Titelbild des Hefts Nummer 52
Der Sozialismus des 21. Jahrhunderts
Heft 52 / Frühjahr 2007
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Titelbild des Hefts Nummer 52

Der Sozialismus des 21. Jahrhunderts

Heft 52 / Frühjahr 2007

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Inhalt des Hefts Nr. 52

Die Redakteure dieser Zeitschrift können sich hartnäckig kolportierte Gerüchte, wonach sie alle, oder doch einige von ihnen ausgerechnet im Berliner Stadtteil Kreuzberg lebten, nicht recht erklären. Was sollten sie ausgerechnet dort? Ein Wettbüro betreiben? Wie „Joachim Hennig, seit 15 Jahren Sozialarbeiter im Kreuzberger Kiez“, sich professionell mit „unbequemen, fallengelassenen Jungs zwischen 16 und 28, Schulabbrechern ohne Chance auf Beschäftigung“ befassen, jungen Männern türkischer und arabischer Abstammung, die aggressiv erklären: „Die Naunynstraße gehört uns“? (Tsp, 10.4.07) Noch nicht einmal das unverwechselbar urbane Flair, das von Bioläden, Esoterikbuchläden, Frauenzentren und eben Wettbüros ausgeht, lädt Bahamas-Redakteure zum Verweilen ein; am allerwenigsten aber der Umstand, dass als bundesweit erster Standort für eine Rudi-Dutschke-Straße natürlich Kreuzberg ausersehen wurde, bestätigt durch ein Plebiszit. Selbst die Süddeutsche Zeitung warnt: „Wer in Berlin-Kreuzberg wohnt, ist umgeben von Menschen, die mal aus biederen westdeutschen Elternhäusern ins aufsässige Kreuzberg geflohen sind. Inzwischen sind viele Anwälte oder Medienfritzen, also Akademiker und immer noch überzeugt, irgendwie weltoffener zu sein als der Rest der Welt.“ (10.4.07) Nein, dort wo man noch Springers gute alte Mopo(Berliner Morgenpost) im Abo hat, beim Bäcker von rüstigen Rentnern manierlich gegrüßt wird und Hundebesitzer, die die Kötel ihres Lieblings vom Bürgersteig klauben, nicht die Ausnahme sind, ganz tief im Südwesten der Stadt also, lebt es sich entschieden angenehmer.

Das Gerücht scheint einen anderen Hintergrund zu haben. Die Redaktion wurde in letzter Zeit mehrfach von Lesern darauf hingewiesen, dass auf verschiedenen Weblogs die Bahamas als eine Kreuzberger Zeitschrift verunglimpft werde. Richtig ist, dass die Kreuzberger Verhältnisse in der Bahamas regelmäßig Gegenstand von Artikeln werden, so auch in diesem Heft. Wer aber zum Beispiel in Jan-Georg Gerbers Artikel „Aufstand der Arschlöcher“ einen Beitrag zur Heimatkunde erkennen will, ist noch nicht einmal ein beleidigter Kiezpatriot, sondern stört sich daran, dass er schon wieder keine gedanklichen Höhenflüge auf hochtheoretischem Niveau geliefert bekommt, sondern vom Ideologiekritiker, der bekanntlich die Empirie nicht verachtet, in die Niederungen des deutschen Alltags gezerrt wird, den er glaubt, nicht kennen zu müssen. Man muss nicht an jeder Mülltonne schnuppern, schon gar nicht, um sich hinterher gegenseitig der eigenen Vollkommenheit zu versichern. Man wird aber nicht umhin kommen, den zu kritisierenden Erscheinungen ihre Agenten und Kolporteure genauso zuzuordnen wie das Milieu, dem sie zugehörig sind. Die Bahamas, die kürzlich von einem blamierten Freund Israels als „berufene Seite der Szene“ entlarvt wurde, die Jean Améry „die Kritik an der deutschen Linken nie verziehen“ hätte, beschäftigt sich in der Tat mit deutschen Linken und ihren Szenen. Wenn es sein muss, auch mit einer Bewegung, die gar nicht mehr links sein will, aber auf israel-solidaritaet@yahoogroups. com die Verantwortung für ihren größten Flop ausgerechnet denen zuschustert, von denen sie noch rechtzeitig gewarnt worden war. Die linken Szenen, die diese Zeitschrift ins Visier nimmt, sind auch nur ausnahmsweise sogenannte revolutionäre Zusammenhänge, die in „emanzipatorischer Absicht“ der NPD die Inhalte klauen. Die interessieren nur, wenn in ihren obskuren Publikationen und Aktivitäten ausnahmsweise wirklich in avantgardistischer Weise Schrecknisse vorweggenommen werden, von denen die Redaktion ahnt, dass sie demnächst Gegenstand eines Leitantrags auf dem SPD-Parteitag sein werden. Kreuzberg ist keineswegs eine Chiffre für alle möglichen hässlichen Erscheinungen, sondern die wirkliche Heimat eines Menschenschlags, der gern im eigenen Revier schon einmal austestet, was er der ganzen Republik demnächst zumuten will, und zum Beispiel kriminelle türkische Jugendliche deswegen vor Kritik und Förderung in Schutz nimmt, weil er sie unter die Kuratel von kriminellen Vereinigungen wie Moscheeverbänden oder den vereinsmäßig konstituierten Agenturen des Türkentums stellen will. Kreuzberger Heimatkunde ist noch nicht einmal vornehmste Domäne der Einheimischen, geschweige denn der Bahamas, sondern die einer Republik, deren Repräsentanten zunehmend so fühlen und sprechen wie die Bewohner dieses Kiezes, die weiterhin wider alle Wahrheit von sich behaupten, sie befänden sich im Widerstand gegen das „System“ und sein „Establishment“. Im trotzigen Widerstand befindet man sich zum Beispiel dann, wenn man als „die berufene Seite einer Szene“, es nicht verwinden kann, dass Antideutsche die deutschen Linken ins Zentrum ihrer Kritik gestellt haben, das formuliert: „Aus diesem Grunde bejahen Antideutsche alle Maßnahmen israelischer Politik. Kritiker werden reflexhaft als Antizionisten oder ‚Judenhasser’ diffamiert, ohne sich wirklich argumentativ mit ihnen auseinanderzusetzen.“ Das ist nicht deutsch, aber deutlich und kann nur von Leuten stammen, die mit dem Rücken gegen die Wand Abwehrschlachten gegen einen übermächtigen Feind schlagen. Die Kreuzberger, die hier im Widerstand stehen, bilden einen anonymen emanzipatorischen Zusammenhang, der seine Einsichten im Oktober 2006 im Netz unter „www.im.nrw.de/Verfassungsschutz“ in der Rubrik Linksextremismus veröffentlicht hatte.

Die Redaktion gibt zu, dass es auch im Südwesten Berlins nicht immer nur angenehm ist, dass man auch unter Mopo-Lesern schon die ersten Kreuzberger aus Neigung trifft und träumt sich manchmal weit weg ins idyllische Roznov, wo die Welt noch in Ordnung ist. Von dort erreichte sie kürzlich folgender Brief: „Sehr geehrte Damen und Herren, ich interessiere mich sehr für Ihre Zeitschrift. Vor ein paar Jahren habe ich von Ihnen gratis ein paar Exemplare erhalten und diese gelesen, und ich war begeistert. Bei uns kann ich es nicht kaufen, ich bitte Sie also sehr herzlich darum: Schenken Sie mir bitte (wenn es geht) noch ein paar alte Nummern, ich wäre sehr froh. Es ist sehr interessant und ich will damit meine Studenten bekannt machen. Als Deutschlehrer arbeite ich damit in der Deutschstunde und meine Studenten sind sehr begeistert. Ich danke Ihnen sehr herzlich und ich wünsche Ihnen viele Erfolge in ihrer schweren, aber bestimmt interessanten Arbeit.“ Das Päckchen ist schon unterwegs.

Zum Abschluss noch ein Hinweis zum Titelbild dieser Ausgabe: Die für den Schriftzug „Der Sozialismus des 21. Jahrhunderts“ verwendete Type trägt die Bezeichnung „Wehrmacht 42“.

    • Zur Beantwortung der Frage, ob der alte Adolf gleich Franklin Delano war oder umgekehrt, haben Kuratoren des Deutschen Historischen Museums eine Ausstellung organisiert, die keine deutschen Wünsche offen lässt. Von Sören Pünjer
    • Die Erde des Vaterlands ist heilig. Wer das dem Türkentum bestreitet, gilt als Verräter und hat sich alles Weitere selbst zuzuschreiben. Von Justus Wertmüller
    • Warum der Zentralrat der Ex-Muslime mit seinen Wortmeldungen gegen islamische Herrschaftskultur und Berufsdialogisten die Zivilgesellschaft empfindlich stören könnte, erklärt Matthias Hippler.
    • Kein bisschen Frieden kann Äthiopiens Armee in Somalia schaffen, solange die Weltgemeinschaft statt einzugreifen den Dialog mit dem Islam predigt. Von Thomas Becker.
    • Vereint gegen Gringo-Terror und Israel sind Iran und Venezuela entscheidender Teil einer Achse der Rackets. Gerhard Scheit zur politischen Ökonomie des Antisouveräns.
    • Äquivalenzprinzip, Almosen, Antisemitismus sind die Eckpfeiler des Ölrentensozialismus Hugo Chávez’. Philipp Lenhard erklärt die bolivarische Willkürherrschaft und ihre Grundlagen.
    • Nicht zu Unrecht reklamieren Nazis den Mythos Dutschke als seitengescheitelten Führer einer nationalen Rebellion für sich. Uli Krug blickt auf die APO-Zeit und ihre Ideen zurück.
    • Sören Pünjer zeichnet nach, wie Rudi Dutschke der Neuen Linken die Reste marxistischer Vernunft austrieb und sie auf Volks- und Heimatliebe einschwor: Von der Vorhut der Massen zur Nachhut des Volksempfindens.
    • Den Nicht-Aufruf der Redaktion Bahamas zu einer geplanten Großdemonstration nahmen einige Israelfreunde zum Anlass für eine offenbar überfällige Abrechnung. Der skandalöse Aufruf zur Demonstration gegen die gefährlichsten Politiker unserer Zeit der Redaktion wird dokumentiert.
    • Israelsolidarische Appelle im Jargon der Friedensbewegung sind das Erkennungsmerkmal eines als Realpolitik verkleideten Ressentiments. Von Tjark Kunstreich
    • Als Freunde Israels dessen mächtigste Feinde nicht beim Namen nennen wollten, musste der Kritiker die Diagnose stellen: Ersatzobjekt Ahmadinedschad. Von Justus Wertmüller
    • Im Januar 2007 warfen Möchtegern-Bewegungspolitiker dem Zentralrat der Juden unsolidarische Zurückhaltung vor. Uli Krug erklärt, warum Frau Knobloch recht tat.
    • Bankrott oder Sabotage? Welche Antworten auf diese Frage die blamierten Sprecher einer gescheiterten Israel-Solidaritätsbewegung gegeben haben, dokumentiert die Redaktion.
    • Das Schlusswort zu einer israelsolidarischen Grossdemonstration, die im Desaster enden musste, spricht die Redaktion Bahamas in ihrer Erklärung Politik und Intrigantentum.
    • Den grotesken Versuch deutscher Qualitätszeitungen in ungeistiger Zeit Jugendliche zu verführen, nimmt Justus Wertmüller zum Anlass, die alte Frage, Ist Zeitunglesen sexy? als sittenwidrig zurückzuweisen.
    • Immer am 1. Mai bereiten Kreuzberger Autonome die Revolution vor. Jan-Georg Gerber blickt zurück auf 20 Jahre Aufstand der Arschlöcher.
    • Eine andere Welt ist möglich! Darin sind sich rote und braune Organisatoren des G8-Protests einig. Karl Nele präsentiert neue Szenen einer sehr alten Hassliebe.

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