun brach – zivilisierter geworden sei, weil es an "militaristischer Begeisterung" für ihn fehle, deutet aufs glatte Gegenteil des Behaupteten hin: Das Töten ohne Begeisterung ist – einmal begonnen – wahllos und fast unmöglich zu beenden, denn Begeisterung kann erlöschen, wenn sich die erwünschten Ziele nicht einstellen. In einer definitiv unbrauchbar gewordenen Welt, angefangenen in ihrem abgeschriebenen Teil, der außerhalb der Zonen liegt, in denen noch nennenswerte Handelsströme sich bewegen, gibt es keine Ziele, sondern nur als moralische Pflicht empfundene Zwanghaftigkeit, die das Morden steuert. Der "Gewissenskrieg" (Zeit, 10.6.99) ist ein gewissen-hafter Krieg.

Uli Krug (Bahamas 29 / 1999)

Anmerkungen:

  1. Die Begriffe sind Habermas’ Essay "Bestialität und Humanität" aus der Zeit vom 29.4.99 entlehnt
  2. "Trotzdem sind sie [die Bosse, U.K.] immer die Gewinner der Kriege gewesen. Wo sämtliche Produktionsanlagen und die Infrastruktur zerstört sind, kann alles von vorne (!) beginnen. Verfahrene Konkurrenzsituationen lösen sich wie von selbst (!) und die Karten werden neu gemischt." Nicht nur den an Roosevelts new deal erinnernden Tonfall, auch die Haltung zum Geld als einem nützlichen Ding, das nur diesem Kreislauf von "produktiver Zerstörung" (Schumpeter) entrissen werden müsse, um so erstrebenswerten Dingen wie Ausbildungs- und Arbeitsplätzen dienen zu können, teilen diese Marxisten-Leninisten mit ihren sozialdemokratischen Verwandten von PDS bis Linksruck.
  3. Auflistung aus einem Flugblatt der Besetzer der AL-Geschäftsstelle in Berlin
  4. So schrieben beispielsweise in der Jungle World 22/99 die Autoren Uwer/v.d. Osten-Sacken, daß "Migrationseindämmung zum Kriegszweck wird"
  5. Es handelt sich um ein mehrheitlich von moslemischen Serben bewohntes Gebiet von der Größe zweier mittlerer BRD-Landkreise an der Westgrenze Jugoslawiens zur Republika Srpska.
  6. Vgl. MEW 25, 390f. Speziell Kurz’ notorischem Widerpart, Thomas Ebermann, der in konkret 7/99 wieder einmal die "ökonomischen Interessen" nach dem Motto "Und ewig winkt der Mehrwert" als Kriegsgrund herbeibemüht, seien diese Marxschen Passagen dringlich empfohlen.
  7. W. Pohrt: Das Jahr danach, Berlin 1992, 256f
  8. Einen Titel, den er erheblich mehr verdient als Milosevic. Die Verteidigung Israels war nicht Ziel dieses Krieges , sondern ein absolut notwendiger Nebeneffekt (Wäre es anders, hätte man Hussein tatsächlich stürzen und den Irak komplett demilitarisieren müssen). Aber gerade dieser Nebeneffekt war es wohl, der die Opposition gegen diesen Krieg auf die Straße gebracht hat, von der im Jugoslawienkrieg kaum etwas zu sehen ist. Man stelle sich vor, das verhaßte Israel wäre außen vor gewesen und die Kuweitis wären zu vom atheistischen Irak ausgebeuteten muslimischen Kuweitaren ernannt worden, in deren Namen und Recht Deutschland eingegriffen hätte, dann hätte es keine solche Opposition gegen diesen Krieg gegeben. Denn, wenn nur der völkische, antisemitische wie antiamerikanische Reflex noch Scharen auf die Straße treibt, muß man sich diesen nur offiziell dienstbar zu machen wissen, wie im zurückliegenden Krieg geschehen.
  9. Die perverse Begeisterung für die serbischen Greuel, die stets an Frauen und Kindern begangen werden, wirft nicht nur die Frage auf, mit welchen potentiellen Triebtätern man es mit der Spezies deutscher Zeitungsleser zu tun hat, sondern signalisiert nur noch unter einem dünnen Firnis von Rationalisierung verborgene Lust am massenhaften Töten der "Schwächsten", d.h. der Überflüssigsten: Die lüsternen Projektionen sind direkter Ausfluß des Marktdarwinismus, der die Zivilisation ihren vorgeblichen Verteidigern bereits so unerträglich gemacht hat, daß sie kaum an sich halten können, die "Sau rauszulassen".
  10. W. Pohrt: Harte Zeiten, Berlin 1993, 111
  11. Weder hätte das geraubte Gold die deutschen Außenhandels – und Schuldenprobleme lösen können, noch hätte der versprochene Lebensraum im Osten der Bevölkerung einen Anreiz geboten, in den Krieg zu ziehen. Die Akquirierung von Arbeitskraft wird von der industriellen Menschenvernichtung dementiert, die dem korrespondiert, daß der NS schon kaum wußte wohin mit der in den eigenen Landesgrenzen wohnenden überschüssigen Arbeitskraft – außer in den Krieg (die deutsche) oder in die Gaskammer (die jüdische)
  12. W. Pohrt: Die Zukunft der Vergangenheit, in: Ders.: Endstation, Berlin 1982, 52

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