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Heft 50 / Sommer 2006
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Inhalt des Hefts Nr. 50

„Will die Redaktion Bahamas jetzt auch zum besseren Deutschland gehören?“, fragte ein besorgter Leser bei der Redaktion per E-mail nach. Grund zu solcher Befürchtung gab ihm der Aufruf „Keine Gastfreundschaft für Volksverhetzer – Solidarität mit Israel – gegen Ahmadinedjad und seine deutschen Neonazi-Freunde“, mit dem ein breites Bündnis zu Kundgebungen anläßlich der WM-Spiele der iranischen Nationalmannschaft mobilisierte, und den die Bahamas mit unterschrieben hat. Der Leser schrieb: „Ich brauche euch sicher nicht darauf aufmerksam zu machen, dass Ahmadinedjads deutsche Sympathisanten und Märtyrer im Geiste nicht nur aus Neo-Nazis bestehen. Genauso gut wisst ihr, dass der Iran keine Gefahr für die ,gesamte zivilisierte westliche Welt‘ ist, sondern einzig und allein für Israel. Für Israel würde aber kein Europäer auf die Straße gehen, ganz im Gegenteil. Ob das von den Autoren des Aufrufs eigenmächtig auf Europa ausgedehnte Bedrohungsszenario fruchtet, wage ich zu bezweifeln. Geübte Islamversteher lassen sich wahrscheinlich nicht einmal durch einen iranischen Erstschlag aus der Ruhe bringen.

Ist nun Demonstrieren nicht wenigstens gut gemeint und auf jeden Fall besser als zu Hause zu bleiben? Ich denke nicht.

Daß der Iran gestoppt werden muss, ist klar. Der zivilgesellschaftliche Versuch dazu hätte allerdings schon 1979 kommen müssen. Heute, wo die Fertigstellung der Iranischen Bombe nur noch eine Frage der Zeit ist, kann ich lediglich hoffen, dass die recht brave Rhetorik der USA und Israels nichts als taktisches Kalkül ist.“

Einen Teil der Antwort haben wir am 17. Juni den auf dem Frankfurter Opernplatz versammelten Kundgebungsteilnehmern schon gegeben, wo die Rede eines Bahamas-Redakteurs verlesen wurde.

Das Manuskript ist seit dem 18.6. auf der Website der Redaktion nachzulesen. Am Anfang des Textes stand die Aufforderung, einige mitgeführte Winkelemente in schwarz-rot-gold wieder einzupacken, was gar nicht so wenige bessere Deutsche unter den Kundgebungsteilnehmern zu Buh-Rufen verleitete. Die sich daran anschließende Aufforderung zur auch militanten Verteidigung der Zivilisation an der Seite Israels und der USA gegen die deutsche und europäische Politik und Öffentlichkeit stieß dann aber auf Zustimmung bei den meisten der ca. 800 Anwesenden, die auch mehrfach Zwischenapplaus gaben.

Breite Bündnisse für Israel sind schwierig. Immer sind auch Appeasement-Politiker wie die schreckliche Claudia Roth mit dabei und auch die Aufrufe sind weit von dem Minimalkonsens entfernt, den man sich wünschte. Aber: Solange es möglich ist, diesen Konsens nachträglich wenigstens per Redebeitrag einzufordern; solange man dafür eben nicht ausgebuht wird, sondern erleichterte Zustimmung von Leuten erfährt, die sich bestimmt nicht als anti-deutsche Kritiker verstehen: Solange ist es „auf jeden Fall besser“, in Frankfurt und anderswo mit seiner israelischen und amerikanischen Fahne mitzudemonstrieren, „als zu Hause zu bleiben“. Die Redaktion ist sich sicher, daß der besorgte Leser das im Grunde ganz ähnlich sieht. Der endete seinen Brief so: „Ich für meinen Teil werde zumindest vorläufig nichts weiter tun, als dafür zu sorgen, dass das iranische Team eine israelische Flagge zu sehen bekommt, wenn es bis zu dem Spiel vordringen sollte, für das ich Karten habe. Dies werden aber hoffentlich Angola, Portugal und Mexiko durch überzeugende Leistungen zu verhindern wissen und dem Iran ein blamables Vorrundenaus bescheren.“

Man muß bei allen Bündnissen, die von sich behaupten, mit Israel solidarisch zu sein, jedesmal neu entscheiden, ob sie dem Ziel noch nützlich sind. In dem Aufruf, den wir unterschrieben haben, wurde gegen „israelfeindliche Hetztiraden“ ein trotziges: „NIE WIEDER! NEVER AGAIN!“ gesetzt. Dem kann sich die Redaktion Bahamas auch bezogen auf ein konkurrierendes Bündnisprojekt zum scheinbar gleichen Gegenstand nur anschließen. Mit einem nicht minder trotzigen „Nie wieder!“ wendet sich die Redaktion an alle Mitläufer einer Konkurrenz-Demonstration, die von Grüppchen veranstaltet wurde, die durch die Bank nicht zur Kundgebung auf dem Opernplatz aufgerufen haben. Gemeint sind alle, die sich nicht zu schade waren, sich einem Fähnlein der pseudo-antideutschen Aufrechten anzuschließen und am 16.6. unter dem abgeschmackten Motto „Solidarität mit Israel! Deutschland das Existenzrecht entziehen!“ durch Frankfurt gezogen sind und damit – vielleicht ja unfreiwillig – die Sache der Kritik an Deutschland genauso verraten haben, wie die gebotene Solidarität mit dem jüdischen Staat. Wer nicht sofort gemerkt hat, daß es hier gerade nicht um Israel ging, sondern um die Bewahrung der eigenen Scheinradikalität, sprich Anschlußfähigkeit an die deutsche „israelkritische“ Linke, der konnte (oder wollte?) natürlich auch nicht verstehen, was der Hauptredner gesagt hatte. Schon dem scheinbar freischwebend irren Titel seines Referats: „Gegen Antisemitismus und Antizionismus – die deutsche Konterrevolution stoppen!“ hätte man doch unschwer die Tirade gegen ein weitverbreitetes Plakat entnehmen können, auf dem ein blau weißes Papierschiffchen abgebildet ist, über dem zu lesen steht: „Für Israel – gegen die palästinensische Konterrevolution“. Wenn einer sagt: „Kommunistische Israelsolidarität stellt keine Bedingungen an das Bestehen dieses Staates, speist sich weder aus der subjektivistischen Begeisterung für Kibbuzim oder Klezmer noch aus Demokratiefandom oder Zivilisationsaffirmation“, dann ist doch offenkundig, daß er nicht gegen Israels Feinde, sondern gegen seine besten Freunde agitiert. Wer ist denn gemeint, wenn abschätzig von „freedom and democracy“ und Zivilisation geredet wird? Doch nicht die Deutschen oder die Palästinenser, noch nicht einmal die Nazis, sondern einzig und allein die USA und ihre sogenannten Vasallen.

Merkt denn keiner mehr, daß ein konservativer Politiker, der Ahmadinedjad in Nürnberg als einen „Verbrecher“ bezeichnet hat, der „in Deutschland nicht willkommen“ sei, der einfach mal aussprach, daß „wer die Vernichtung Israels fordert und die Juden ins Meer treiben will, außerhalb des Bodens der Zivilisation steht“, ein weit verläßlicherer Freund Israels ist, als ein sinistrer Ideologe aus Frankfurt? Aber zu Kundgebungen, an denen der bayerische Innenminister Beckstein, von dem das Zitat stammt, teilnimmt, ruft man halt prinzipiell nicht auf. Da folgt man doch lieber den Rattenfängern vom notorisch antiamerikanischen „Bündnis gegen Antisemitismus Rhein/Main“. Das ist nicht nachvollziehbar? Auch gut. Doch dann sollte man wenigstens konsequent sein und das Plakat mit dem blau-weißen Papierschiffchen, das in nicht wenigen WGs von zu Zivilisationskritikern verkommenen „Kommunisten“ immer noch hängt, herunternehmen und es an die zurückschicken, von denen man es bezogen hat: an die Redaktion Bahamas.

    • Wie der moslemischen Gemeinschaft der Beleidigten in Gestalt eines deutschen Gesetzesparagraphen unverhofft eine strategische Wunderwaffe in die Hände fiel, erzählt Felix Mauser.
    • In der schrankenlosen Demokratie ist das Opfer der Störenfried. Gegen die Tyrannei der Mehrheit erhebt Justus Wertmüller Einspruch.
    • Die Vermählung von Staat und Revolution bewundern deutsche Linke am französischen Etatismus. Uli Krug über die neueste deutsch-französische Romanze.
    • Verwirrt bis ratlos fragen sich französische Nationalisten, ob der Islamnazi Feind, Konkurrent oder Verbündeter sei. Rechtsextreme Mutationen konstatiert Joel Naber.
    • In Kreuzberger Jugendtreffs haben Ayse und Mehmet keine Chance. Dort gilt: Hegemon ist der Sozialarbeiter. Die Katastrophe der Offenen Jugendarbeit bilanziert Matthias Hippler.
    • Wenn ein bekennender Moslem auf deutsch rappt, bedankt sich die nationale Musikindustrie für die Fatwas in Reimform mitdem Echo-Preis.Von Thomas Sayinski und Jakob Baruck.
    • Was ist geblieben vom einstigen Streben des Bürgers nach Autonomie? Das nachbürgerliche Subjekt wünscht sich ein Sterben in Eigenverantwortung. Dagegen fordert Tjark Kunstreich eine Kritik der Medizinkritik.
    • Eine Zonen-Simone im Unglück kommt selten allein. Ob es einen Unterschied zischen bekennenden Zonis und Nazis gibt, erörtert Sören Pünjer.
    • Nach lebenslangem Dienst am Staat sehnen sich heute Prekarisierungsgegner und andere Etatisten. Diesen Alptraum von einer Sache deutet Justus Wertmüller.
    • Sympathie für den perversen Tyrannen vereinigt Muslime und Linke. Gerhard Scheit analysiert den Antirassismus als Ersatz-Islam für Nicht-Muslime.
    • Ob der Kampf um die Ölrente Nigerias mit Che oder mit Allah gewonnen werden wird, ist noch unklar. Einig sind sich dort aber antikoloniale Befreiungskämpfer und moslemische Clanchefs in der Feindschaft gegen die säkulare Regierung. Natascha Wilting berichtet.
    • Weil man den USA endlich zeigen will, wie ein anständiger Weltpolizist sich zu benehmen hat, ist Europas Kongo-Mission beschlossene Sache. Eine neue deutsche Führungsrolle beschreibt Thomas Becker.
    • Eine interessierte Fehlinterpretation einigte im Herbst 2004 das deutsche Feuilleton in einer spontanen Verschwörung gegen die Realität: Wie man Philip Roth mißverstand und schließlich bitter enttäuscht wurde, schildert Jan-Georg Gerber.
    • Begeistert entdecken deutsche Linke den Antifaschisten Wolfgang Abendroth neu und erblicken die Morgenröte der Einheitsfront. Zum 100. Geburtstag eines nationalen Sozialisten gratuliert Claudia Dreher.
    • Anästhesie des Widerstands, 25. Folge: Die Macht des Poeten.

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