Titelbild des Hefts Nummer 56
weiße Rasse – schwarze Klasse
Heft 56 / Herbst 2008
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Heft 56 / Herbst 2008

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Inhalt des Hefts Nr. 56

Am 22.10.2008 fasste Professor Renate Köcher für die FAZ die Ergebnisse der jüngsten Allensbach-Studie zusammen: „Die Mehrheit der Bevölkerung ist angesichts der Nachrichten ratlos und verunsichert“ und „hat das Gefühl, ihr fehle jegliche Urteilsbasis.“ Und doch sei „zugleich der überwältigenden Mehrheit bewusst, dass die Folgen der Krise, für welche die meisten die Vereinigten Staaten verantwortlich machen, für Deutschland riesig sind.“ Dieser Befund ruft geradezu nach einer Neuauflage sozialistischer Kampfliteratur fürs verunsicherte Volk.

Schon am 8.10. platzierte der Berliner Tagesspiegel auf der ersten Seite einen Kommentar in Reimen, in dem es unter anderem hieß: „Der kann sich freuen, der die nicht kennt!/Ihr fragt noch immer: Wen?/ Sie borgen sich Geld für fünf Prozent/und leihen es weiter für zehn. (…) Sie sind die Hexer in Person/ und zaubern aus hohler Hand./ Sie machen Geld am Telefon/ und Petroleum aus Sand“. Die Folgen für den kleinen Mann liegen auf der Hand: „Das Geld wird flüssig. Das Geld wird knapp. / Sie machen das ganz nach Bedarf. / Und schneiden den anderen die Hälse ab. / Papier ist manchmal scharf.“ Nachdem Mitte des Monats Zonen-Schimanski Peter Sodann öffentlich davon geträumt hatte, als wirklicher Kommissar einmal Josef Ackermann von der Deutschen Bank festzunehmen und ins Gefängnis zu werfen, um daraufhin seinerseits hinausgeworfen zu werden, entdeckte auch Renate Künast ihre poetische Ader und rief aus: „Mach dich vom Acker, Mann“ (Taz, 22.10.). Ein Schwede, der professionell mit Literatur beschäftigt ist, hatte sich schon Ende September so seine Gedanken gemacht und trat an die Mikrofone, um zu verhindern, dass einer der beiden größten lebenden Romanciers mit Ehren überhäuft werde. Amerikanische Schriftsteller seien zu isoliert und zu unwissend, um große Literatur schreiben zu können. „Sie übersetzen nicht genug und nehmen nicht wirklich am großen Dialog der Literatur teil.“ Sie seien zu empfänglich für Trends ihrer eigenen Massenkultur – „das zieht die Qualität ihrer Arbeit nach unten“ (FAZ, 2.10.). Die Warnung von Horace Engdahl, dem Ständigen Sekretär der Schwedischen Akademie, die für die Vergabe des Literaturnobelpreises zuständig ist, stieß bei seinen Kollegen auf volles Verständnis, mit der Folge, das Phillip Roth und John Updike erneut leer ausgingen und der Preis wie schon in den Fällen Dario Fo, Günther Grass, Harold Pinter und Doris Lessing an einen literarischen Zwerg mit ausgesprochen europäischer, ganz dem Dialog verpflichteter Haltung ging: Jean-Marie Gustave Le Clézio.

Der hat zwar keine Kampfgedichte gegen Banker geschrieben wie Erich Kästner, dessen 1929 erschienener Hymnus an die Bankiers 79 Jahre und eine Krise später aktuell genug war, um als Tagesspiegel-Leitartikel neu abgedruckt zu werden, dafür ist es Le Clézios Anliegen, die „Verwirrung und Furcht in den großen Städten des Abendlandes“ aufzuzeigen. „Er wollte von den großen Städten weg, um im Kontakt mit den Indianern eine neue geistige Wirklichkeit zu finden“, weshalb sich manches „von seiner Faszination für Mexicos großartige [!] Vergangenheit“ in seinen Büchern findet. Eines davon heißt programmatisch „Wüste“, und seine „Hauptgestalt, die algerische Gastarbeiterin Lalla, (ist) ein utopischer Gegenpol zur Hässlichkeit und Brutalität der europäischen Gesellschaft“. Aber Le Clézio kann auch positiv sein: „Der Hang des Schriftstellers zum Traum vom irdischen Paradies kommt in den letzten Jahren“ verschärft „zum Vorschein“. Zum Beispiel dann, wenn er „das Leben auf den Inseln in Ozeanien (dokumentiert), das dann verloren geht, wenn sich die Globalisierung vordrängt“. Man ist gespannt, wie ein europäischer Wüstenbewohner, der seit über 40 Jahren als „ein Magier (in Erscheinung tritt), der die Worte aus dem degenerierten Zustand der Alltagssprache (hervorhebt) und ihnen die Kraft wiederzugeben sucht“ mit der Sprache zurechtkommt. Auch das kann man in der „Bibliographischen Notiz“ über Le Clézio von Svenska Akademien, aus der auch die anderen Zitate stammen, erfahren: Sein Roman „Ourania“ (2005) „spielt in einem abgelegenen Tal in Mexico, wo die Hauptgestalt, das alter ego des Verfassers, eine Kolonie von Suchenden antrifft, die die Harmonie des Goldalters wiedergewonnen und die verderblichen Bräuche der Zivilisation abgelegt haben, darunter die gewöhnlichen Sprachen.“

Dieses Bahamas-Heft handelt ausschließlich von der aktuellen Finanzkrise, die in Wirklichkeit eine Fiebererkrankung des bürgerlichen Subjekts ist, und folgt gegen die Delirierenden der Einsicht, dass „die bürgerliche Gedankenwelt, wie sie sich in den Werken der Shakespeare, Goethe, Gogol, Raimund, Nestroy und Offenbach darstellt“ –, eine Reihe die um die Namen der (kleineren) Roth und Updike ergänzt werden kann,– weit mehr kritische Einsichten über den Charakter der jüngsten Krise enthält, als die Hohnhymnen auf Banker, Amerikaner und andere Juden, wie sie derzeit feilgeboten werden. Denn die Redaktion ist mit Karl Kraus davon überzeugt, „dass die bürgerliche Gedankenwelt, selbst dort, wo sie tief unter dem Niveau der genannten Schöpfer liegt, Leistungen hervorbrachte, die berghoch über alles ragen, was die sozialistische, in sozusagen deutscher Sprache, bis heute produziert hat“ (Die Fackel, Nr. 890–905). Hinzuzufügen ist lediglich, dass inzwischen alle nachbürgerlichen, zivilisationsmüden Hetzschriften gegen die großen Städte und die „gewöhnlichen Sprachen“, die z.B. in sozusagen französischer Sprache produziert werden, genauso den Leistungen des Sozialismus zuzuschlagen sind, von dem Kraus sprach. Zum Personal dieser Ausgabe zählen Kampfliteraten aus Frankreich wie der frühere Kulturminister Jack Lang, aus den USA wie die Mitarbeiter der Publikation Race Traitor (Rassenverräter), aus der Schweiz wie der Dichter Adolf Muschg, aus Deutschland wie der Professor der Stadtsoziologe Hartmut Häußermann und die Professorin und Genderexpertin Antje Hornscheidt, aus Österreich wie der Schriftsteller Michael Scharang, oder aus Kolumbien wie die Grünen-Politikerin Ingrid Bétancourt – sie sind alle, jeder auf seinem Gebiet, Meister der Krise, die „auf der Suche nach der Harmonie des Goldalters“ ihr Geld verdienen und dann, wenn die panischen Gesellschaften ihre „Faszination für Mexicos großartige Vergangenheit“ zu verwirklichen beginnen, sich mit Sicherheit auf der richtigen Seite des Opferblocks aufstellen werden.

    • Warum Obama als Präsident zwar Der nächste Carter würde, ihm aber der Umbau der Vereinigten Staaten zur Provinz Europa nicht gelingen wird, erläutert Uli Krug.
    • Dass Islamkritik und Politik im Namen des Volkszorns nichts mit Kritik und viel mit direkter Demokratie zu tun hat, erklärt Café Critique.
    • Okay-Verdiener im Überlebenskampf trinken Bionade und tragen Jack Wolfskin. Justus Wertmüller und Sören Pünjer über neue Formen deutscher Zivilisationsfeindschaft.
    • Amerikas Lieblingskind geht jetzt zur Hölle, so siegesbewußt ging es in den Krieg gegen Georgien. Karl Nele über den jüngsten großrussischen Feldzug.
    • Wer den Blues spielt, wird kein Schwarzer, sondern bestenfalls Bluesmusiker. Walter Benn Michaels erklärt, warum der Antirassismus derlei Banalitäten verdrängt. Autobiography of an Ex-white Man.
    • Aus Scheiße Gold machen, war schon immer eine Eigenschaft postmoderner Theorie. Philippe Witzmann über die neuesten Blüten dieser Ideologie.
    • Weshalb Kultur als Propaganda zum Heilsbringer europäischer Identität aufgenordet wird, erläutert Jörg Huber.
    • Ein paar Brocken negative Dialektik plus ML-Grundkurs: fertig ist die einzige linke Publikumszeitschrift. Gerhard Scheit über Konkret oder das endlose Elend der Studentenbewegung.
    • Spätestens dann, wenn Hermann Ludwig Gremliza, Der größte Kommunist im ganzen Land, an Justus Wertmüller meint lernen zu können und nicht von ihm, ist der Nachruf fällig.
    • La Contrarrevolución. Der Niedergang der FARC als Bedingung der Möglichkeit eines besseren Kolumbiens, von Thomas Becker.
    • Liberals mugged by islamofascists? Gerhard Scheit über die europäischen Neocons unter besonderer Berücksichtigung der französischen.
    • So harmonisch wie Bei Mutter Beimer zu Hause wünschen es sich linke Stadtsoziologen und ziehen deshalb gegen Gentrification zu Felde, von Matthias Hippler.
    • Gegen Die große Flut kämpft derzeit eine Volksfront von Berlin. Claudia Dreher über die Gentrification-Hysterie in der Hauptstadt.

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